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Firkin 03 - Das Wurmloch ins Biblioversum

Firkin 03 - Das Wurmloch ins Biblioversum

Titel: Firkin 03 - Das Wurmloch ins Biblioversum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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hinterste Ecke des Zimmers, dorthin, wo schon einige andere, angejahrte Exemplare seiner Art zusammenlagen. Wimmelnd wie ein Schwarm blutrünstiger Raubfische schnappten unzählige Hämoglobinmoleküle den Sauerstoff aus Nostromo Kaseins Lungenbläschen.
    Der Prophet blickte den Sarg finster an. Seit Jahren stand er da, ein maßgeschneidertes, mit Seide ausgeschlagenes Modell. Sechsmal schon war er in diesem Sarg begraben worden und hatte sich damit zur Zielscheibe des Spotts der Leichenbestatterzunft gemacht. Wann immer er an der Leichenhalle vorbeiging, hörte er sie kichern und sah, wie sie hinter der Rauchglasscheibe mit dem Finger auf ihn zeigten. Sie schickten die Berufsanfänger zu ihm und ließen sie an ihm Maß nehmen – es handelte sich dabei wohl um eines dieser blödsinnigen Einstandsrituale. Es war eine Frechheit! Eine Unverschämtheit, die ihnen eines Tages noch leid tun würde! Eines Tages würde er sterben, nur um ihnen eins auszuwischen! »Wer zuletzt lacht, lacht am besten«, brummelte er in seinen grauen zotteligen Schnurrbart und benetzte sich dabei, wie es das strenge Vorbereitungsritual, das er immer befolgte, vorschrieb, die Füße mit Wasser. Warum das so sein mußte, das hätte er beim besten Willen nicht sagen können. Über das Warum und Wieso erfuhr man einfach nichts im Fernlehrkurs Wahrsagen spaßeshalber. Genausowenig wie man darauf hingewiesen wurde, daß man den Zeitpunkt seines Todes nicht vorhersagen kann. Es sei denn, man hätte sich eine geeignete, hohe und steile Felswand ausgesucht und würde sich im nächsten Augenblick … Aber das wäre natürlich geschummelt gewesen. Spaßeshalber! Pah! Nur ein schäbiger Trick, um die zahlenden Studenten bis ins Jahr 3005 bei der Stange zu halten. Er dachte gar nicht daran, seine Zeit mit der Durchforstung der Bibliotheken der Zukunft zu verplempern, um herauszufinden, ob er bestanden hatte! Wahrsagen spaßeshalber! Spaß! Spaß! Wenn sie nur ein Zipfelchen von dem gesehen hätten, was er gesehen hatte, dann würden sie nicht von Spaß reden. Drei Jahre lang mitansehen zu müssen, wie die Welt in einem wirbelnden, miasmatischen Strudel kosmischer Trümmer zerplatzt, Nacht für Nacht im eigenen Schädel den Untergang in voller Farbenpracht miterleben zu müssen – das konnte man wirklich nicht als Spaß bezeichnen! Er murrte und fluchte angeregt vor sich hin, und als er sich niederkauerte, protestierten seine Knie mit knöchernem Knacken gegen die ungewohnte Hockstellung. Er rührte mit seinem langen, knorrigen Zeigefinger in der Schüssel, versetzte das Wasser in kreisende Bewegung und starrte gespannt hinein, krumm wie ein arthritischer Reiher, der darauf wartete, daß ihm ein Schwarm verirrter, unvorsichtiger Döbel vor den hungrigen Schnabel schwamm.
    Es dauerte nicht lange, dann trübte sich das Wasser, und wirbelnde Bilder strömten durch Nostromos starre Augen geradewegs in sein Unterbewußtsein.
    Seine Hand schoß auf das Buch zu, das neben ihm lag, riß es auf, schnippte den Deckel des Tintenfasses auf, zuckte, schnappte sich eine Pfauenfeder und begann wie wild über das rauhe Pergament zu kritzeln. Seine Augen starrten unverändert weiter wie gebannt in die Schüssel, ohne von der Hand zu wissen, die zu ihrer rechten Seite fuhrwerkte und Tinte verspritzte. Wie lange sie so gekratzt und gekritzelt hatte, Nostromo Kasein hätte es nicht sagen können. Es war tiefe Nacht, als statische Störungen über das Wasser in der Schüssel zuckten und das Bild auf einen winzigen Punkt im Zentrum zusammenschrumpfte. Nostromo brach zusammen. Er keuchte schwer, schüttelte die langsam kahl werdende Kugel und fluchte. Er hatte scheußliches Ohrensausen.
    Benommen starrte er auf das mit Tinte bekleckste Buch, zischte einen Fluch durch seine Zahnruinen und versuchte, den kalligraphischen Alptraum aus verdrehten und verrenkten Buchstaben zu entziffern. Kein Wunder, daß er immer so schlechte Zensuren in Schönschreiben bekommen hatte! Die heutige Botschaft aus dem Jenseits würde einen immensen Aufwand an akribischer Interpretation erfordern und gewaltiges Kopfzerbrechen verursachen.
    Dann also los:
     
    ›Wenn der Ziegenhirt den Klecks Schlüssel im Topf findet, und der Phönix Plitsch … in Hagelwetter und Sandstürmen, werden die Augen der Schmier Toten Platsch die … der Spritz uralten Platsch Hieroglyphe sehen, und die Sanftmütigen werden ihr Gesicht verhüllen Klecker Unzahl schäb… Mäntel.‹
     
    Oder stand da:
     
    ›Jenseits der

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