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Finster

Titel: Finster Kostenlos Bücher Online Lesen
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Beinverletzung nicht teilnehmen.
    Kirkus half mir die Treppe hinab und dann zum Auto. Ich setzte mich auf den Rücksitz, wartete und duckte mich gelegentlich, wenn ein Auto oder ein Fußgänger vorbeikam.
    Nach einer halben Stunde öffnete sich die Tür des Ladens, und Casey kam heraus. Sie blickte sich um, ging dann zum Wagen und öffnete den Kofferraum.
    Kirkus eilte mit einer großen Teppichrolle über der Schulter aus dem Geschäft.
    Nicht schlecht, dachte ich.

    Kurz danach kam Eileen. Sie hatte sich ein langes, aufgerolltes Seil umgehängt.
    Als Kirkus den Teppich in den Kofferraum warf, wackelte der ganze Wagen.
    Eileen stieg mit Kirkus vorne ein. Casey setzte sich zu mir.
    Als Kirkus losfuhr, drückte Casey meine Hand. »Wie geht’s dir?«, fragte sie.
    »Ganz gut. Und dir?«
    »Ich glaube, es wird alles gut werden.«
    Ich erwiderte ihren Händedruck und sagte: »Hey, Rudy, wen hast du da in dem Teppich?«
    »Kleopatra ist es jedenfalls nicht.«
    »Das hätte ich auch nicht gedacht«, sagte ich.
     
    Kirkus hielt mitten auf der Fairmont-Street-Brücke - der Brücke, von der er beinahe gesprungen oder gefallen wäre, wenn ich ihn nicht aufgehalten hätte. Dort, wo ich mit dem Kopf auf die Straße geknallt war.
    Wir stiegen allesamt aus. Casey und Eileen stützten mich auf dem Weg zur Brüstung. Ich lehnte mich dagegen, und sie ließen mich los.
    Sie gingen zum Kofferraum.
    Ich hielt Wache. Bis jetzt kam kein Verkehr in unserer Richtung. Außer meinen Freunden sah ich keinen Menschen.
    Der Teppich blieb im Kofferraum.
    Randy nicht.
    Niemand hatte sich die Mühe gemacht, ihm etwas anzuziehen. Aber sein Oberschenkel war noch bandagiert,
und um seine beiden Stümpfe waren weiße Lumpen gewickelt, als trüge er zwei seltsame, blutbefleckte Kapitulationsflaggen.
    Kirkus schlang ein Ende des Seils um Randys Taille und verknotete es. Dann hoben ihn alle drei zusammen hoch.
    Randy kam wieder zu Bewusstsein, während sie ihn zur Brüstung schleppten. Er begann, zu wimmern und vor sich hin zu murmeln.
    »Was … ist los?«, fragte er.
    Niemand antwortete ihm.
    »Ich brauch Hilfe«, sagte er.
    Keine Reaktion.
    »Wo sind wir?«
    Sie hoben ihn über die niedrige Betonmauer der Brücke.
    »Nein!«, kreischte er. »Was macht ihr?«
    Mein Bein war angeschossen worden, aber mit meinen Armen war alles in Ordnung. Ich hielt gemeinsam mit Kirkus, Eileen und Casey das Seil fest und half ihnen, Randy langsam zum Fluss hinabzulassen.
    »Hey, nein!«, schrie er. »Was macht ihr mit mir?«
    Wir ließen ihn weiter hinab. Er zappelte und strampelte am Seil. Es fühlte sich an, als hätte man einen sehr großen Fisch am Haken.
    Zuerst glitt er an der Brückenkonstruktion entlang und wurde dadurch ziemlich ruhig gehalten, aber als er tiefer kam, begann er, sich zu drehen und hin und her zu schwingen.
    »Was macht ihr mit mir?«, brüllte er noch einmal.
    »Das reicht, glaube ich«, sagte Kirkus.

    Der Schein der einzigen funktionierenden Laterne auf der Brücke reichte nicht bis zu Randy hinab. Aber als ich über die Brüstung spähte, konnte ich ihn im Mondlicht trotzdem erkennen. Er schwebte ein oder eineinhalb Meter über der Wasseroberfläche. »Sieht gut aus«, sagte ich.
    Wir banden unser Ende des Seils um den nächsten Laternenpfahl.
    Es war immer noch kein Verkehr in Sicht.
    Wir beugten uns über die Brüstung und sahen hinab. Randy schwang und drehte sich langsam über dem Wasser.
    »Was ist, wenn niemand da unten ist?«, fragte Eileen.
    »Warte nur ab«, sagte Casey.
    Ein paar verschwommene Gestalten wateten langsam unter der Brücke hervor.
    »Siehst du«, sagte Casey.
    »Mein Gott«, murmelte Kirkus.
    Randy schien die herannahenden Trolle noch nicht bemerkt zu haben.
    »Verschwinden wir«, sagte ich.
    Die beiden Frauen halfen mir gerade zurück zum Auto, als Randy mit panischer Stimme sagte: »Hey, wer seid ihr? Was habt ihr mit mir …«
    Dann stieß er einen Schrei aus, den ich nie vergessen werde.
    Wir sahen uns an. Ich hatte eine Gänsehaut. Es wäre nicht verwunderlich, wenn die anderen auch eine gehabt hätten.
    »Heilige Scheiße«, stöhnte Eileen.

    Am nächsten Tag fuhr Kirkus zur Brücke, während ich im Bett blieb. Als er zurückkam, berichtete er, dass sogar das Seil verschwunden war.

74
    Es war übrigens nicht mein Bett, in dem ich lag.
    Nachdem wir Randy losgeworden waren, hatten wir darüber diskutiert, wo wir hingehen sollten, und Casey hatte Lois’ Haus vorgeschlagen. »Sie ist mittlerweile wahrscheinlich

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