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Firkin 1: Der Appendix des Zauberers

Firkin 1: Der Appendix des Zauberers

Titel: Firkin 1: Der Appendix des Zauberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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neue Rekorde erzielt werden – in genau derselben Weise wirkte jetzt der Konferenzsaal mit seiner alten, ganz speziell ihm eigenen Magie auf Börrnhadt ein. Seine Augen weiteten sich, und ein kleiner Schimmer Tageslicht schlich sich unter die schnurrbartdicken Augenbrauen. Der Zeigefinger der rechten Hand zuckte und streckte sich, die Hand zitterte, die Augen drehten sich langsam nach oben und veranlaßten den schweren Kopf, das gleiche zu tun. Das Stoppsignal, das den Lauf seiner Gedanken angehalten hatte, zeigte jetzt Grün, und seine Eingebung donnerte, getrieben vom heißlaufenden Motor der Inspiration, fahrlässig einen extrem gefährlichen Steilhang hinab. Ein Anflug von Panik zuckte über sein hochrotes Gesicht. Schweißperlen traten ihm auf die wuchtige Stirn, die Lippen zuckten.
    Swinehunt blickte von seinem in schwarzes Leder gebundenen Buch auf.
    Es war still im Saal … Nur das Brummen des Bösen war noch zu hören. Ganz leise war es zu hören – im Frequenzbereich von etwa 50 Dezübel.
    Börrnhadt begann zu zittern. Die Inspiration bemächtigte sich seines rechten Arms, der Arm schoß nach oben…
    »Aber wir…«
    Wie die Dampfwolke eines Geysirs schoß es mit eruptiver Wucht aus ihm heraus.
    Fünf Augen waren auf Börrnhadt gerichtet. Klebten regelrecht an ihm … erwartungsvoll …
    »W-w-wir könnten …«, plagte er sich. Dann brach er wieder ab. Zu mächtig und ungewohnt war die Kraft der Inspiration.
    Schweigen. Erwartungsvolle Stille…
    »Wir, wir könnten das Essen besteuern – und – und – und zwar höher!« platzte er schließlich heraus. Und brach zusammen – die abnorme geistige Hyperaktivität hatte ihn überanstrengt.
    »Du meine Güte«, murmelte Mattsches, die andere Hälfte der Schwarzen Garde.
    »Schlimm, schlimm«, sagte der König.
    »Ich hatte ihn ja gewarnt«, feixte Swinehunt. »Übermäßiges Denken verträgt er nicht. Dazu ist er nicht geboren!«
    Börrnhadt stöhnte.
    »Aber vielleicht ist seine Idee ja gar nicht so schlecht.« Mattsches unternahm einen schüchternen Versuch, seinen Kollegen zu unterstützen.
    »Maul halten!«
    »Aber …«
    »Maul halten!« wiederholte Swinehunt und wippte drohend mit dem stahlkappebewehrten spitzen Stiefel.
    »Aber … Mmmpfff!«
    Mattsches hätte es wissen müssen. Jetzt hockte er da und rieb sich das übel zugerichtete, schmerzhaft pochende Schienbein, den unglücklichen Adressaten eines gekonnt ausgeführten Stiefeltritts. Leise brummelte er unflätige Verwünschungen vor sich hin. Der Erzkanzler trug mörderisches Schuhzeug.
    »Swinehunt!« schnauzte der König. »Wie hoch ist gegenwärtig die Besteuerungssumme für Lebensmittel?«
    »Könntet Ihr Eure Frage ein wenig genauer formulieren, Sire?«
    »Wie?«
    »Tja also, Sire, meint Ihr etwa die Gemüsesteuer? Wenn ja, dann müßte man unterteilen hinsichtlich der Besteuerung von (1) Freilandgemüse, in welchem Falle die drei Unterklassen (a) Anbausteuer, (b) Düngesteuer und (c) Erntesteuer zu bedenken wären; oder (2) Gewächshausgemüse, in welchem Falle vier Unterklassen zu unterscheiden sind: (a) Putzsteuer, (b) Schälsteuer, (c) Zubereitungssteuer, (d) Verzehrsteuer. Meint Ihr aber die Fleischsteuer, dann müßte folgendermaßen differenziert werden: (1) Geflügel – hier sind die Unterklassen (a) Legebatteriehühnchen-Steuer, (b) Freilauf…?«
    »Aus! Schluß!«
    »Sire?«
    »Insgesamt! Alles in allem!«
    »Global, Sire?«
    »Summa summarum.«
    »Inklusive NwSt [i] , Sire?«
    »Ja.«
    »Einschließlich saisonaler und klimatischer Ausgleichsregelungen?«
    »JA!«
    »Wertzuwachsrate bei Zucht und Anbau in schwierigem Gelände mit eingerechnet?«
    »Wollt Ihr mir jetzt endlich die Summe nennen?!« brüllte der König.
    »Ähemm … Alles in allem beläuft sich der Lebensmittelsteuersatz, so wie von Eurer Majestät, dem König von Isolon, am 14. Januar im Jahre 1038 MEZ [ii] selbst festgelegt, in Übereinstimmung mit den Königlichen Gesetzen, erlassen von Eurer Majes…«
    »DIE ANTWORT!«
    »Vierundsiebzig Prozent, Sire.«
    »Vielen Dank.«
    »Keine Ursache, Verheerungswerte Souveränität.«
    »Schluß mit den Schmeicheleien.«
    »Zu Befehl, Königliche Erhabenheit.«
    »Scht!«
    »Sire«, flüsterte Swinehunt.
    Börrnhadt setzte sich auf. Er war noch immer etwas verwirrt, war infolge der gewaltigen intellektuellen Anstrengung ein wenig bleich im Gesicht. Mattsches rieb sich nach wie vor das pochende Schienbein und äußerte stille Zweifel bezüglich Swinehunts

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