Finsteres Licht
ihn verliebte hatte . Sollte es tatsächlich so gewesen sei n, wie Constantin behauptete, wa ren ihre Gebete erhört worden . Und so sehr ich meinen Großvater verurteilte und hasste, wünschte ich Chiara doch Glück und Frieden für ihr Leben. Sie tat mir leid und ich wollte nicht in ihrer Haut stecken. Ich wollte nicht einmal länger als nötig in Transsylvanien sein und hoffte, der morgige Abend würde bald anbrechen.
Chiaras verwirrter Blick wanderte langsam zur Tür, durch die wir gekommen waren. Sie straffte ihre Schultern und starrte geradeaus. In ihren Augen erkannte man die unzähligen Gedanken, die ihr gerade durch den Kopf schossen. Sie schien sich unserer Anwesenheit nicht einmal mehr bewusst zu sein. Als existierte nur noch sie allein auf der Welt. Teilnahmslos, ganz so, als ob ihr Körper ein Eigenleben entwickelte und nicht mehr auf ihr Gehirn hörte, setzte sie einen Fuß vor den anderen. Ich wollte sie schon zurückhalten, auf die Gefahren hinweisen, die von Constantin ausgingen, doch William zog mich sanft am Arm zurück.
„Alex und Jeremy werden aufpassen“, flüsterte er mir zu.
„Aber wenn das nicht ausreicht?“, befürchtete ich und folgte Chiara zögernd.
Und nicht nur ich wollte mir das Spektakel mit ansehen . Hinter William und mir fo lgten Amanda und Emily angespannt und bereit einzuschreiten, wenn es nötig wäre.
Chiara öffnete beinahe in Zeitluppe die Tür. Ihre Angst davor, wer oder was sich dahinter verbarg, war zum G reifen spürbar. Alex und Jeremy verstärkten ihre Griffe in dem Moment als Constantin seine Frau erblickte, da er Anstalten machte auf sie zuzugehen. Sofort war ich in Alarmbereitschaft, ebenso wie William, Amanda und Emily. Sollte er eine falsche Bewegung machen, wäre das ein riesiger Fehler. Das wusste er und blieb ruhig im eisernen Griff meiner Freunde stehen. Er starrte Chiara mit unbeschreiblicher Reue an und öffnete den Mund um etwas zu sagen, doch kein Laut kam über seine Lippen. Chiara verbat ihm das Wort indem sie anmutig und herrisch zugleich eine Augenbraue hochzog und ihn von oben herab musterte. Man musste nicht G edanken lesen können , um zu wissen , was in ihrem Kopf vor sich ging. Die Fragen die darin unbeantwortet herumirrten. Anklagen , die unbedingt auszubrechen versuchten. Doch sie behielt mit stählerner Zurückhaltung alles zurück. Nur wenige Sekunden hielt Constantin diesem harten Blick seiner Frau stand bevor er reu mütig den Kopf senkte und ihre stummen Verurteilungen beschämt ertrug. In diesem Moment war er ein gebrochener Mann. Denn ob sein e Frau ihm verzeihen konnte , stand außer Frage. Niemals konnte er wieder gut machen, was er ihr angetan hatte. Unter Einfluss von Magie oder nicht. Das spielte keine Rolle. Die Taten konnten nicht rückgängig gemacht, ihre Tochter Lilja nicht mehr zum Leben erweckt werden.
„Was sollen wir mit ihm machen?“, fragte Jeremy vorsichtig.
Chiara, deren tränengefüllte Augen den harten und musternden Blick auf Constantin keineswegs milderten, befahl in strengem Ton: „Bringt ihn in den Kerker, kettet ihn an und lasst ihn keinen Moment aus den Augen!“
Jeremy nickte ernst und gehorchte dem Befehl der Wharpyr-Anführerin. Chiara verlangte nach Aris, der Jeremy und Alex den Weg ins Verließ im Burgkeller wies. Amanda und Emily folgten zur Sicherheit und ich bat William mich und meine Großmutter allein zu lassen, damit wir ungestört reden konnten .
Chiara und ich beobachteten schweigend, wie Constantin strengstens bewacht abgeführt wurde. Erst als sie aus unserem Sichtfeld verschwanden merkte ich, wie Chiara die Schultern fallen ließ und sich die Anspannung von ihr löste.
„Was denkst du? War es wirklich ein Zauber unter dem er stand?“, flüsterte ich.
„Ich glaube … ja“, hauchte sie.
Unsicherheit und Hoffnung wechselten in ihren schwarzen Augen . Dazu kam der Schmerz, den sie seit einer Ewigkeit in sich trug und stets vor jedem verbarg.
„Aber ich ertrage es nicht, ihn hier zu sehen. Er bleibt im Kerker, bis ich anders entscheide“, sagte sie mehr zu sich selbst, als zu mir .
Dann richtete sie ihre Aufmerksamkeit auf mich. Sie s chaute mich mit diesen vor Kummer gefüllten tiefschwarzen Augen eindringlich an.
„Ich bin froh, dass dir nichts zugestoßen ist. Ich hatte solche Angst um dich, mein Kind.“
Sie legte eine Hand auf meine schmutzige Wange. „Kannst du mir verzeihen?“
Verwirrt über ihre Worte stammelte ich: „Ich wüsste nicht was es zu verzeihen
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