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Firkin 3: Das Wurmloch ins Biblioversum

Firkin 3: Das Wurmloch ins Biblioversum

Titel: Firkin 3: Das Wurmloch ins Biblioversum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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macht …«
    »Wie meinen?«
    Erst jetzt wandte sich Schyrling vom Anblick des monolithischen Standbildes ab und sah Schikaneder an. War es nur Einbildung, oder schaute der Troll tatsächlich nicht mehr ganz so … so … peinlich berührt drein, nachdem der militärische Blick des Kommandanten nicht mehr auf ihn gerichtet war?
    »Unter uns, Schikaneder«, flüsterte Schyrling, und sein Flüstern klang wie das Balzgeräusch von Grabhügeln, »ich hab nicht die geringste Ahnung, gegen wen wir da kämpfen.«
    Von der Ostseite des Marktplatzes war ein Schrei zu hören. Gleich darauf schoß ein Arm nach oben, dann zeigte eine Hand zum Himmel.
    »Was gibt’s?« schrie Schyrling und machte große Augen.
    Die Wachen zeigten zum Himmel. Die Schar der Augenzeugen hinter dem Stacheldraht zitterte leicht: Wieder bildete sich dort oben eine schwarze Wolke.
    »Eine Wolke? Wolke-Schnolke!« knurrte Schyrling. Dann schrie er: »Stillgestanden! Augen geradeaus! Das ist hier schließlich keine Schulstunde in Wetterkunde!«
    »Dürfte ich vielleicht aber doch …«, säuselte Schikaneder, der sehr wohl wußte, daß Widerreden heißt Nie wieder reden nicht das einzige Motto der Garde war – es gab da noch ein Zwillingsmotto, das genauso übel war und nach dem genauso schnell und gerne verfahren wurde, »… darauf hinweisen …« (Der Querulant kommt an die Wand, klang es ihm fortwährend in den Ohren, während er weitersprach), »… daß auch der da erst aufgetaucht ist, nachdem sich eine große dunkle Wolke gebildet hatte.«
    Die atmosphärische Anomalie wurde größer und größer, blähte sich zusehends auf, dehnte sich weit schneller aus als jede gewöhnliche Wolke, bis sie plötzlich innerhalb von Sekunden mehrere tausend Meter nach unten stürzte und wie ihre Vorgängerin qualmend, mit einem Hagel aus Felsbrocken auf der Erde einschlug.
    »Ha! Daneben!« knurrte Schyrling hochnäsig.
    Die Krapathischen Berge schwankten und erbebten bis in ihre Grundfesten hinein. Und keiner sah, und niemand hörte, daß sich erneut mehrere hundert Gewebefasern aufdröselten und die Strümpfe der Realität ein paar neue Laufmaschen bekamen.
     
    »Aber nein, Kerl! So mußt du den Knoten schlagen!« schimpfte der bärtige Hauslehrer den blonden Prinzen von Isolon und Cranachan, der sich eben abmühte, seinen Falken für die Jagd zurechtzumachen. »Wenn du das nicht richtig festzurrst, bist du ihn im Handumdrehen los! Wuschisserweg!«
    »Aber wenn dieses blöde Ding die Beine nicht stillhält«, meuterte Klayth.
    »Ach, du liebe Güte! Dieses Ding ist ein Beizfalke, und Beizfalken haben keine Beine, sondern Fänge! Und was soll das eigentlich für ein Knoten sein?«
    »Weiß ich doch nicht! Muß eigentlich die Schnur erst rumgeschlagen und dann durchgesteckt werden, oder war’s umgekehrt?«
    »Soll das heißen, du weißt nach all den Jahren der Unterweisung nicht mehr, wie man einen Webeleinstek knüpft?«
    »Mmmpf. Und der Strick da …«
    »Meinst du etwa die Fessel?« Der Hauslehrer seufzte.
    »Genau. Ich weiß nicht mehr, wie man die an den Schuhen festmacht …«
    »Am Geschah! Geschah heißt das in der Sprache der Falknerei!«
    »Meinetwegen … He! Hör bloß auf, mit den verdammten Flügeln zu flattern! Blöder Vogel!«
    »Mit den Fittichen!« korrigierte der Lehrer und schlug sich verzweifelt an die Stirn.
    »Echt? Fittiche heißen die? Vielleicht hat er ja jemand da drunter genommen, und der will raus, und deswegen zappelt er …«
    »Haha! Sehr witzig. Jetzt gib schon her, sonst wird das nie was mit der Beizjagd! Sieh dir nur diese Wolken an!«
    Und während sich sein Hauslehrer mit einem Leder- und Federgewirbel abplagte, beobachtete Klayth skeptisch, wie sich am Himmel schwarze Wolken zusammenballten. Donner grollte.
    »Glaubst du, wir erwischen was?« fragte Klayth aufgeregt.
    »Das hoffe ich. Jetzt sollst du sehen, wie scharf ein Beizvogel rangehen kann!«
    Klayth riß den Arm hoch und zeigte auf die Bäume vor ihnen. »Kann ich so einen haben? Mach schon, schick ihn los! Er soll mir so einen holen!«
    Er war ein schäbiges, beispiellos mickriges Exemplar der Vogelgattung, das er sich da ausgesucht hatte: Schwungvoll flog es auf und segelte durch die Bäume davon, elegant wie eine aerodynamisch optimal konstruierte Fußmatte.
    »Nein! Ich glaube es einfach nicht … das ist doch …«, stotterte der Hauslehrer.
    »Was?« fragte Klayth. »Was ist es denn?«
    »Ich habe doch heute noch nicht getrunken, oder?«
    »Meines Wissens

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