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Firkin 1: Der Appendix des Zauberers

Firkin 1: Der Appendix des Zauberers

Titel: Firkin 1: Der Appendix des Zauberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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Kriecher näherten. Warfen sich hoch wie Rugbystürmer, schienen einen Augenblick lang wie in Zeitlupe aufzusteigen, schwebten durch die Luft wie zwei Buckelwale in einem Sund an der Küste Alaskas, bis schließlich die Schwerkraft sie wieder erfaßte und sie mit mörderischer Zielgenauigkeit und knochenbrecherischer, zermalmender Wucht …
    Als sich der Staub allmählich legte, riskierten die im Raum Anwesenden den einen oder anderen vorsichtigen Blick und schielten zwischen den vor das Gesicht gehaltenen Fingern und hinter Stuhllehnen hervor. Börrnhadt und Mattsches saßen Seite an Seite am Boden und lächelten selig. Unter ihnen, unter dem geballten Gewicht der Schloßwache von Isolon, lugte hier ein Fuß und dort ein spindeldürrer Arm hervor und zuckte gelegentlich.
    Und damit das auch keiner übersah, hüpfte Mattsches ein- oder zweimal auf und ab.
    »Äh, Tschullijung Majestät, is ja vielleicht nicht der passende Moment, aber … soll ich Euch nich paar Maiden retten, Jungfern in Bedrängnis, oda so?« Pezzi stand schüchtern in der Tür.
    Klayth sah den riesigen Ritter an, sah dann auf die grinsenden Gesichter von Börrnhadt und Mattsches, und … seine Schultern zuckten leicht, seine Mundwinkel ebenso, ein Gefühl unendlicher Erleichterung durchströmte den jungen König, der jetzt zum ersten Mal nach vielen Jahren erkannt hatte, wie es weitergehen sollte, der erkannt hatte, daß sein Leben einen Sinn hatte. Dann lachte er. Die anderen hörten es und schwiegen verwundert. Er lachte wieder, lachte mit geschlossenen Augen und hielt sich den Bauch.
    Und dann, ein wenig verstohlen noch, lächelte auch Merlot. Firkin griente. Hogshead prustete. Und bald schon hallte schallendes Lachen durch die Folterkammer.
    Die gesammelte Erleichterung all derer (Swinehunt einmal ausgenommen), die in der Privathölle des Ex-Erzkanzlers zusammensaßen, fiel über die Spannungen her, die sich in den vergangenen Tage angesammelt hatten, holte sie von den Wänden, riß sie in Stücke und trampelte und hopste ausgelassen auf den Fetzen herum.
     
    Wenige Tage später ging jenseits des krapathischen Gebirges, im Großen Saal des befestigten Reichspalastes zu Cranachan, die Konferenz über Handelsbeziehungen und Güteraustausch allmählich ihrem Ende zu.
    Die Delegierten von Isolon saßen ihren Verhandlungspartnern an dem auf Hochglanz polierten Holztisch gegenüber. Männer in langen schwarzen Mänteln sorgten für die Verköstigung der Konferenzparteien mit Kaffee und Gebäck. Sie taten es emsig und tüchtig, und verschwanden nach getaner Arbeit schnell und unauffällig durch eine kleine Tür in der Rückwand des Saals.
    »Bevor wir nun die endgültige Fassung unseres Vorschlags skizzieren«, sagte Seine Majestät, König Klayth von Isolon, »wird mein Wirtschaftsberater noch einmal kurz rekapitulieren, was wir alle sehr ausführlich diskutiert haben, und uns eine zusammenfassende Übersicht der relevanten Fakten geben.«
    Der korpulente Wirtschaftsberater erhob sich, verbeugte sich leicht vor jedem König und begann mit seinen Ausführungen.
    »Isch muß die Herren woll nit darauf hinweisen, dat Isolon in den letzten zehn Jahren hinsichtlisch der Ertragslage seiner landwirtschaftlischen Produktion einen empfindlischen Rückgang hinnehmen mußte.«
    Er enthielt sich gewissenhaft jeglicher Formulierungen, die die Cranachier als Kritik ihrer Aktivitäten in der jüngsten Vergangenheit hätten auffassen können. Jede Verhandlungspartei wußte, daß die jeweils andere Verhandlungspartei genau Bescheid wußte. Und beide wußten sie, daß der jeweilige Partner genau wußte, wer letztlich dafür verantwortlich zu machen war.
    »Dat hat im wesentlischen zwei Gründe. Erstens hat man für landwirtschaftlische Maschinen und Saatgut kein Jeld mehr investiert, und zweitens hat die Leistungsfähigkeit der landwirtschaftlischen Arbeitskräfte abgenommen. Wat wiederum zwei Gründe hat: erstens zunehmendes Alter, zweitens abnehmende Jesundheit.«
    Der Pastetenbäcker pausierte kurz, blickte vielsagend auf den Kristallüster über dem Mahagonitisch, der den üppigen Gobelinschmuck des Großen Saals illuminierte, und biß noch einmal in den Ingwerkeks, der zum Kaffee gereicht worden war.
    »Stünden die entsprechenden finanziellen Mittel zur Verfügung und würden diese Mittel im Rahmen eines ökonomisch vertretbaren Förderprogramms zur Verbesserung der Situation der Landwirtschaft eingesetzt; könnte darüber hinaus noch mittels der Zuweisung

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