Finsteres Licht
machten sich auf den Weg aus der Höhle. William und ich folgten ihnen mit etwas Abstand Arm in Arm. Ich lehnte mich haltsuchend an seinen Körper, meine letzten Energiereserven schienen beinahe aufgebraucht zu sein. Da hob mein geliebter Mann mich hoch und trug mich den ganzen Weg zurück. Constantin machte keine Anstalten abzuhauen. Ich beobachtete ihn den ganzen Weg entlang. Mit herabhängendem Kopf folgte er wie ein gebrochener Hund.
Als wir in der Burg ankamen, saßen unsere Freunde im Speisesaal zusammen. Sogar Chiara, Nitsa und Aris waren da. Die erdrückende Stimmung zog sich wie eine schleimige Pampe durch den Raum. Wir hatten die Hexe doch besiegt. Sollten wir nicht glücklicher sein ? Nein. Es war ein harter Kampf der Tote gefordert hatte . Darüber konnten wir nicht glücklich sein. Wir trauerten. Ich trauerte.
Alex und Jeremy blieben mit Constantin vor der Türe stehen. William und ich schoben uns an ihnen vorbei. Chiara unterhielt sich gerade mit Amanda und Emily, als wir auf sie zugingen.
„Alles okay hier?“, fragte William.
„Die Menschen sind weg. Chiara gab ihnen zu essen, frische Kleidung und die Möglichkeit sich zu waschen. Sie verließen umgehend , ei ner nach dem anderen, das Anwesen . Ohne ein Wort und ohne einen Blick zurück. Es war i rgendwie gruselig.“
Emily verzog das Gesicht, als ob ihr das Verhalten der Menschen wirklich einen gespenstischen Schauder über den Rücken gejagt hätte.
„Muss wohl am Elfenzauber liegen“, mutmaßte ich nachdenklich .
„Wahrscheinlich. Sie verhielten sich wie in Trance. Sagten kein Wort, nahmen alles ruhig und gelassen an und verließen uns“, bestätigte Amanda.
„Wenigstens werden sie alles vergessen. Ich könnte an ihrer Stelle nicht mit diesem Wissen leben“, sagte ich.
Chiara standen Tränen in den Augen.
„Niemals hätte ich von Constantin so viel Grausamkeit erwartet. Ich wusste zwar etwas, aber als ich es mit eigenen Augen sah …“ I hre Stimme brach.
William und ich wechselten unmissverständliche Blicke. Wir konnten zwar nicht gedanklich kommunizieren wie Meerhe xen, dennoch verstanden wir uns ohne Worte. Durch ein kurzes Nicken nahm er mir meine Unsicherheit, Chiara von Constantin zu erzählen. Chiara bemerkte unseren wortlosen Austausch.
„Sagt es mir. Was ist mit meinem Mann? Er ist nicht tot. Dessen bin ich mir hundertprozentig sicher.“
Natürlich wusste sie, dass er nicht tot war. Ich hätte es ebenfalls gewusst, wenn es sich um meinen Mann gehandelt hätte.
„Nein, ist er nicht“, stammelte ich mehr oder weniger.
„Was genau ist passiert?“, verlangte sie zu wissen .
Ich wandte meine Aufmerksamkeit Amanda und Emily zu, beide schüttelten schwach den Kopf. Sie hatten ihr also noch nichts erzählt.
„Wir haben die Hexe … aufgehalten.“
Ich biss mir auf die Unterlippe, wollte schon getötet sagen, doch das stimmte nicht. Lügen wollte ich nicht. Es gab schon genug Lügen, Intrigen und Täuschungen. Es sollte endlich damit Schluss sein.
„Es stellte sich heraus, dass Levana gar nicht Levana war. Sie ist eine uralte Hexenprinzessin namens Mirjana.“
Chiara zog scharf die Luft ein. Also konnte sie mit diesem Namen etwas anfangen.
„Wir konnten ihren Körper erledigen, ihr Geist schwirrt leider noch irgendwo hier herum “, verkündete ich offen.
Chiara stand gefasst vor uns und hörte sich die Geschichte an, wie wir in die Höhle eindrangen, Constantin erschien, wir die Menschen und Elfenmädchen retteten. Wie das Königspaar der Elfen auftauchte und dass wir den Geist der Hexe endgültig in die Welt der Ewigkeit verdammen mussten, um sie endlich los zu werden.
„Wo ist mein Mann?“, wollte sie wissen, nachdem ich am Ende der Geschichte angekommen war.
Dass Constantin sagte, dass er mit alledem nichts zu tun hatte und unter der Fuchtel der Hexe stand, verschwieg ich bisher.
„Er ist hier. Und es gibt etwas, was du unbedingt wissen solltest!“
„Was?“, hauchte sie verwirrt.
„Er sagt, er hätte nichts mit alledem zu tun. Er sagt, die Hexe hätte ihn ebenso getäuscht und durch einen Zauber manipuliert.“
Chiara riss die Augen auf und schlug die Hände vor den Mund.
„Wenn das die Wahrheit wäre …“, hauchte sie, unsicher ob sie das glauben sollte.
Sie lebte schon so lange mit Constantin zusammen. Irgendwann hatte er sich verändert und Chiara war gezwungen mit seinem neuen Ich auszukommen, in der Hoffnung, er würde eines Tages wieder so werden wie damals , als sie sich in
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