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Flammen über Scarborough Street: Ein Inspektor-Pitt-Roman

Flammen über Scarborough Street: Ein Inspektor-Pitt-Roman

Titel: Flammen über Scarborough Street: Ein Inspektor-Pitt-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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Narraway und schnitt damit alle Fragen ab, die sich Pitt insgeheim stellte und für die er nicht ohne weiteres Worte fand.
    »Woher ich das weiß?«, bellte Welling zurück. »Von den armen Teufeln natürlich, die man bis aufs Blut auspresst. Ich habe gar nicht damit gerechnet, dass Sie mir glauben. Sie wollen die Sache herunterspielen. Aber fragen Sie mal in Smithfield nach, in der Clerkenwell Road und im Süden von Newgate oder Holborn. Da gibt es Dutzende von kleinen Gässchen voller Menschen, die Ihnen alle dasselbe sagen würden. Ich nenne ihre Namen nicht, sonst müssen sie demnächst doppelt so viel zahlen, oder die Polizei findet mit einem Mal Hehlerware bei ihnen.«
    Auf Narraways Gesicht lag ungläubige Verblüffung. Pitt wusste nicht, ob sie echt war oder ob er sie vortäuschte, weil er Welling dazu bringen wollte, mehr zu sagen, auf den Tisch zu legen, was er wusste, um seine Anschuldigung zu erhärten.
    Doch Welling war viel zu wütend, als dass er seine Zunge im Zaum gehalten hätte, selbst wenn ihm Narraways Absicht klar
gewesen sein mochte. »Fragen Sie doch Birdie Waters in der Mile End Road!«, stieß er hervor. »Der sitzt gerade wegen Hehlerei im Gefängnis von Coldbath. Dabei hat er nicht einmal geahnt, dass er die Sachen im Haus hatte. Silber von einem Einbruch in Belgravia.« Hinter der Leidenschaftlichkeit seiner Worte verbarg sich eine heiße Wut. »Nur war Birdie noch nie im Leben in Belgravia.«
    »Wollen Sie damit sagen, dass die Polizei die Gegenstände dort hingebracht hat?«, fragte Pitt, bevor Narraway das Wort ergreifen konnte.
    »Das ist nur einer von einem Dutzend Fällen«, gab Welling zurück. »Ehrbare Bürger werden bestohlen und auf andere Weise geschädigt, sie werden so in Angst und Schrecken versetzt, dass sie ihr Ansehen und ihr Geschäft verlieren, und die Polizei tut so, als ob sie nichts davon mitbekäme.« Er war so aufgebracht, dass ihm die Tränen in die Augen zu treten drohten. »Die ganze Regierung muss weg, bevor sie das Halseisen so fest anzieht, dass wir keine Kraft mehr haben, dagegen anzukämpfen. Ein klarer Schnitt ist nötig, ein Neubeginn.« Er ruckte heftig mit dem Kopf; seine Hals-und Schultermuskeln waren angespannt wie Taue. »Sie müssen weg, all die habgierigen, verlogenen, verrotteten …« Mit einem Mal verstummte er und sank in sich zusammen, als habe ihn jeglicher Schwung verlassen. Dann wandte er sich ab. »Aber Sie stehen ja auch im Dienst der Regierung – Polizei«, sagte er hilflos. »Alles, worauf Sie scharf sind, Ihr Geld, Ihre Macht, alles hängt davon ab, dass die Dinge bleiben, wie sie sind. Sie sind Teil der ganzen Geschichte, ob Ihnen das bewusst ist oder nicht. Sie können es sich gar nicht erlauben, sich dem zu entziehen!« Er lachte verächtlich auf. »Wo sollten Sie denn schon hin?« Er reckte das Kinn, seine Augen blitzten, doch lag darin keine Hoffnung.
    Pitts Gedanken überschlugen sich. Einige der Straßen, die Welling genannt hatte, lagen im Revier seiner alten Wache Bow Street. Dort taten Männer Dienst, die seine Untergebenen gewesen waren. Jetzt leitete diese Wache Harold Wetron, der es inzwischen
zum Hauptkommissar gebracht hatte. Zwar gehörte er, obwohl er hoher Beamter der Stadtpolizei von London war, dem Inneren Kreis an und war sogar dessen Leiter, doch mochte Pitt nicht glauben, dass sich die Dinge unter ihm in kaum einem Jahr so entsetzlich gewandelt haben sollten. Welling musste sich irren.
    Der Mann sah ihn aufmerksam an; an seinem Gesicht war abzulesen, dass er sich bereits mit seiner Niederlage abgefunden hatte. Wieder stieß er ein kurzes Lachen aus, als wolle er damit verhindern, dass man seine Verletzlichkeit erkannte. »Sie haben wohl nicht den Mut, das zu glauben?«, fragte er kläglich.
    »Warum die Myrdle Street?«, kam Pitt auf die unbeantwortete Frage zurück. »Dort wohnen doch nur einfache Leute.«
    Wieder verzog ein hässliches Lächeln Wellings Gesicht. »Polizei.« Er stieß das Wort hasserfüllt hervor.
    »Was meinen Sie mit ›Polizei‹?«, fragte Pitt.
    »Als wüssten Sie das nicht ganz genau.«
    »Ich weiß es nicht. Ich bin beim Staatsschutz.«
    Welling schloss die Augen und öffnete sie wieder. »Das Haus in der Mitte gehörte Grover. Er arbeitet für Simbister! In der Cannon Street.«
    »Und das lohnt es, die Todesstrafe zu riskieren?«, fragte Narraway kalt.
    Trotzig und mit einem Blick voller Hass stieß Welling hervor: »Ja! Wären Sie doch dabei gewesen und hätten Sie gesehen, wie er

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