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Final Cut - Etzold, V: Final Cut

Final Cut - Etzold, V: Final Cut

Titel: Final Cut - Etzold, V: Final Cut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veit Etzold
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Straßenjungen aus den Slums von São Paulo, trainierten sie und hetzten sie beim Ultimate Fighting in Käfigen aufeinander. Die Zuschauer konnten vorher ihren Favoriten auswählen und bestimmen, wer gegen wen kämpfen sollte.
    Dasselbe, hatte Torino sich überlegt, könnte man auch mit einem Superstar-Format machen. Die Waffen der Straßenjungs sind ihre Fäuste, die der Frauen ihr Aussehen. Lass die Girls mit ihren Waffen gegeneinander antreten wie die Ultimate Fighter aus den Slums, nur eben mit ihrer Schönheit und weiblicher List statt mit den Fäusten, und lass das Publikum entscheiden, wer die Schönste ist. Und der Zuschauer, der die richtige Frau gewählt hat, kann etwas Außergewöhnliches gewinnen.
    Was?
    Na, was wohl?
    Torinos Idee würde die Medienlandschaft erschüttern. Deutschland war New Orleans, und er war der Hurrikan Katrina.
    Die Stewardess am Ausgang nickte ihm zu, während er sie von oben bis unten musterte. Schnuckelig , dachte er, wenn auch nicht vergleichbar mit dem, was in Brasilien herumläuft. Aber wir leben ja auch im verkniffenen Deutschland.
    Er durchquerte den Gang, wobei er Rollkoffer und Ledertasche hinter sich herzog, während der Geschmack des Aspirins allmählich aus seinem Mund verschwand. Das Kinn vorgereckt, während seine braunen Augen unruhig umherhuschten, erweckte Albert Torino den Eindruck, überall dabei sein zu wollen und ständig in Sorge zu sein, etwas Wichtiges zu verpassen. Er bewegte sich mit der fast schon grazilen Eleganz und Leichtigkeit, die eigentümlicherweise vielen untersetzten Menschen eigen ist. Die schwarzbraunen Haare gegelt und nach hinten gekämmt, die Haut braun gebrannt, konnte er fast als Sunnyboy durchgehen, wären da nicht die paar Kilo zu viel auf den Rippen gewesen, die der Sieg von gutem Essen und Wein über Diät und Fitnessstudio mit sich brachte.
    Er nestelte mit der linken Hand den Ohrhörer seines Blackberrys aus der Tasche und steckte ihn ins Ohr. Fünfzehn neue Nachrichten. Wie jedes Mal nach einem Zwölfstundenflug. Nachdem er die letzte Nachricht abgehört hatte, hellte seine Miene sich auf. Tom Myers war da.
    Torino beschleunigte seine Schritte, während er das Kinn noch weiter nach vorn reckte und die Lufthansa Senator Lounge ansteuerte.

4.
    Der Mann war von Kopf bis Fuß in einen schwarzen Latexanzug gekleidet. Darüber trug er einen schwarzen Mantel. Er war groß, mindestens eins neunzig, mit sportlicher Figur. Seine Bewegungen waren geschmeidig und nahezu geräuschlos, wie man sie bei Kampfsportlern beobachtet – eine pantherhafte Leichtigkeit, die binnen eines Wimpernschlags in explosive Brutalität umschlagen kann. Über einer schwarzen Latexmaske trug er eine Gummibrille; in den Händen, die in Gummihandschuhen steckten, hielt er zwei große schwarze Sporttaschen.
    Er zog die Tür mit dem Fuß zu und durchquerte mit schnellen Schritten den Korridor.
    Jakob lag auf dem Bett, die linke Hand an das Gitter gefesselt. Aus der Hi-Fi-Anlage dröhnte Sweep von Blue Foundation.
    »Ich werde dir einen Höhepunkt verschaffen, wie du ihn noch nie erlebt hast«, sagte der Mann, bewegte sich mit insektenhafter Geschwindigkeit ans Bett und ließ die zweite Handschelle um Jakobs freies Gelenk zuschnappen. Sein Blick schweifte durch das große Zimmer. Zuerst blickte er auf den Laptop, der auf dem Schreibtisch stand. Die Giftgiver-Seite war geöffnet, ebenso Jakobs Profil. Der Mann ging zur Stereoanlage, drehte die Musik lauter, huschte dann wieder zum Bett und zog Jakob einen breiten Streifen schwarzes Isolierklebeband über den Mund, bevor dieser überhaupt wusste, wie ihm geschah.
    Jakob wurde mulmig zumute. Was, wenn er an den Falschen geraten war? Zugleich erregte ihn die Unsicherheit, und Wellen von Adrenalin zogen ekstasegleich durch seine Adern.
    Der Mann ging zum Tisch und brach eines der Einwegskalpelle aus der Plastikverpackung. Dann öffnete er eine der zwei schwarzen Sporttaschen und holte eine Edelstahlschale hervor, wie sie im Krankenhaus verwendet wird, außerdem zwei kleine Plastikeimer.
    Was geht hier ab? , fragte sich Jakob, halb ängstlich, halb in erwachender Ekstase. Klinikspielchen? Fäkalerotik? Was will der Typ mit den Eimern?
    Jakob hatte den Gedanken kaum zu Ende geführt, als der Fremde ihm auch schon mit beängstigender Routine beide Füße mit Handschellen an das Bett kettete.
    Ein neuer Song lief auf der CD, Poker Face von Lady Gaga. Er hörte die erste Strophe.
    Russian Roulette is not the same without a

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