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Flieg, Hitler, flieg!: Roman

Flieg, Hitler, flieg!: Roman

Titel: Flieg, Hitler, flieg!: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ned Beauman
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Fishy. Auch wenn du dich gezwungenermaßen loyal verhältst, weiß ich, dass deine wahre Treue deinen Internetfreunden gilt. Es sei denn, du hast zufällig von einem Typ namens Seth Roach gehört?«
    »Hab ich nicht.«
    »Dann ist das erledigt. Mach dich auf den Weg.«
    Ich werde oft gefragt: Warum sollte man seltene Nazi-Memorabilien sammeln, wenn man kein heimlicher Nazi ist? Oder wenigstens vermute ich, dass man mich das oft fragen würde, wenn außer Grublock, meiner früheren Putzfrau Maria und meinen »Internetfreunden« (wie Grublock sie nennt) jemand von meinem Hobby wüsste.
    Ich bin kein heimlicher Nazi. Mir wird übel, wenn ich daran denke, was sie getan haben. Das geht Ihnen vermutlich genauso. Und wenn allein der Gedanke daran einen kleinen Schauer von falscher Überlebensschuld verursachen kann, dann stellen Sie sich vor, wie es erst ist, wenn man einen SS -Dolch in die Hand nimmt. Ich kenne keine vergleichbare Erfahrung: Man fühlt sich, als tue man etwas schrecklich Böses, und doch weiß man, dass es nicht böse sein kann, weil man niemandem Schaden zufügt. Es ist dumm und berauschend und aufschlussreich. Normalerweise können Sie Ihr eigenes Gewissen nicht betrachten, weil es immer nur zum Vorschein kommt, wenn es mit dem Schnabel auf Sie einhackt und Sie alles tun würden, um es abzuschütteln; aber sperren Sie Ihr Gewissen in den Käfig dieses Paradoxons, wo es kriechen oder bellen, aber Sie nicht verletzen kann, und Sie können es inspizieren, solange Sie wollen. Die meisten Menschen kennen ihre wahren Empfindungen gar nicht, denn sie haben Angst, dass die sechs Millionen Toten sie nicht traurig genug machen könnten, wenn sie wirklich über den Holocaust nachdenken. Ich aber bin ein Experte für meine eigene Seele.
    Ich sollte noch hinzufügen, dass die Preise für Nazi-Memorabilien um zehn oder zwanzig Prozent pro Jahr steigen können. Versuchen Sie mal, eine solche Rendite an der Börse zu erzielen! Ich mache meine Geschäfte bei Internetauktionen und nutze die Dummheit und Faulheit der Amateure aus, die zu gleichgültig sind oder nicht wissen, dass sie bei einem echten Händler einen besseren Preis bekommen würden. Wie alle Kapitalisten behandle ich den freien Markt wie eine reiche alte Großmutter; ich betone, wie sehr ich die alte Schlampe verehre, bezeichne sie als rüstig, nutze aber ihre Lethargie und Demenz mutwillig aus, um Profit daraus zu schlagen. Wenn sie mit ihrer »unsichtbaren Hand« nach meinen Geschäften greift, gebe ich ihr einen Klaps. Im Hauptberuf bin ich auf die Alliierten des Zweiten Weltkriegs spezialisiert, aber ich mache auch den Krimkrieg, den Ersten Weltkrieg und Vietnam und das eine oder andere japanische Samurai-Schwert. (Ich würde niemals irgendwelchen Nazikram nur des Profits wegen kaufen und verkaufen.) Früher war ich Buchhalter, aber ich war es leid, mich von meinen Kunden herumkommandieren zu lassen, und vor allem erschien es mir günstig, meinen Beruf und meine Berufung zur Deckung zu bringen – auf diese Weise kann ich die Stunden rechtfertigen, die ich vor dem Computer verbringe, um Kataloge, Auktionsverzeichnisse und Internetforen zu durchstöbern. Das bringt mir das Geld für die Miete ein, aber ich bin nie flüssig genug, um irgendwelche großen Deals zu machen, und muss oft monatelang sparen, um mir auch nur ein Zigarettenetui von Ilse Koch leisten zu können.
    Als Sammler bin ich also ein Wurm – besonders im Vergleich zu Stuart, meinem besten Freund, der es sogar mit Grublock aufnehmen kann. Immer wieder vergeht eine ganze Woche, in der ich zu wütend bin, um mit Stuart zu sprechen, weil er sich geweigert hat, ein Gebot für irgendeinen unwiderstehlichen Gegenstand abzugeben, sodass der Schatz auf Nimmerwiedersehen nach Tokio verschwunden ist. Er kann sich fast alles leisten: Das einzige Kind eines Hedgefonds-Maestros, hat er sein Erbe mit einer erheblichen Entschädigungszahlung aufgestockt, nachdem er mit der Kaffeemaschine im Büro einen Unfall hatte, durch den er von der Taille abwärts gelähmt ist. Ich frage mich oft, ob ich auf den Gebrauch meiner eigenen Beine verzichten würde – sagen wir mal im Austausch für die Remington Portable, auf der Mein Kampf geschrieben wurde, und ich bin ziemlich sicher, dass ich es täte. Es ist ja nicht so, als ginge ich häufig aus dem Haus, und Stuart scheint trotz seiner Behinderung stets bester Laune zu sein (was meinen hartnäckigen Verdacht untermauert, dass seine Pflegerin es ihm gegen eine

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