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Firkin 3: Das Wurmloch ins Biblioversum

Firkin 3: Das Wurmloch ins Biblioversum

Titel: Firkin 3: Das Wurmloch ins Biblioversum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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Schnecken unterhalten.«
    »Ach ja? Also, ich wußte es nicht!«
    Zuveth erledigte ein weiteres Neunauge, drehte sich dann, die Hände tropfnaß, zu Bharkleed um und sagte: »’tschulligung, Eminenz, freut mich wirklich ganz außerordentlich, Euer Besuch. Aber wie Ihr ja selbst seht, hab ich ganz hübsch zu tun.« Er zeigte mit der Hand auf fischig-feucht schillernde Geknäuel. »Gibt’s irgendwas, wo ich Euch behilflich sein könnte?«
    Alles wäre in den Tagen nach diesem Gespräch um so vieles einfacher gewesen, wenn Bharkleed jetzt Zuveth milde lächelnd den Arm um die Schulter hätte legen und sagen können: »Hört zu: Wir haben es so gedeichselt, daß Ihr jetzt diesen Job habt. Wir haben Ringshey drangekriegt, wir haben den Postboten bestochen und dafür gesorgt, daß niemand die Stellenausschreibung im Cranachischen Merkur lesen konnte, weil der Cranachische Merkur nicht zugestellt wurde. Wenn Ihr das alles einmal so richtig bedenkt, glaubt Ihr dann nicht auch, es wäre jetzt an der Zeit, daß Ihr Euch ein wenig erkenntlich zeigt?«
    Zweifellos hätte Zuveth dann geantwortet: »Das habt Ihr alles für mich getan? Ich bin ganz überwältigt! Bitte sagt mir, was ich für Euch tun kann.«
    Dann hätte Bharkleed gelächelt, etwa so wie jedermanns Lieblingsonkel zu lächeln pflegt, hätte ein Fläschchen aus der Tasche gezogen, das ein interessantes, weißes Pulver * enthielt, und hätte es Zuveth mit den Worten überreicht: »Seht zu, daß Ihr davon dem König täglich zwei Teelöffel voll ins Essen schmuggeln könnt.«
    Leider verlief diese Unterredung ganz anders. Und zwar so:
    »Nein, nein! Ich, äh, das heißt wir, wir wollten nur einfach mal vorbeischauen und gratulieren und nachsehen, ob Ihr Euch auch gut eingelebt habt. Wir sehen es einfach gerne, wenn unsere Jünger im Diesseits vorankommen und zufrieden sind. Hab ich nicht recht, Jungs?«
    Flaezz und Wenzl grunzten mit überwältigender Anteilnahme.
    »Nett von Euch. Und vielen Dank auch, aber …«
    »Sind die da für den König?« Bharkleed zeigte auf die Neunaugen.
    »Ja. Alles, was ich zubereite, ist für den König. Das ist es ja, warum ich den Titel Königlicher Fischkoch am Hofe Seiner Majestät, König Kharthezsh, des Herrschers über die Königreiche Isolon und Cranachan, des Oberhauptes, der Vereinten Stammesgemeinschaft des Vorgebirges, des Trägers der Eisernen Steuerschraube und der Fackel der Hitzigen Heimzahlung führe.«
    »Faszinierend!« flüsterte Bharkleed, der äußerst überzeugend den von Ehrfurcht erfüllten Zuhörer spielte. »Und was bringt das Amt des Königlichen Fischkochs sonst noch mit sich?«
    »Mein schönstes Erlebnis bisher war, als man uns mal einen ganzen Stör geliefert hat und ich damit beauftragt wurde …«
    Und während Bharkleed weiterhin glänzend die Rolle des wunderbaren, intelligenten, geistreichen und aufmerksamen Publikums spielte, schlich sich Flaezz vorsichtig an das Geknäuel ausgenommener Neunaugen heran, deren aus dem Kiefer gerissene, klaffende Zahnreihen wie eine fischartig stumme Imitation jenes gekrönten Hauptes aussahen, dem sie in Kürze serviert werden sollten. Ohne daß es jemand gesehen hätte, zog er aus einer in den Tiefen seines Mantels verborgenen Geheimtasche ein Fläschchen mit einem interessant gestalteten Etikett (Einzelheiten siehe oben) und streute dessen Inhalt über seine unfreiwilligen aquatischen Komplizen.
     
    Merlot stand auf, massierte sich das schmerzende Rückgrat, trat einen Schritt zurück und bewunderte sein Werk, das er auf den Fußboden seiner Hütte gekritzelt hatte: ein kompliziertes kalkweißes Liniengewirr aus Geraden, Kreisen und Kurven. Dann blickte er in das Buch, das er in der Hand hielt, und grunzte.
    »Kommt hin«, brummelte er und zupfte nervös an seinem nicht mehr ganz weißen Bart. Dann steckte er die Kreide wieder in eine der unzähligen Taschen, die in seinem Mantel versteckt waren. »Der hintere Drudenfuß ist vielleicht ein bißchen wackelig, und ein paar von diesen Linien sind etwas schlängelig, aber … müßte eigentlich hinkommen. Hoff ich wenigstens.«
    »Ich auch«, schloß sich Arbutus an, »ich auch!« Dann leckte er sich die letzten Wühlmausrestchen vom Schnabel und plusterte das Brustgefieder auf.
    Merlot nahm eine große Flasche von einem Regalbrett, streute großzügig rosafarbenes Pulver über das Pentagramm und begann sich wie ein vom Veitstanz befallener Derwisch wild kreischend zu drehen.
    Arbutus zappelte unruhig hin und her. Er

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