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Finsteres Verlangen

Finsteres Verlangen

Titel: Finsteres Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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störte.
    Ich hielt Gordon Bennington meine blutige Hand an den Mund. »Trink, Gordon, trink von meinem Blut und sprich zu uns.«
    Die großen runden Augen starrten mich an, seine eingefallene Nase nahm den Blutgeruch auf. Er griff mit beiden Händen zu und senkte den Mund an die Wunde. Seine Finger fühlten sich an wie kaltes Wachs mit Stöcken drin. Die Lippen waren so gut wie verschwunden, sodass ich die Zähne spürte, als er an meiner Hand saugte. Die Zunge schnellte über die Schnittwunde wie ein eigenständiges Wesen, das in seinem Mund lebte.
    Ich atmete tief und gleichmäßig ein und aus. Mir würde nicht schlecht werden. Nein. Ich würde mich nicht vor all diesen Leuten blamieren.
    Als ich fand, er habe genug, sprach ich ihn an. »Gordon Bennington.«
    Er reagierte nicht, sondern hielt meine Hand weiter an seinen Mund gedrückt.
    Ich klopfte ihm sacht mit der Machete auf den Kopf. »Mr Bennington, alle warten auf Ihre Aussage.«
    Ich weiß nicht, ob die Machete oder meine Worte wirkten, jedenfalls blickte er auf und ließ langsam meine Hand los. In seinen Augen war jetzt mehr von seiner Persönlichkeit. Das war die Wirkung des Blutes; es ließ das Wesen des Toten in ihn zurückfließen.
    »Sind Sie Gordon Bennington?«, fragte ich. Es musste streng nach Vorschrift laufen.
    Er schüttelte den Kopf.
    Der Richter sagte: »Sie müssen laut antworten, Mr Bennington, fürs Protokoll.«
    Der Tote sah mich an. Ich wiederholte die Bitte des Richters, und Bennington sagte: »Ich war Gordon Bennington.«
    Wenn ich mein eigenes Blut verwendete, hatte das den Vorteil, dass die Toten immer wussten, dass sie tot waren. Früher hatte ich welche gehabt, die sich darüber nicht im Klaren waren, und jemandem beibringen zu müssen, dass er nicht mehr am Leben war und gleich wieder ins Grab sinken würde, war schon eine ziemliche Gemeinheit. Geradezu albtraumhaft.
    »Wie sind Sie gestorben, Mr Bennington?«, fragte ich.
    Er seufzte, und ich hörte es pfeifen, weil er ein großes Loch in der Brust hatte. Der Anzug verbarg das, aber ich hatte die Fotos der Spurensicherung gesehen. Außerdem wusste ich, was eine zwölfkalibrige Schrotflinte aus nächster Nähe anrichtet.
    »Durch einen Schuss.«
    Hinter mir wuchs die Anspannung. Ich spürte es durch das Flimmern des Machtkreises. »Wie wurden Sie erschossen?«, fragte ich ruhig und freundlich.
    »Ich habe mich selbst erschossen, als ich die Kellertreppe runterging.«
    Von einer Gruppe gab es einen Triumphschrei, von der anderen einen Wutschrei.
    »Haben Sie sich mit Absicht erschossen?«, fragte ich.
    »Nein, natürlich nicht. Ich bin gestolpert, und das Ding ging los, ganz blöd, wirklich. Saublöd.«
    Große Aufregung hinter mir, hauptsächlich hörte ich Mrs Bennington schreien: »Ich hab’s doch gesagt, dieses Miststück …«
    Ich drehte mich um und rief: »Richter Fletcher, haben Sie alles gehört?«
    »Das meiste«, antwortete er und richtete dann seine donnernde Stimme an die Witwe: »Mrs Bennington, wenn Sie bitte lange genug still sein wollen, um zuzuhören: Ihr Gatte hat soeben ausgesagt, dass er durch ein Missgeschick gestorben ist.«
    »Gail?«, fragte der Tote zaghaft. »Gail, bist du da?«
    Ich wollte keine tränenreiche Umarmung am Grab. »Sind wir fertig, Richter? Darf ich ihn zurückbetten?«
    »Nein.« Das kam von einem der Versicherungsanwälte. Conroy trat näher. »Wir haben auch ein paar Fragen an ihn.«
    Sie stellten ihre Fragen. Zuerst musste ich sie wiederholen, damit der Tote antworten konnte, doch nach und nach ging es besser. Physisch sah er nicht besser aus, aber er wurde wacher, nahm seine Umgebung genauer wahr. Er entdeckte seine Frau und sagte: »Gail, es tut mir so leid. Du hattest recht wegen der Waffen. Ich war nicht vorsichtig genug. Es tut mir leid, dass ich dich und die Kinder allein gelassen habe.«
    Mrs Bennington kam mit ihren Anwälten im Schlepptau zu uns. Ich machte mich darauf gefasst, sie am Betreten des Machtkreises hindern zu müssen, doch sie blieb von selbst davor stehen, als ob sie ihn spürte. Man ist mitunter überrascht, welche Leute übernatürlich begabt sind. Ich bezweifle, dass sie wusste, warum sie vor dem Kreis Halt machte. Und natürlich behielt sie ihre Hände bei sich. Sie streckte nicht die Arme nach ihrem Gatten aus. Wahrscheinlich wollte sie nicht so genau wissen, wie sich diese wächserne Haut anfühlte. Ich konnte ihr keinen Vorwurf machen.
    Conroy und die anderen Anwälte wollten weitere Fragen anbringen, doch

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