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Firkin 1: Der Appendix des Zauberers

Firkin 1: Der Appendix des Zauberers

Titel: Firkin 1: Der Appendix des Zauberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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sichtbar.
    Klayth stieg von seinem Thron und ging auf ihn zu. »Und warum findest du Cranachisch so erfrischend? Weil es dich vielleicht an etwas erinnert? An etwas, das hinter den Bergen liegt?« Er zeigte in Richtung Krapathen.
    Swinehunts Mund zuckte, er überlegte krampfhaft. Größere Reparatur- und diverse konsolidierende Untermauerungsarbeiten waren jetzt zu leisten, wenn eine schlimme Katastrophe verhindert werden sollte.
    »Na?« schrie Klayth.
    »Lügen! Alles Lügen! Ich dementiere aufs…«
    Swinehunt zitterte, als stemme er sich gegen das Zurückschnellen einer stark überzogenen Feder tief in seinem Innern. Er mußte sehr schnell aufgeben. In seinem Kopf kam etwas in Bewegung, die mentale Entsprechung eines durch die Erosion der tieferliegenden, stabilisierenden Bodenschichten ausgelösten gewaltigen Erdrutsches. Selbst jenes Quentchen Mut, das seinen Füßen befohlen hatte, standhaft und fest auf dem Boden zu stehen, verließ ihn jetzt. Sein Körper war übersättigt und triefte von Adrenalin. Und dann … Plötzlich war der Vorrat an Ausflüchten erschöpft. Die Panik drückte die Klinke nach unten und hielt ihm die Tür auf. Swinehunt rannte. Er stürmte auf die Tür zu, die Stahlkappen an seinen Stiefelspitzen schepperten und klirrten und schlugen gelegentlich Funken aus dem kalten Steinboden. Er fuchtelte wild mit den Armen und stieß eine Anzahl cranachischer Spitzenflüche aus. Im nächsten Augenblick war er durch die Tür und warf sie mit der wilden Wut des Verrückten hinter sich ins Schloß. Lediglich das Geräusch rennender Füße war noch zu hören – und ein irres, hohes und schrilles Lachen, durchdringend, böse und wahnsinnig.
     
    Als das Geschrei verklang und gerade als es Börrnhadt und Mattsches einfiel, daß es vielleicht gar kein schlechter Gedanke sei, Swinehunt hinterherzurennen und ihn aufzuhalten, genau in diesem Moment flog die Eichenholztür wieder auf. Es gab eine kleine Explosion, und eine Wolke aus blauem Rauch schwebte in die Folterkammer. »Schluß mit dieser erbärmlichen Karikatur eines Gerichtsverfahrens!« Eine hochgewachsene Gestalt stand in der Tür und raschelte melodisch. Auf ihrer Schulter hockte eine Eule.
    »Arbutus!« schrie Courgette.
    »Merlot!« schrie Firkin und stieß einen tiefen Seufzer der Erleichterung aus.
    »Eule? Merlot?« fragte der König. »Dann stimmt es also!«
    Arbutus flog zu Courgette hinüber und ließ sich auf der Folterbank neben ihrer Schulter nieder. Zum ersten Mal nach einer Zeit, so lange wie die Ewigkeit, lächelte sie wieder. »Diese Menschen sind unschuldig!« schrie Merlot.
    »Diese Menschen sind unschuldig!« schrie Klayth im selben Augenblick. »Laßt sie sofort frei!«
    Börrnhadt und Mattsches machten sich an die Arbeit und banden die Exhäftlinge los. Es war eine Beschäftigung, die ihnen vor Augen führte, welch tiefe Befriedigung sie in ihrer Arbeit erfahren konnten.
    »Swinehunt!« schrie Firkin verzweifelt, als er gerade erst eine Hand losgebunden hatte. »Er haut ab! Schnappt ihn! Haltet ihn auf!«
    »Ja, haltet ihn auf! Er ist an allem schuld!« stimmte Hogshead seinem Freund zu.
    Merlot rührte sich nicht von der Stelle. Seine Augen trübten sich, es sah aus, als blicke er weit in die Ferne. Konzentriert runzelte er die Stirn.
    Börrnhadt band Courgette los und lächelte sie schüchtern an. »Tschulligung«, flüsterte er. »Ging nicht anders. Ich … äh … Befehl.«
    Sie sah ihn an, die Augen noch immer tränennaß, und lächelte. »Ich weiß«, sagte sie schlicht.
    Merlot raschelte leise in E-Dur, schlug die Augen auf und grinste Firkin an. »Alles in Ordnung«, sagte er. »Der kommt nicht weit. Verlaß dich auf mich.«
    Courgette fiel ihrem Vater um den Hals, vergrub das Gesicht an seinem Bauch und schluchzte vor Erleichterung. Val Jambon tätschelte ihr den Kopf und brabbelte allerlei Tröstliches.
    Firkin erhob sich von der Folterbank und sah Merlot an. Dann streckte er die Hände aus und umarmte ihn.
    »Ach, Merlot! Als mir auffiel, daß du nicht mehr bei uns warst, hab ich gedacht, du wärst to…«
    »Aber nein. Ich doch nicht. Ruhig, ganz ruhig, jetzt ist ja alles wieder in Ordnung, nicht wahr? Nur keine Aufregung, nur keine Aufregung!« Er zupfte sich den Umhang zurecht und wirkte fast ein wenig peinlich berührt.
    Wenige Minuten später saßen alle neben Merlot und dem König auf dem Boden. Die Belastung der zurückliegenden Tage war den Gesichtern von Firkin und Hogshead deutlich anzusehen. Sie

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