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Flieg, Hitler, flieg!: Roman

Flieg, Hitler, flieg!: Roman

Titel: Flieg, Hitler, flieg!: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ned Beauman
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Ganz wie der heilige Stephanus werde ich keinen Schmerz spüren.«
    »Ich will kämpfen!«, rief Sinner, und seine Stimme klang wie stählerne Handschellen. »Die warten. Die sind nicht hier, um eine verdammte Pantomime zu sehen.«
    »Möchte niemand?«, fragte der Arzt.
    »Hör zu, Kumpel, du hast gewonnen«, sagte Pock.
    »Sie sind sicher so freundlich, meine Erfindung zu testen, Sir?«, sagte der Arzt und winkte den jungen Mann von Boxing heran, der sein Notizbuch noch immer hoch über den Kopf hielt wie eine Laterne, nachdem er sich den Weg durch die Menge der Wettfanatiker gebahnt hatte.
    Frink sah forschend in Sinners Gesicht und hoffte, dass sich die Wut in die Düsternis hinter seinen Augen verziehen würde. Doch Sinner war immer noch wütend – er hatte noch nicht aufgegeben.
    »Glauben Sie, Mr.   Roach war dabei zu gewinnen, Mr.   Pock?«, stotterte der Reporter.
    »Ich bitte Sie inständig darum«, beharrte der Arzt.
    »Jetzt komm schon, Seth«, sagte Frink. »Nächstes Mal.«
    »Was sagen Sie, Mr.   Roach?«, fragte der Reporter.
    »Wir sollten nach Hause gehen«, bemerkte Pock.
    »Will denn hier niemand meine Hoden attackieren?«, rief der Arzt. Und das war der Augenblick, in dem Sinner sich umdrehte und Pock so heftig ins Gesicht schlug, dass dieser zurücktaumelte und über die Seile hinweg in die Sportwetter fiel wie eine schlechte Idee in eine hungrige Nation.
    Frink hatte noch nie so einen Punch gesehen oder einen solchen Jubel gehört. Während der junge Mann von Boxing ein paar Spritzer Blut von seiner Brille und seinem Notizbuch wischte, kreischte und gackerte die Menge und brüllte Sinners Namen wie den eines Geliebten, zerschmetterte Bierflaschen und warf Hüte in die Luft.
    »Dich müsste man einsperren!«, sagte Mottle zu Sinner, war aber kaum in der Lage, sich Gehör zu verschaffen. Er wandte sich an Frink. »Sie werden ihn doch jetzt nicht einfach so gehen lassen.« Frink zuckte mit den Schultern und reichte Sinner seinen Bademantel, als dieser vom Ring herunterstieg. Der Arzt redete auf ein paar Sportwetter ein, die ihm helfen sollten, Pock nach draußen zu tragen.
    »Mr.   Roach, hat er gekriegt, was er verdient hat?«, fragte der Reporter.
    »Wir kriegen alle, was wir verdienen, Sohn«, antwortete Frink.
    Dutzende von Männern, Frauen und Kindern erhoben sich von ihren Sitzen, als Sinner sich in Richtung des Gangs drängte, der zu den Garderoben führte, und wollten ihm die Hand schütteln, die Wange küssen, ihm auf den Rücken klopfen oder ihm eine Zigarre geben, aber er sah stur geradeaus und fluchte leise vor sich hin. Auch wenn er das nie zugegeben hätte, nicht einmal sich selbst gegenüber, gefiel es ihm, Fans zu haben, und es gefiel ihm, sie zu ignorieren, und er hatte vor nicht allzu langer Zeit gelernt, dass sie das nur noch anhänglicher machte, besonders die Frauen. An diesem Abend begnügten sich die meisten damit, Frink an seiner Stelle Tribut zu zollen. Das einzige Zugeständnis, das Sinner machte, war, für einen Fotografen kurz die Fäuste hochzunehmen.
    »Du hättest ihn später umhauen können, Seth, wenn du es schon unbedingt tun musstest«, murmelte Frink.
    »Er hat mir in die Eier gehauen.«
    »Ja, aber du hast gesagt, es hat nicht wehgetan.«
    Keiner konnte sich daran erinnern, wie ein riesiger grüner Ledersessel seinen Weg in die größte Garderobe des Premierland gefunden hatte, aber inzwischen stank er nach Schweiß und Harz und erbrach Füllmaterial durch seine rissige Oberfläche. Sinner setzte sich und griff nach einer Flasche Gin. »Wenn du schon wieder anfängst, rumzunölen, kannst du dich auch gleich verpissen.«
    »Das werde ich auch«, sagte Frink. Er versuchte sich an die Zeit zurückzuerinnern, als der Junge noch nicht auf diese Weise mit seinem Trainer geredet hätte. Es gelang ihm auch, aber nur, wenn seine Erinnerung so selektiv wurde, dass sie schon beinahe einer Fantasie glich. Eine Zeit lang war er besorgt gewesen, dass Sinners wachsende lokale Berühmtheit es schwerer machen würde, ihn zu kontrollieren, aber tatsächlich schien Sinner nahezu immun gegen Ruhm zu sein. Allerdings nicht aufgrund irgendeiner inneren Bescheidenheit – das Gegenteil war der Fall. Der Junge verfügte über eine derart unerschütterliche Arroganz, dass jede Art von äußerer Stimulation im Grunde überflüssig war, als gebe man einem beschleunigenden Zug noch einen Tritt ins Hinterteil. Wenn Sinner weiter seinem Griff entglitt, dann lag das nicht an seinem

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