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Finsteres Verlangen

Finsteres Verlangen

Titel: Finsteres Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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aber nicht zu stören schien. »Ich weiß nicht, ob Sie wirklich so witzig sind oder ob ich so dringend was zu Lachen brauche.«
    »Das ist der Stress«, meinte ich. »Die meisten Leute finden mich überhaupt nicht witzig.«
    Er schoss mir einen Seitenblick zu. Er hatte verblüffend helle Augen; ich tippte auf Blau bei Tageslicht. »Hab’s gehört. Angeblich sind Sie eine Nervensäge und gehen vielen Leuten gegen den Strich.«
    Ich zuckte die Achseln. »Eine Frau tut was sie kann.«
    Er schmunzelte. »Dieselben Leute, die Sie als Nervensäge bezeichnen, haben kein Problem damit, bei einem Fall mit Ihnen zusammenzuarbeiten. Tatsache ist, Ms Blake«, er warf die Zigarette auf den Boden, »dass die meisten lieber Sie als Verstärkung mitnehmen als manchen Kollegen.«
    Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Unter Polizisten gibt es kein dickeres Lob.
    »Da werde ich glatt rot, Lieutenant Nicols.« Dabei sah ich ihn nicht an.
    Er blickte auf die qualmende Kippe auf dem weißen Kies. »Zerbrowski drüben beim RPIT meint, dass Sie nicht oft rot werden.«
    »Zerbrowski ist ein quietschfröhlicher Lustmolch«, sagte ich.
    Er lachte brummend und trat die Kippe aus. »Das ist wahr. Haben Sie mal seine Frau kennengelernt?«
    »Ich kenne Katie.«
    »Und sich gefragt, wie er die ergattern konnte?«
    »Jedes Mal, wenn ich sie sehe.«
    Er seufzte. »Ich werde einen zweiten Streifenwagen anfordern. Bringen wir die Sache hinter uns, damit wir von diesen Leuten wegkommen.«
    »Ja, fangen wir an.«
    Er erledigte den Anruf. Ich ging meine Zombie-Weck-Ausrüstung holen. Da mein Hauptwerkzeug eine Machete ist, mit einer Klinge so breit wie mein Arm, hatte ich die Tasche erst mal im Wagen gelassen. Die Leute erschrecken sonst. Ich wollte auf keinen Fall die Leibwächter erschrecken, und auch nicht die netten Polizisten. Ich war mir aber ziemlich sicher, dass ich nichts tun konnte, um Mrs Bennington zu erschrecken. Und genauso wenig würde ich ihre Meinung über mich ändern können.

3
    M eine Zombie-Weck-Ausrüstung steckte in meiner grauen Sporttasche. Manche Animatoren haben ausgeklügelte Transportkästen. Einer hatte sogar mal einen Koffer, der sich in einen Tisch verwandeln ließ, wie ein Bühnenmagier oder Straßenhändler. Ich sorgte lediglich dafür, dass alles gut verpackt war und nichts zerbrach oder zerkratzte; darüber hinaus sah ich keine Notwendigkeit für irgendwelchen Schnickschnack. Wenn die Leute eine Show wollten, sollten sie zum Zirkus der Verdammten gehen. Da konnten sie Zombies aus dem Grab kriechen sehen, und Schauspieler, die Angst und Schrecken mimten. Ich war kein Entertainer, sondern Animator, und was ich tat, war Arbeit, keine Unterhaltung.
    Jedes Jahr musste ich Aufträge für Halloween-Partys ablehnen, wo die Gastgeber Schlag zwölf Tote erweckt haben wollten und solchen Unsinn. Je furchterregender mein Ruf wurde, desto mehr Leute wollten von mir erschreckt werden. Ich hatte Bert gesagt, ich könne gern ein paar Partygäste bedrohen und erschießen, das wäre mal etwas Erschreckendes. Er hatte das gar nicht komisch gefunden, verlangte seitdem aber nicht mehr von mir, Partyaufträge anzunehmen.
    Früher hatte ich mir immer eine Salbe auf Gesicht, Hände und Herz gestrichen, und ihr Rosmarinduft war für mich sehr nostalgisch, doch ich benutzte sie nicht mehr. In Notfallsituationen hatte ich schon ohne sie Tote aufgeweckt, mehr als einmal sogar, und das hatte mir zu Denken gegeben. Angeblich bewirkte die Salbe, dass die Magie leichter eindringen und durch den Animator den Toten wecken kann. Die meisten Kollegen, zumindest in Amerika, glaubten, der Geruch und der Kontakt der Salbe stärke die übersinnlichen Fähigkeiten oder würde sie überhaupt erst erschließen, damit sie wirken können. Ich hatte jedoch bei Erweckungen nie Schwierigkeiten zu überwinden. Meine übersinnlichen Fähigkeiten waren immer bereit. So nahm ich die Salbe für alle Fälle mit, aber ich benutzte sie kaum noch.
    Drei Dinge allerdings brauchte ich nach wie vor: Stahl, frisches Blut und Salz. Das Salz, um den Zombie nachher wieder zur Ruhe zu betten. Ich hatte meine Utensilien auf das Notwendigste reduziert und neulich noch einmal beschnitten.
    Apropos beschnitten. Meine linke Hand war voller Pflaster. Ich benutzte die transparenten, damit ich nicht aussah wie die Mumie . Am linken Unterarm hatte ich diverse Pflaster mit Mullkompressen. Alle Wunden hatte ich mir selbst beigebracht, und allmählich war ich das leid.
    Ich hatte von

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