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Flammen über Scarborough Street: Ein Inspektor-Pitt-Roman

Flammen über Scarborough Street: Ein Inspektor-Pitt-Roman

Titel: Flammen über Scarborough Street: Ein Inspektor-Pitt-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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Inneren ab. Er hatte einen brillanten Kopf und konnte sich auf seine Instinkte verlassen. Zwar waren ihm auch andere Menschen wichtig – aber nicht übermäßig. Ganz
bewusst hatte er sich dafür entschieden, keine Wette auf die Zukunft einzugehen.
    Die Tür öffnete sich, und er merkte, dass er nach Luft rang und sein Körper starr wurde. Lord Sheridan Landsborough trat ein und schloss leise die Tür hinter sich. Der hoch gewachsene Mann mit den angenehmen, fein geschnittenen Zügen ging ein wenig gebeugt.
    »Mr Narraway?«, sagte er in freundlichem Ton.
    Narraway neigte den Kopf bestätigend. »Wollen Sie nicht Platz nehmen?«
    »Mein Bester, so klapprig bin ich noch nicht, auch wenn ich die siebzig schon hinter mir habe. Oder ist die Nachricht, die Sie mir bringen, so grausig?« In seinen intelligenten Augen lag bereits ein Schatten.
    Narraway spürte, dass ihm eine leichte Röte in die Wangen stieg.
    Dem anderen entging das nicht.
    »Entschuldigung«, sagte er sogleich. »Natürlich ist sie das. Sie wären bestimmt nicht persönlich gekommen, wenn es sich um etwas Alltägliches gehandelt hätte.« Er setzte sich, aber eher, um Narraway zu Gefallen zu sein, als weil er es für nötig erachtet hätte. »Was ist geschehen?«
    Auch Narraway nahm Platz, um nicht auf ihn hinabsehen zu müssen. »Heute Morgen haben Anarchisten in der Gegend von Mile End einen Sprengstoffanschlag verübt«, sagte er ruhig. »Man hat uns davon verständigt, und wir sind noch rechtzeitig gekommen, um die Täter zu verfolgen. In der Long Spoon Lane haben wir sie gestellt und das Haus belagert, in dem sie sich verschanzt hatten. Es ist zu einem kurzen Feuergefecht gekommen. Als wir das Gebäude stürmen konnten, haben wir im Inneren drei Männer vorgefunden, von denen einer tot war. Wir wissen noch nicht, wer ihn erschossen hat, lediglich, dass der Schuss nicht von außen gekommen sein kann, sondern im Raum selbst abgegeben worden sein muss.« Ein Blick auf Landsboroughs Gesicht zeigte ihm, dass diesem klar war, was er als Nächstes
sagen würde. »Es tut mir aufrichtig Leid«, fügte er mit ungeheuchelter Betrübnis hinzu. »Der Siegelring wie auch die Aussage eines der Männer, die wir gefasst haben, lässt keinen anderen Schluss zu, als dass es sich bei dem Getöteten um Ihren Sohn Magnus handelt.«
    Obwohl Lord Landsborough mehr oder weniger damit gerechnet hatte, wich die Farbe vollständig aus seinem Gesicht, dessen Haut nahezu grau wurde. Er zögerte einen schmerzlichen Augenblick lang, bemüht, beherrscht zu sprechen, und sagte dann: »Ich weiß zu schätzen, dass Sie selbst gekommen sind, um mir das mitzuteilen. Vermutlich wünschen Sie, dass ich ihn identifiziere …« Er konnte nicht weitersprechen. Seine Kehle war wie zugeschnürt, und es kostete ihn sichtlich Mühe zu atmen.
    Narraway fühlte sich gänzlich hilflos. Da hatte er einem Menschen unendlichen Schmerz zugefügt und musste jetzt mit ansehen, wie sich dieser bemühte, würdevoll Haltung zu wahren.
    »Es sei denn, Sie hätten einen engen Verwandten, den Sie bitten könnten, das an Ihrer Stelle zu tun«, sagte er im Bewusstsein, dass Lord Landsborough das Anerbieten nicht einmal dann annehmen würde, wenn es einen solchen Menschen gab.
    Dessen Versuch zu lächeln misslang. »Nein.« Seine Stimme versagte. »Es gibt sonst niemanden.« Er erwähnte mit keinem Wort, dass er es seiner Gattin nicht abverlangen würde. Ein solcher Gedanke würde ihm erst gar nicht kommen.
    Narraway hatte erneut das Bedürfnis, Landsborough um Entschuldigung zu bitten, doch würde er ihn damit lediglich zu höflicher Abwehr nötigen. So nutzte er stattdessen den Augenblick, die unausweichliche schmerzliche Frage zu stellen. Immerhin war es möglich, dass die Anarchisten Magnus tatsächlich als eine Art Geisel festgehalten hatten, auch wenn Narraway das nicht annahm. Welling hatte ihn als ihren Anführer bezeichnet, und er hatte den Eindruck, dass der Mann, auch wenn er weltfremd sein mochte und eine leidenschaftliche, unwissende und einseitige Weltanschauung vertrat, die Wahrheit sagte, soweit sie ihm bekannt war.
    » Wie sahen Mr Landsboroughs politische Ideale Ihres Wissens aus, Mylord?«, fragte er daher.
    »Was? Ach so.« Landsborough überlegte einen Augenblick. Als er sprach, klang seine Stimme weniger schroff. Fast konnte man glauben, dass er den Tränen nahe war. Mit einem Anflug von Selbstironie sagte er: »Ich bedaure sagen zu müssen, dass er einigen meiner eigenen liberalen

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