Fire - Thriller
passiert war, einen Sinn zu geben.
Ich rannte zuerst die vertrauten Wege in meinem Viertel entlang, bis ich auf die Straßen abbog, die abseits der Fifth Street lagen, die ich, soweit ich mich erinnerte, noch nie zu Fuß gegangen war.
Endlich konnte ich mich ein bisschen besser konzentrieren und dachte darüber nach, was mir Adanne in Lagos erzählt hatte. Waren ihre Geheimnisse der Auslöser für die Ereignisse – für den Tod ihrer Familie, für den Mord an ihr selbst, für das, was mit Nana, Ali und Jannie passiert war?
»Alex, ich weiß schreckliche Dinge«, hatte sie gesagt. »Ich schreibe eine Geschichte darüber. Ich muss jemandem erzählen, was ich herausgefunden habe.« Sie hatte Angst, dass ihr etwas passieren könnte.
Nun, ihr war etwas passiert.
Während ich weiterrannte, hatte ich das Gefühl, stärker zu werden oder zumindest schneller zu rennen. Meine Güte, wie grausam die Welt manchmal sein konnte. So pessimistisch war ich doch eigentlich gar nicht, auch wenn ich im Moment dazu gezwungen war.
Ich nahm nichts um mich herum wahr, bis ein grauer Trans porter plötzlich am Straßenrand neben mir hielt und die Schiebetür aufgerissen wurde. Drei Männer sprangen heraus. Sie ergriffen mich, schlugen mich nieder und drückten mein Gesicht auf den Boden.
Plötzlich spürte ich einen Stich im Oberschenkel.
Eine Nadel?
Es waren drei Männer, keine Jungs, also nicht das Team vom Tiger.
Wer war es dann?
Wer nahm mich jetzt wieder gefangen?
Was wollten sie?
149
Ein feuchtes Stück Stoff wurde über mein Gesicht gezogen, eine Art Haube, die nach Alkohol zum Einreiben stank. Dann wurde ich auf die Füße gezogen. Ich war ohnmächtig gewesen, wusste aber nicht wie lange.
Ich hatte keine Ahnung, wo ich mich befand, doch ein Fünf-Sterne-Hotel war es auf keinen Fall. Ich roch nicht nur, sondern schmeckte beinahe Körpergeruch, Fäkalien und Urin. Der Boden unter meinen Füßen bestand aus grobem Stein, vielleicht aus Beton. Sollte mir das etwas sagen?
»Die Hände flach an die Wand legen und die Beine spreizen. Einfach so stehen bleiben. Nicht bewegen, sonst werden Sie erschossen.«
»Wo ist meine Familie? Verdammt, wo ist sie? Wer seid ihr?«
Statt einer Antwort auf meine Frage hörte ich ein verstärktes Surren.
»Bleiben Sie so stehen, oder Sie sterben gleich hier und jetzt. Dann werden Sie nie erfahren, was mit Ihrer Familie los ist. Nie ist eine lange Zeit, Dr. Cross. Denken Sie darüber nach.«
Zunächst dachte ich über andere Dinge nach, nämlich wer es sein könnte, der mich auf der Straße in Southeast entführt hatte.
Ein anderer Tiger? Eine andere Bande aus Nigeria?
Aus der Stimme hörte ich allerdings keinen nigerianischen Akzent heraus, sondern einen amerikanischen. Die CIA?
»Wo ist meine Familie?«, wiederholte ich.
Niemand antwortete, während ich meine gefesselten Hände über dem Kopf flach an die Wand drückte. Ich wusste, diese besondere Form der Folter hatte einen Namen: Wandstehen. Dazu musste ich eine Kapuze tragen, ergänzend wurde ich starkem Lärm ausgesetzt, und ich durfte nicht schlafen. Ich hatte von diesen Foltermethoden bereits gehört. Jetzt war ich das Opfer.
Niemand antwortete auf meine Fragen. War ich allein? Im Delirium? Träumte ich nur?
Zuerst wurden meine Hände taub, dann hatte ich das Gefühl, meine Füße und Fußgelenke wurden mit Nadeln traktiert. Der Schmerz, der anschließend meine Beine auf und ab fuhr, war kaum auszuhalten.
Mir wurde schwindlig, und ich befürchtete, ohnmächtig zu werden.
»Ich muss pinkeln«, sagte ich. »Ganz dringend.«
Keine Antwort.
Ich hielt es so lange aus wie ich konnte, dann pinkelte ich an meinem Bein hinab auf meine nackten Füße. Niemand reagierte. War überhaupt jemand da? War ich allein?
Wandstehen. Einige amerikanische Regierungsbeamte hatten gesagt, es sei in Ordnung, derartige Methoden bei verdächtigen Terroristen anzuwenden.
War ich ein Terrorverdächtiger? Was hatte ich getan, dass ich dies hier verdiente? Wer folterte mich?
Meine Hände waren vollständig taub, und ich wünschte mir nichts sehnlicher, als zu schlafen. Ich konnte kaum an etwas anderes denken und hätte alles gegeben, nur um mich auf den Boden legen zu können. Doch ich durfte nicht nachgeben.
Wandstehen. Das schaffe ich.
Ich überlegte, welche Folgen es haben könnte, wenn ich mich einfach von der Wand entfernte. Würden sie mich töten? Worin läge der Sinn?
Schließlich drehte ich meinen Körper so, dass nur noch eine Hand an
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