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Flandry 6: Schattenwelt

Flandry 6: Schattenwelt

Titel: Flandry 6: Schattenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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Signal?«
    »Nein, Sir.« Die Stimme klang gehörig klein. »Es brach ab, als wir landeten.«
    »Stell zu mir durch, wenn etwas ankommt. – Gentlemen, folgen Sie mir in Gefechtsformation. Sollte mir etwas zustoßen, so erinnern Sie sich, dass Ihre erste Pflicht darin besteht, zur Flotte zurückzukehren, oder die Flucht unseres Bootes zu decken, falls es nötig ist. Vorwärts.«
    Flandry legte mit flachen Niedrigschwerkraftsprüngen los. Er fühlte sich wunderbar leicht, so leicht wie die Umrisse, die vor ihm aufragten, und die Luft war klar wie Diamant. Dennoch schnurrten hinter ihm die Gravitationsmotoren, die seinen schwereren Soldaten vorwärtshalfen. Er rief sich ins Gedächtnis, dass sie am Boden blieben, um ein möglichst kleines Ziel zu bieten, dass das Terrain, das sie durchquerten, beängstigend offen war und dass die letzte Reinheit im Tod liege. Die Minuten zogen dahin, während er die zwei Kilometer zurücklegte. Halb war er sprungbereit wie eine Katze, halb wünschte er sich, Kossara hätte dieses Wunder irgendwie, unversehrt, erblicken können.
    Die Fundamente nahmen mehr und mehr vom Himmel ein, bis er schließlich vor der steilen Felswand stand, die sie bildeten. Das azurne Material widerstand einem Tritt und einem versuchsweise abgefeuerten Energiestrahl mit einer Härte, die schon Zeitaltern widerstanden hatte. Er stieg auf, flog einen Bogen über die Kante und stand in der Stadt.
    Vor ihm erstreckte sich eine breite Straße vom gleichen tiefen Blau, flankiert von tanzenden Säulenreihen und arabeskenhaften Friesen auf Gebäuden, die vielleicht einmal Tempel gewesen waren. Je weiter er blickte, desto höher ragten Mauern, Säulen, Stufen, Kuppeln und Türme auf; und mit jedem Schritt, den er machte, erhielt er eine andere Perspektive, sodass das Ganze lebendig, ausgeklügelt, simpel, mächtig, friedlich und transzendent wirkte. Doch die Schritte klangen hohl.
    Sie waren einen Kilometer weit vorgedrungen, als die Nerven zuckten und Waffen angelegt wurden. »Halt«, sagte Flandry. Aus dem mannshohen Ovoid, das aus einer Nebenstraße heranschwebte, ringelten sich Tentakel, die in Werkzeugen und Sensoren endeten. Seine Linien und Rundungen wirkten schön. Es verschwand auf seiner unbekannten Mission wieder außer Sicht. »Ein Roboter«, vermutete Flandry. »Vollautomatisch. Wie lange könnte solch eine Stadt stehen – funktionieren? Jahrmillionen?« Seine Nüchternheit erschien ihm, als habe er auf heiligem Boden ausgespuckt.
    Nein, verdammt! Ich jage die Mörder meiner Frau!
    Er trat auf einen mosaikbelegten Platz und erblickte sie.
    Durch einen Bogengang am gegenüberliegenden Ende schritten die hohen, ernsten Gestalten in weißen Roben, die Köpfe bloß, sodass die Kämme über leuchtenden Augen und edlen Stirnen schimmerten. Etwa zwanzig waren es. Einige trugen anscheinend Bücher, Schriftrollen, zierliche rätselhafte Gegenstände; andere schienen sich zu verständigen, Verstand zu Verstand; manche gingen allein in ihre Meditation versunken. Als die Menschen auftraten, wandten die meisten aufmerksam die Köpfe. Dann, als hätten sie alles Neue erschöpft, was sich bot, versanken sie wieder in Gedanken und wandten sich ihrer Beschäftigung zu … der Weisheit?
    »Was wollen wir tun, Sir?«, fragte Vymezal neben Flandry rau.
    »Wir reden mit ihnen, falls sie antworten«, sagte der Terraner. »Wenn die Umstände es erfordern, nehmen wir sie sogar gefangen.«
    »Können wir das? Sollten wir es? Ich bin hier, um Rache zu nehmen, aber … Gott helfe uns, was sind wir für schmutzige Affen.«
    Eine Vorahnung regte sich in Flandry. »Meinen Sie nicht eher«, brummte er, »als welche Tiere wir uns fühlen sollen – wir und alle anderen, die sie so weit vorlassen?«
    Er schritt rasch über das hübsche Muster vor ihm. Unter einem Spitzbogen blieb ein Chereioner stehen, wandte sich Flandry zu, winkte ihn herbei und wartete. Der Anblick des Strahlers, der lose im Holster steckte, und die brutalen Gestalten hinter dem Terraner schienen die Gelassenheit in dem goldenen Gesicht nicht zu stören. »Grüße«, sang es auf Eriau.
    Flandry streckte die Hand vor. Sein Gegenüber wich der ungehobelten Geste mühelos aus. »Ich suche jemanden, der für Eure gesamte Welt sprechen kann«, erwiderte der Terraner in der gleichen Sprache.
    »Jeder von uns kann es«, erklang die Antwort. »Nennt mich, wenn Ihr wollt, Liannathan. Habt Ihr einen Namen, den ich nutzen kann?«
    »Ja. Captain Sir Dominic Flandry, Imperiale Navy

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