Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Terranauten 014 - Im Reich der Geflügelten

Die Terranauten 014 - Im Reich der Geflügelten

Titel: Die Terranauten 014 - Im Reich der Geflügelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Quint
Vom Netzwerk:
Leises metallisches Klappern durchbrach die Stille.
    Llewellyn 709 öffnete die Augen. Ich lebe! dachte er erstaunt. Bewegungslos blieb er liegen und genoß das einzigartige Gefühl, wieder seine Glieder zu spüren, zu denken, zu sein.
    Streiflichtartig und verzerrt durchzuckten Erinnerungen sein Bewußtsein. David terGorden, der sich brüsk abwandte und die Zentrale der MIDAS verließ … Der Laut, mit dem der Hebel einrastete und das Kaiserkraft-Triebwerk aktivierte … Und das Chaos, das Grauen, die Angst, als die Einflüsse des Weltraum II das Schiff zu zerreißen drohten.
    Aber ich lebe, dachte der Riemenmann, und die MIDAS ist unzerstört.
    Die stahlblaue Decke der Steuerzentrale wirkte aus dieser Perspektive seltsam weit entfernt. Trübes Licht drang aus den runden Scheiben der Notleuchten. An der Decke waren die breiten Fluoreszenzplatten erloschen. Die Dämmerung und die ungewohnte Stille lähmten die Tatkraft des Riemenmannes, aber vielleicht lag das auch an den Nachwirkungen des fehlgeschlagenen Raumsprungs.
    Er atmete tief durch, spannte seine Muskeln und dann richtete er sich mit einem Ruck auf. Er kam auf die Beine und stand schwankend da. Schweigend blickte er sich um.
    Der Schock traf ihn fast wie ein körperlicher Schlag.
    Noch verbarg das ungewisse Halbdunkel einen Großteil der Schäden, doch es war bereits eindeutig zu erkennen, daß die MIDAS nur noch ein Wrack sein konnte. Die übergeordneten Einflüsse, die während des Raumsprungs mit dem Kaiserkraft-Triebwerk wirksam geworden waren, hatten die Zentrale in ein Chaos verwandelt. Bildschirme waren zerborsten und glichen jetzt dunklen Mäulern mit Zahnreihen aus Glassplittern. Hier und da, vor allem über dem besonders gesicherten Steuerpult, befanden sich noch einige unzerstörte Monitore, aber sie waren trüb, lieferten keine Bilder, keine Daten, keine Informationen. Die zahllosen Dioden, die Sichtfenster der Instrumente, die Skalen und Lichtsignale auf den Computerwänden und Kontrollpulten waren erloschen. Feine Risse zeigten sich an der Decke. An einigen Stellen hatte sich der Kunststoffüberzug gelöst und hing in langen, dünnen Streifen nach unten – erstarrte Plastiktränen, grau wie die Dämmerung, die die Zentrale erfüllte.
    Der Riemenmann fluchte leise.
    Was war geschehen? Was hatte sich hier abgespielt? Er versuchte, sich zu erinnern, aber da war nur die Schwärze der Bewußtlosigkeit, die ihn kurz nach dem Auftreten der ersten Phänomene aus dem Weltraum II übermannt hatte.
    Cloud!
    Llewellyn wirbelte herum. Wo war der Psyter? Wo waren Leande, Morgenstern, Angila, Altamont … Das schreckliche Gefühl der Verlassenheit stieg in ihm auf, allein zu sein, allein an Bord eines Wracks, das irgendwo in der grenzenlosen Leere des Weltraums verschollen war. Das Blut rauschte in seinen Ohren. Der Riemenmann verwünschte das fahle Licht, das die Konturen verzerrte und lange Schatten warf.
    Benommen schüttelte er den Kopf, wandte sich dem düsteren Block des Steuerpultes zu, vor dem sich der schwere Servosessel wie ein ungefüger Steinklotz abhob. Clouds Sessel … Aber nun schien er leer.
    Entschlossen bewegte sich der Riemenmann. Bei jedem Schritt knirschte Glas unter seinen Füßen. Flüchtig blickte er hinauf zur Decke, zu dem Quadrat der Fluoreszenzplatte, die von Dutzenden Sprüngen durchzogen war. Plötzlich stieß sein Fuß gegen ein Hindernis. Er blieb stehen, bückte sich und verengte die Augen, versuchte das Zwielicht zu durchdringen. Eine Frau! durchzuckte ihn die Erkenntnis. Leande? Nein, das Haar dieser Frau war hell, fast silbern, das Gesicht voller, und der Riemenmann konnte die Umrisse einer langen Narbe erkennen, die sich von der Stirn bis zur Wange zog. Er erinnerte sich an sie. Sie hieß Pija, eine Gefangene aus den Lunakerkern. Kurz tauchte ein Bild in ihm auf, wie sie einige Graue mit einem Laserbohrer davon abgehalten hatte, ihre Gefährten zu verfolgen.
    Die Frau war tot.
    Kalt und hart wirkte ihre Haut, wie Glas, wie Kristall. Seltsam. Llewellyn sah auf sie hinab, auf die verkrümmte Gestalt, deren Silberhaar ihren Kopf wie eine spröde Wolke umrahmte.
    Nirgends eine Wunde, nirgends ein Hinweis darauf, was sie getötet hatte.
    Und Cloud … Vergeblich tastete Llewellyn mit seinen PSI-Sinnen nach den Gefährten.
    »Scanner!« keuchte der Riemenmann. »Scanner Cloud!« Sein Keuchen wurde zu einem Schrei, der gellend die Stille zerschnitt.
    Ein Geräusch ließ ihn herumwirbeln.
    Das schwere Schott der Steuerzentrale

Weitere Kostenlose Bücher