Flaming Bess 02 - Wo die Echse herrscht
Augenwinkeln sah sie Katzenstein und Glory Moon heranstürmen; in der Hand der dunkelhäutigen Frau blitzte eine kurzläufige Strahlpistole.
Plötzlich tauchte der Kopf des Technikers hinter einer rostigen Zuleitung auf.
»Nicht schießen!« schrie Bess.
Doch Glory Moon schien sie nicht zu hören. Ein nadeldünner Energiestrahl zuckte aus ihrer Waffe und verfehlte den Techniker nur knapp. Sein Kopf verschwand. Moon rannte auf einen Pfeiler zu und kletterte behände hinauf zu den Röhren. Katzenstein sprach hastig in sein Armbandfunkgerät; wahrscheinlich alarmierte er den Sicherheitsdienst. Gut, dachte Bess grimmig. In ein paar Minuten würde es hier von SD-Männern wimmeln. Der Techniker hatte keine Chance.
Als Glory Moon die oberste Sprosse des Stützpfeilers erreicht hatte, war Flaming Bess bereits auf der anderen Seite der Röhrenbrücke. Im gleichen Moment schwang sich der Attentäter über das Seitenrohr und stieß wie ein großer, zorniger Raubvogel auf sie herunter. Reflexartig wich sie aus. Dicht neben ihr kam er auf dem Boden auf, federte den Aufprall ab und ließ das flirrende Lichtblatt des Laserbrenners wie eine Sense kreisen. Blitzschnell tauchte Bess unter dem tödlichen Streich hinweg und schmetterte ihm mit einem Fußtritt den Brenner aus der Hand.
Der Mann knurrte und schlug mit der Faust nach ihr. Sie warf sich zur Seite, kam sofort wieder hoch und sah ein Messer in seiner Hand funkeln. Die Klinge zuckte auf sie zu. Sie duckte sich und packte sein Handgelenk. Plötzlich ging ein Ruck durch seine Gestalt. Etwas wie Erstaunen glättete sein verzerrtes Gesicht. Er schwankte und stöhnte erstickt. Das Messer fiel aus der kraftlosen Hand.
»Falsche Prophetin …!« keuchte er.
Dann brach er zusammen. In seinem Nacken, dicht unter dem Haaransatz, war ein münzgroßes Stück Haut versengt; in der Mitte der Sengstelle befand sich ein winziges Loch. Ein nadelfeiner Energiestrahl hatte ihn getroffen; er war tot.
Mit einem gepreßten Fluch hob Flaming Bess den Kopf und sah Glory Moon auf dem dickbauchigen Seitenrohr der Leitungsbrücke knien; sie hielt noch immer die kurzläufige Strahlpistole in der Hand. Als sie Bess’ zornigem Blick begegnete, ließ sie die Waffe sinken.
»Das war unnötig!« stieß Flaming Bess hervor. »Sie hätten ihn nicht zu töten brauchen.«
Mit gleichgültiger Miene schob Moon den Strahler in ihren Waffengurt und verschwand hinter der Rohrwölbung.
Bess kniff die Lippen zusammen. Sie kniete neben dem Toten nieder und rollte ihn auf den Rücken. Ein bartloses, hohlwangiges Gesicht mit dünnen Augenbrauen und kurzen, lackschwarzen Haaren. Vom linken Wangenknochen bis zum Kinn zog sich eine gezackte Narbe. Selbst im Tode trug sein Gesicht noch jenen seltsam erstaunten Ausdruck. Als hätte ihn die Erkenntnis überrascht, daß auch er sterblich war.
Schritte näherten sich. Katzenstein. Er blieb neben ihr stehen.
»Kennst du den Mann, Katz?«
»Teng«, sagte er. »Ortnet Teng. Einer meiner besten Leute. Tüchtig und zuverlässig. Ich hätte nie geglaubt, daß er …« Katzenstein schüttelte den Kopf. »Ich verstehe das nicht. Warum hat er das getan? Er hatte keinen Grund … «
Flaming Bess richtete sich auf. »Er war ein Assassine. Einer von denen, die mich für eine falsche Prophetin halten.«
Katzenstein sah sie überrascht an. Dann begriff er. »Der Feind«, sagte er heiser. »Er hat wieder zugeschlagen!«
Sie nickte. Mit leisem Frösteln erinnerte sie sich an das erste Attentat, kurz vor dem Start von Terminus. Der unbekannte Feind hatte sie mit mentalen Kräften in eine andere Dimensionsebene versetzt, wo sie bereits von seinen Assassinen erwartet worden war. Und das rohe, unfertige Gesicht des Feindes, wie mit glühendem Eisen in die Decke gebrannt, drohende, wahnsinnige Worte: Falsche Prophetin, Hure der Zeit …
»Das zweite Attentat«, murmelte Katzenstein. »Und wir wissen immer noch nicht, wer hinter diesen Anschlägen steckt. Verdammt, es wird Zeit, daß Muller McLasky etwas unternimmt. Ich … «
»Was geht hier vor?«
Schnaufend, das feiste Gesicht dunkelrot angelaufen, von mehreren blauuniformierten SD-Männern gefolgt, schob sich Muller McLasky an Katzenstein vorbei und musterte den Toten. Seine Miene verfinsterte sich. »Einer von Ihren Leuten, Katzenstein?«
»Ortnet Teng«, bestätigte der Bordingenieur. »Ein Techniker.« Mit knappen Worten schilderte er den Vorfall.
McLasky bedachte Flaming Bess mit einem mürrischen Blick. »Haben Sie einen
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