Fire - Thriller
nah auf mich zu, dass ich seinen Schweiß und den Zigarettengeruch in seinem Atem riechen konnte. Er hielt das Messer an meine Kehle.
»Sag es. Sag: ›Ich bin nichts.‹ Sag es! Willst du wissen, was mit deiner Familie ist?«, schrie er mir ins Gesicht. »Dann sag: ›Ich bin nichts!‹«
»Ich bin nichts.«
Er versetzte mir einen Schnitt über meinen Bizeps. Ich blickte nicht zu meinem Arm hinab, doch ich wusste, dass ich blutete. Ich wollte ihm meine Schwäche nicht zeigen, egal, was weiterhin geschah.
»Fleischwunde!«, sagte er lachend. Seine Jungs, diese kranken, kleinen Schweine, fanden es ebenfalls lustig. Am liebsten hätte ich alle drei gleich hier erledigt.
Er schwenkte sein Messer. »Wenn du unbedingt deine Familie sehen willst, dann komm. Ich zeige dir, was von ihr übrig ist. Ye ye !«
143
Ich stolperte auf das verlassen aussehende Bauernhaus zu. Waren Nana, Ali und Jannie wirklich dort?
Je näher ich kam, desto unwahrscheinlicher schien es mir. Ich hatte Angst, dass ich in den letzten Tagen die Realität ausgeklammert hatte.
Ich zwang mich, einen Fuß vor den anderen zu setzen, gegen meinen Willen auf das dunkle Haus zuzugehen, in dem Geheimnisse auf mich warteten, die ich vielleicht nicht wissen wollte.
Ich ging ein paar Schritte vor dem Tiger und seinen Mördern den schmalen, unbefestigten Weg entlang, der sich auf das Haus zuwand. Waren sie dieselben blutrünstigen Teufel, die Ellie und ihre Familie ermordet hatten?
War der Junge in dem Houston-Rockets-Hemd der böse Stellvertreter? War er mit dem Tiger zwischen Afrika und den USA hin und her gereist? Wie standen sie in Verbindung zu dem, was in Lagos und im Nigerdelta passierte? Könnte ein Bürgerkrieg zum Weltkrieg auswachsen? Würde er diesmal in Afrika beginnen?
Plötzlich bekam ich einen kräftigen Schlag ins Kreuz. Ich taumelte vor, stürzte beinahe, fing mich aber wieder.
Als ich herumwirbelte, hielt Houston Rockets den Griff seines Gewehres nach oben, um ihn mir erneut über den Rücken zu ziehen.
»Hör sofort auf!«, schrie ich. »Du Penner, du feiges Miststück.« Ich hätte ihm am liebsten das Genick gebrochen.
Der Tiger lachte entweder über mich oder über seinen bösen Helfer. »Nein, nein, Akeem! Ich will, dass er bei Bewusstsein ist. Öffne die Tür, Cross. Du bist der Detective. Du hast es bis hierher geschafft. Jetzt wirst du es sehen. Öffne die Tür! Löse das große Rätsel.«
144
Ich drehte den rostigen Knauf und drückte gegen die schmie rige Tür, die sich mit einem Quietschen öffnete.
Zunächst konnte ich trotz des schwachen Scheins der Taschenlampe hinter mir nicht viel sehen.
»Wo sind sie?«, fragte ich.
»Geh rein und schau nach«, forderte mich der Tiger auf. »Du wolltest es so – den Beweis für ihren Tod.«
Ich trat ein, konnte aber immer noch nichts sehen. Mein Herz raste. Das Zimmer roch nach Schimmel, nach Dreck und Alter, vielleicht auch nach Tod.
»Ich sehe nichts. Es ist zu dunkel.«
Plötzlich wurde ein Licht eingeschaltet. Ich stand in einem Wohnzimmer – Stühle, Stehlampen, zwei kleine Sofas. Mehr konnte ich nicht erkennen.
Ich drehte mich zu dem Tiger um, der hinter mir lauerte. »Wo sind sie?«, rief ich. »Hier ist niemand!«
»Sag mir, was du weißt«, verlangte er ernst und sachlich. »Was hat die Nutte Adanne dir erzählt? Was weißt du über das Nigerdelta? Pack aus!«
Ich blickte ihn überrascht an. »Arbeitest du etwa auch für den CIA? Die wollen doch auch wissen, was mir Adanne erzählt hat.«
Er lachte laut auf. »Ich arbeite für jeden, der mich bezahlt. Sag mir, was du weißt!«
»Ich weiß gar nichts. Ich habe nichts in Afrika herausgefunden. Sonst würde ich es dir doch erzählen. Ich habe gesehen, wie du Adanne Tansi umgebracht hast. Ich weiß nur, was ich mit eigenen Augen gesehen habe.«
Jemand trat aus dem angrenzenden Flur. Ich drehte mich um und erblickte Ian Flaherty.
»Ich glaube nicht, dass er was weiß. Du kannst ihn erledigen«, sagte er zum Tiger. »Dann kann er zu seiner Familie. Los. Bring die Sache zu Ende.«
Ich war wie vor den Kopf gestoßen. »Dann hat die CIA von Anfang an dahintergesteckt?«
Flaherty zuckte mit den Schultern. »Nicht die CIA, nein. Nur ich. Jetzt erledige ihn. Bring die Sache zu Ende.«
Eine andere Stimme im Zimmer meldete sich zu Wort. »Du wirst sterben, Arschloch.«
Sampson trat vor. Der Wagen, mit dem ich gefahren war, war mit einem Sender ausgerüstet worden. John war dem Signal bis nach Maryland gefolgt. Aber
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