Finsteres Licht
Zeit nötig ist, wissen ausschließlich die Götter.“
Ich nickte verständnisvoll. Wusste nur zu gut Bescheid. Meine Gefangenschaft dauerte zwar verhältnismäßig sehr kurz an, doch die Angst die blieb zerrte an mir wie ein Aasgeier an seiner Beute.
„Willkommen Linnea“, sagte ich, denn ich fühlte mich irgendwie danach das Wort an sie zu richten.
„Das hier ist Ramira. Sie wird dieses Ritual mit uns durchführen . William ist mein Mann und das hier sind meine Freunde und Familie.“
Ich deutete auf den Halbkreis hinter uns und bemerkte dabei, wie Jeremy an Linneas strahlenden Augen zu hängen schien. Als ich zu ihr schaute fiel mir auf, dass auch ihr Blick auf Jeremy etwas länger ruhte als auf den anderen. Unauffällig schaute ich zu William, der offenbar dasselbe dachte wie ich. Langsam streckte ich meine Fühler aus und spürte, wie ich bereits ahnte, dass auch William sich darüber innerlich köstlich zu amüsieren schien. Das konnte ja noch was werden. Ein Wharpyr und eine Vampyrin. Ein Vampyr und eine Elfe. Zudem noch die Schwester der Königin. D as wurde ja immer spannender. Leider mussten wir uns nun aber dringenderen und vor allem ernsteren Dingen widmen. Es galt eine bösartige und zudem noch uralte Hexe in die Welt der Ewigkeit zu verbannen. Auf das ein weiterer rastloser Geist dort umherirrt und diese Welt in Ruhe lässt.
„Lasst uns beginnen!“, drängte Orell streng und machte eine fließende Handbewegung über die magische Schutzblase in die er Mirjanas Körper eingeschlossen hatte.
Wir stellten uns rund um Mirjana auf. Orell an ihrem Kopfende, Linnea und Leandra an ihren Händen und Ramira und mir wurde der Platz an ihren Füssen zugeteilt. Jeder von uns bekam eine weiße Kerze in die Hand gedrückt. Linnea zog mit einem langen hölzernen Stab einen Kreis um uns herum in den Sand. Sie schloss den Kreis erst nachdem sie selbst am richtigen Fleck ihren Platz einnahm.
„Nehmt die Kerze in die linke Hand. Sie führt zum Herzen und spendet positive Energie“, erklärte Leandra mit fester Stimme.
„In die rechte Hand nehmt etwas von der Erde, die Mirjana berührt.“
Ich zwang mich , mein Gesicht nicht angewidert zu verziehen, denn um an die Erde zu kommen, die von der Hexe berührt wurde, musste ich unter ihre Füße fassen.
Nun standen wir im Kreis um die Hexe herum. Eine weiße Kerze in der linken und Erde in der rechten Hand. Das mit der Kerze war zwar noch nachvollziehbar für mich , aber wozu war die Erde gut? Sollten wir Mirjanas Geist damit bewerfen?
„Leandra, Linnea und ich werden nun den Geist rufen. Ihr beiden“, Orells gewichtiger Blick wanderte von Ramira zu mir, „konzen triert euch darauf ihren Geist K raft eurer Gedanken zu rufen.“
„Der Bannspruch wird in einer alten Sprache der Magie abgehalten. Wenn ihr ihn nicht versteht ist es besser, wenn ihr einfach mit euren Gedanken arbeitet und den restlichen Teil uns überlasst“, erklärte Leandra geduldig.
„Was heißt, wir konzentrieren uns einfach darauf den Geist hier in den Kreis zu holen und dann in die Welt der Ewigkeit zu verbannen, während ihr den Zauberspruch sagt“, wiederholte ich in anderen Worten.
„So ist es“, bestätigte Orell.
„Schließt die Augen wenn es euch hilft. Unterbrecht uns nicht, egal was passiert. Verlasst nicht den Kreis solange die Zeremonie nicht für beendet erklärt wird!“
Ich hätte noch einige Fragen gehabt. Was so passieren k ö nnte, warum er uns warnte. Ob ich noch irgendetwas be achten sollte. Doch da begannen die Elfen bereits mit ihrer Zauberei. Ich wunderte mich noch, warum wir die Kerzen nicht angezündet hatten und wurde schlagartig von einer magischen Welle der Wärme überzogen, als der Bannspruch losging. Leandra, Orell und Linnea sprachen leise fließend mit melodischen Klängen. Ihre Worte waren synchron und es war beinahe, als verließen die Worte ihre Lippen als kleine Lichtkügelchen in einer Sprache die ich nicht kannte. Ich hörte auf zu denken, schloss für einen kurzen Moment die Augen und konzentrierte mich darauf, welchen Bannspruch ich sagen würde. Und plötzlich verstand ich die Worte der Elfen klar und deutlich, obwohl ich diese Sprache nicht kannte, geschweige denn schon mal davon gehört hätte.
Götter und Götti n nen
Mächte des Himmels und der Erde
W ir rufen euch zur Hilfe
Allmächtige Weisheit
Kraft der Magie
Wir flehen euch an
Schenkt uns eure Liebe
S chickt uns weiße Energie
Eine warme, sanfte Windböe
Weitere Kostenlose Bücher