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Finnisches Roulette

Finnisches Roulette

Titel: Finnisches Roulette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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würde der Grundsatz »Aug um Aug« letztendlich die ganze Welt blind machen.
    57
    »Auf Laura Rossi«, sagte Sabine Halberstam, hob das Weinglas und lächelte leicht. »Auf die Erbin«, fügte Ehud Agron in seinem orangefarbenen Hemd hinzu. Ratamo und Sami Rossi begnügten sich damit, den Rotwein zu kosten. Niemand war in Feierstimmung. Das Gastgeberpaar hatte Ratamo zur Begrüßung eine Viertelstunde lang versichert, sie hätten nicht gewußt, warum es Saul Agron und Dan Goldstein auf die Genkarten von Genefab abgesehen hatten. Vergeblich versuchten die beiden dem Ermittler Informationen über die Taten der Männer zuentlocken. Ehud Agron hatte seinen Vater nachträglich beschimpft und ihn beschuldigt, ein Berufskiller gewesen zu sein. Andererseits merkte man, daß sein Tod ihn sichtlich erschütterte.
    Laura war nur zu dem Besuch bereit gewesen, weil Sabine eindringlich darauf bestanden hatte, ihr die Motive für ihr Handeln zu erklären. Jetzt bereute Laura ihre Entscheidung. Immer wieder ging ihr ein Gedanke durch den Kopf: Sabine wäre, wenn sie es gewollt hätte, in der Lage gewesen, das Geschehene zu verhindern, sie hätte nur die Polizei über Agrons Plan informieren müssen. Laura schaute zu Sami hin und brachte die Andeutung eines Lächelns zustande. Dann betrachtete sie niedergeschlagen die Wohnung von Sabine und Ehud. Penthousewohnungen, Luxushotels, Wolkenkratzer und Nachrichtendienste gehörten zu diesem Drama, aber nicht in ihre Welt. Laura überlegte, ob sie es jemals schaffen würde, ihr Leben wieder in geordnete Bahnen zu bringen. Vor Eeros Begräbnis gelänge das jedenfalls nicht, da war sie sich ganz sicher.
    Sie alle, die im Wohnzimmer auf den Sofas saßen, waren erschöpft. Nach der Entspannung der Lage im Main-Tower hatten sie den Rest des Tages bei den Vernehmungen im Polizeipräsidium verbracht. Der Schock über die Ereignisse stand allen noch im Gesicht geschrieben.
    Ratamo hätte gern seinen Priem gegen einen frischen ausgetauscht, in dieser Gesellschaft traute er sich das jedoch nicht. Der Fehltritt vom gestrigen Abend schien noch im Raum zu schweben. Gern wäre er schlafen gegangen, aber sein Arbeitstag würde noch bis tief in die Nacht reichen. Er mußte noch einen schriftlichen Bericht über alle Ereignisse des heutigen Tages für die SUPO anfertigen. Das Wichtigste wußte allerdings auch er nicht: Wer hatte Goldsteins Hubschrauber abgeschossen und warum? Und was steckte hinter alldem? Ratamo sehnte sich nach dem Urlaub wieder Räuber nach dem Geld. Seit der Streß nachließ, drängten seine eigenen Probleme wieder mit Macht in den Vordergrund.
    Sabine beschloß, das drückende Schweigen zu brechen, und berührte Lauras Hand. »Es tut mir leid wegen deines Bruders. Wir hätten all das nicht in Angriff genommen, wenn wir vorher gewußt hätten, wie viele Menschen darunter würden leiden müssen. Ich habe gedacht, ich könnte alle von Agron geplanten Morde verhindern, aber dann waren wir einfach nicht fähig … in der Lage, die Umsetzung des Plans abzubrechen, als sich der Sieg schon abzeichnete. Wir hatten den brennenden Wunsch, ›African Power‹ zu helfen …«
    Laura antwortete nicht, sie schaute auf den Wipfel des Ahornbaumes, der draußen mit dem Wind tanzte, und dachte nach. Hinterher klüger zu sein war leicht und schmeckte süß, aber es nützte niemandem. Sie fühlte sich noch immer nicht sicher. War die Heimsuchung nun tatsächlich vorüber, oder würde das Entsetzen nach einem Stoßseufzer der Erleichterung wie ein Bumerang zurückkehren? Sie hatte sich vorgenommen, mit Konrad Forster über Anna und ihre Mutter zu sprechen, sobald er dazu imstande sein würde. Es war höchste Zeit, die Gespenster der Vergangenheit endgültig zu töten.
    »Ich möchte dich auch fragen, ob du H & S Pharma immer noch mir und Ehud überlassen willst?« fuhr Sabine fort. »Wir könnten mit den Aids- und Malariamedikamenten viel Gutes tun. Es wäre traurig, wenn der … Traum, den ›African Power‹ … den wir haben, scheitern würde.«
    Laura empfand trotz allem eine gewisse Sympathie für die Motive von Sabine und Ehud. Immerhin hatten sie um H & S Pharma gekämpft, weil sie Menschen helfen wollten, und nicht, um sie zu töten. »Ich denke irgendwann später darüber nach. Natürlich hoffe ich, daß ihr eure Forschungenzur Behandlung der Kinderlosigkeit weiterführt«, sagte Laura.
    »Nun überstürze mit den Aktien mal nichts, wir reden erst mal darüber …«, warf Sami Rossi besorgt

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