Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flandry 4: Ehrenwerte Feinde

Flandry 4: Ehrenwerte Feinde

Titel: Flandry 4: Ehrenwerte Feinde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
Vom Netzwerk:
 
Keine Angst vor schmutzigen Händen
     
     
    Captain Dominic Flandry schlug die Augen auf und sah auf Metall. Gleichzeitig wurde er eines fast unhörbaren Trommelns und Schütteins gewahr, das man mit nichts im Universum verwechseln konnte. Er befand sich an Bord eines Raumschiffs mit laufendem Hyperantrieb.
    Flandry setzte sich abrupt auf, und ein stechender Schmerz fuhr ihm in die Schläfen. Eingeschlafen war er in einem Zimmer irgendwo im Rotlichtviertel von Catawrayannis, ohne dass er beabsichtigt hätte, die Stadt in den nächsten Wochen oder Monaten zu verlassen – oder, Moment, war er bewusstlos geworden? Sein Gedächtnis ließ ihn im Stich. Dabei hatte er nicht viel getrunken.
    Ernüchternd dämmerte ihm, dass er sich nicht an Bord eines für Menschen gebauten Schiffes befand. Gewiss, nach Größe und Aussehen der Einrichtung zu urteilen, dürfte die Besatzung recht menschenähnlich sein. Er konnte die Luft atmen, auch wenn sie ihm zu kühl war, eigentümliche Gerüche herantrug und ein wenig dichter zu sein schien als terranischer Standard. Das interne Schwerefeld behinderte ihn zwar nicht, war aber merklich stärker als für Menschen normal und legte mehrere zusätzliche Kilogramm auf seinen Körper. Die Kojen, von denen er eine belegte, waren mit Laken aus einer unbekannten Pflanzenfaser bezogen, die Decken aus langen blaugrauen Haaren gewoben. Eine Truhe, die wohl gleichzeitig auch als Sitzgelegenheit diente, bestand aus Holz, in das von Hand komplizierte, ineinander laufende Ornamente geschnitzt waren, wie Flandry sie noch nie gesehen hatte – und dabei gehörten planetarische Kunstformen zu seinen Hobbys.
    Flandry barg das Gesicht in den Händen und dachte angestrengt nach. Seine Kopfschmerzen und der widerliche Geschmack in seinem Mund konnten nicht vom Alkohol stammen – zumindest nicht von den mit Bedacht ausgewählten Spirituosen, die er in Maßen getrunken hatte. Und wieso war er so früh schläfrig geworden? Das Mädchen hatte gut und lebhaft ausgesehen …
    Unter Drogen gesetzt – o nein! Bitte sag mir, dass ich nicht so blöd bin wie ein Sensofilm-Held! Alles, nur das nicht!
    Aber wer hätte solch eine Falle geargwöhnt? Der Gegner hatte doch gewiss keinen Grund anzunehmen … oder doch? Flandry war unterwegs gewesen, um sein sorgfältig ausgearbeitetes Netz von Halbweltbekanntschaften und Informanten auszubauen, das ihn am Ende auf außerordentlich indirektem Wege zu jenen geführt hätte, denen er auf der Spur war. Er hatte sein Tun so unverhohlen genossen, wie es nur möglich war, und niemandem hatte der Verdacht kommen können, er sei bei der Arbeit. Doch irgendwie …
    Flandry sprang auf und sah sich benommen nach seiner Kleidung um. Sie fehlte; er war nackt. Verdammt, er hatte dreihundert Credits dafür bezahlt. Flandry stapfte zu der Metalltür. Sie funktionierte nicht automatisch. In seinem Zustand brauchte er eine ganze halbe Minute, um zu enträtseln, wie der Schieberiegel in Form eines Ungeheuerkopfes gehandhabt wurde. Er warf die Tür auf und blickte auf den Projektorkonus eines Strahlers.
    Er kannte das Modell nicht, aber sein Zweck war unverkennbar. Flandry seufzte, lockerte seine angespannten Muskeln und sah sich den Wächter, der die Waffe hielt, genauer an.
    Das Wesen war in hohem Maße humanoid. Die Kleidung verbarg höchstwahrscheinlich etliche oberflächliche Abweichungen, die Haut erheblich grundlegendere Divergenzen. Auf unzähligen Welten ereigneten sich zwangsläufig hin und wieder die gleichen evolutionären Zufälle, aber nie verlief die Entwicklung identisch. Dennoch ähnelten Besatzungsmitglied und Gefangener einander für das bloße Auge stärker als, sagen wir, Mann und Frau. Oder ist es eine Frau dieser Fremdspezies?, fragte sich Flandry. Na, ich wette, das hier ist ein Mann und mehr oder minder genauso ausgestattet wie ich.
    Der Fremde hätte fast als hochgewachsener, kräftig gebauter Mensch durchgehen können. Die Abweichungen in den Proportionen waren geringfügig und lagen im Bereich des Normalen. Gewiss, Terra hatte nie eine Rasse mit dieser Merkmalkombination hervorgebracht. Die Haut war fast rein weiß, Haar und Bart gelbbraun, die Nase recht flach, die Lippen voll, die Augen schräggestellt und violett. Die Ohren wirkten recht fremdartig; sie waren spitz, freibeweglich und wie eine Kaurimuschel gerollt. Aus den schweren Wulstbrauen sprossen zwei kurze, jettschwarze Hörner – für den Kampf eigneten sie sich kaum, erfüllten aber vielleicht eine

Weitere Kostenlose Bücher