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Finish - Roman

Finish - Roman

Titel: Finish - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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ist um fünf«, rief ihm der Schreiber nach. »Aber ich glaube nicht, dass das für Sie von Belang sein wird, Cowboy«, murmelte er in sich hinein.
    Es war vier Uhr. Die Gesichter in dampfende feuchte Tücher gewickelt, die Rückenlehnen ihrer Barbierstühle nach hinten gekippt, saßen Professor Moriarty und Marshal Boone nebeneinander vor den beschlagenen Spiegeln in Lung Chows Friseursalon. Eine Zigarre ragte aus Boones Mund, deren Rauch sich mit den Dampfschwaden über ihm vermischte.
    »Es gibt doch wohl kaum etwas Befriedigenderes als eineanständige Rasur, oder, Marshal?«, sagte der Schauspieler mit seiner tiefen, sonoren Stimme.
    »Doch«, brummte Boone an seiner Zigarre vorbei. »Aber bei den 100 Silberdollar, die ich im Finale auf den Franzosen gewettet habe, darf ich an solche Sachen gar nicht denken.«
    »Sie haben auf Ledoux gewettet?«, fragte Moriarty neugierig, während der Barbier ihm die heißen Tücher vom Gesicht nahm und sie durch kühlere ersetzte.
    »Beim Halbfinale hab ich 100 Kröten mit ihm gewonnen«, entgegnete Boone.
    »Zwischenlauf«, korrigierte ihn Moriarty. »In Läuferkreisen heißt das Zwischenlauf.«
    »Zwischenlauf, Halbfinale, nennen Sie es, wie Sie wollen«, brummte Boone. »Hut ab vor Ihrem Fachwissen. In Ihrer Glanzzeit haben Sie wohl ein paar große Dinger gewonnen, zumindest hab ich das gehört. Aber dieser Franzmann, unser Schneller Mann, der ist ’ne halbe Sekunde über die Sollzeit gelaufen, und das über 130 Meter. Im Finale schafft der noch zwei Zehntelsekunden mehr, vielleicht drei.«
    »Und kann der auch laufen, wenn’s um Geld geht?«, bohrte Moriarty, während Lung Chow sich beim Wechseln von Boones Tüchern bemühte, nicht an die Zigarre zu stoßen.
    »Todsicher, Moriarty. Einen schnelleren Mann als Ledoux gibt’s hier nicht«, erklang eine durchdringend hohe Stimme von der Tür. Es war Carl Medina, der Falschspieler, der die Bürger von Canyon City an diesem Morgen um rund 100 sauer verdiente Dollar erleichtert hatte. Schlank und adrett lehnte er in der Ladentür und zog eine goldene Uhr aus der Tasche seiner gelb geblümten Weste. »Noch 50 Minuten, meine Herren«, sagte er, ließ die Uhr wieder in die Tasche gleiten und nahm auf dem dritten Stuhl neben dem Fenster Platz. »Und ich hol mir 500 Dollar, Mr. Ledoux sei Dank.«
    Er nestelte einen Zettel aus der Innentasche seiner Jacke und warf einen Blick darauf. »Da steht’s«, sagte er. »Die Stoppuhr lügt nicht. Ledoux dreizehn Komma fünf Sekunden, und dabei trällert der noch die Marseillaise. McCluskey und Withers dreizehn sechs, mit Hängen und Würgen. Dieser Cowboy –«
    »Buck Miller«, bemerkte Moriarty.
    »Richtig, Miller«, sagte Medina und lehnte sich zurück, um sich von dem Chinesen das Gesicht mit weißem Rasierschaum einseifen zu lassen. »Ich hab noch nie was von dem gehört, aber der ist dreizehn sieben gelaufen und hat auf dem letzten Loch gepfiffen. Von dem kommt nicht mehr viel.«
    Moriarty stand auf und wischte sich mit dem Tuch die Seifenreste von den Wangen. Er betrachtete sich kurz im Spiegel und lächelte. Die Haut seines sonnengebräunten Gesichts glich feinstem Papyrus, und seiner krummen Adlernase zum Trotz huldigte das zufriedene Lächeln in Lung Chows Spiegel seinem guten Aussehen. Er fuhr sich mit den Händen durch die schwarzen Locken, strich sich das Revers glatt und zog die Fliege fest.
    »Ich habe auf den jungen Miller gesetzt«, sagte er. »100 Kröten bei vier zu eins.«
    »Ins Klo geschmissen«, grunzte Boone, dem die Zigarre noch immer zwischen den Zähnen klemmte.
    Der Chinese fing an, Medinas linke Gesichtshälfte zu rasieren. Der Falschspieler kniff die Augen zusammen. »Wie kommen Sie dazu, Professor?«
    Moriarty griff nach einer eckigen grünen Parfümflasche, die auf der Ablage vor dem Spiegel stand, spritzte sich ein paar Tropfen in die Handflächen und klopfte sich das beißende Rasierwasser zauderig auf die Wangen.
    »Nennen wir’s Instinkt, meine Herren«, sagte er dann, straffte die Gesichtsmuskeln und entspannte sie wieder. »20 Jahre Lauferfahrung.«
    Boone erhob sich, pellte sich die Tücher vom Gesichtund drückte sie Lung Chow in die Hand. »Da muss der Cowboy aber noch vier bis fünf Meter wettmachen«, sagte er, stützte sich mit beiden Händen auf die Ablage und blickte in den Spiegel. Er nahm den Zigarrenstummel aus dem Mund, richtete sich auf und musterte sich von oben bis unten. »So schnell ist hier noch niemand gelaufen, nicht mal der

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