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Flitterwochen

Flitterwochen

Titel: Flitterwochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Hertz
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gerade los ist. Aber was ist, wenn es für ihn gar nichts ändern würde? Gut, wir hatten es unterwegs sehr schön miteinander. Nur heißt das leider noch nicht, dass es im Alltag genauso wäre. Er hat seinen Job in Stettin, ich meinen in Lübeck – so richtig zusammen kämen wir da nicht. Andererseits … was hat Luisa gesagt?
Nicht dass Sie den Richtigen verpassen.
    Es klopft an die Tür, kurz darauf steckt Gerda ihren Kopf ins Zimmer. »Ich koche mir einen Kaffee, Butterkuchen habe ich auch noch. Möchtest du auch etwas?«
    »Danke, nein. Mir ist gerade nicht so nach Kuchen.«
    Gerda kommt herein und setzt sich neben mich auf die Bettkante. »Das Herz?«
    Ich nicke. »Irgendwie schon. Was ist, wenn ich Jan gerade verpasst habe?«
    Gerda sagt erst nichts, dann nickt sie bedächtig. »Wie ich darüber denke, weißt du ja. Du musst etwas tun.«
    Erst Luisa, dann Svea, und Oma sagt es ja sowieso schon die ganze Zeit: Heute scheinen sich alle einig zu sein.
    »Oma?«
    »Ja?«
    »Hast du seine Adresse?«

24 . Kapitel

    I t’s my party and I’ll cry if I want to!
Lesley Gore. Ein echt doofes Lied und ihr einziger Hit, aber mir geht es gerade nicht mehr aus dem Kopf. Genauso fühle ich mich nämlich. Zum Heulen.
    Ich feiere meine Einweihungsparty, und alle, die ich eingeladen habe, sind auch gekommen. Trotzdem fühle ich mich schlecht. Unglücklich. Von mir aus auch einsam. Wobei das unter schätzungsweise sechzig Gästen in einer Zwei-Zimmer-Wohnung gar nicht so einfach ist. Es ist nämlich ziemlich eng. Und ziemlich laut. Und außer mir sind alle ziemlich gut gelaunt. Mist. Wieso feiere ich ein Fest, wenn ich doch am liebsten allein wäre?
    Mit einem Bier in der Hand verziehe ich mich auf den Balkon. Hier habe ich wenigstens meine Ruhe, auch wenn ich mich damit als grauenhafte Gastgeberin oute. Ich nehme einen kräftigen Schluck und starre in die einsetzende Dämmerung. Erstaunlich, wie lange es im Mai hell bleibt.
    »Alles in Ordnung bei dir?«
    Vor Schreck fahre ich zusammen – ich dachte, ich sei allein. Tatsächlich aber sitzt mein Kollege Albert auf einem Stuhl neben der Balkontür und raucht eine Zigarette.
    »Klar. Alles in Ordnung. Ist doch meine Party.«
    »Na, dann ist ja gut. Du sahst nur eben so traurig aus. Und jetzt stehst du hier allein – da dachte ich, ich frag mal nach.«
    »Nee, alles gut bei mir. Mir war nur so warm da drinnen.«
    »Tja, ist ja auch ganz schön voll. Nett von dir, dass du alle Kollegen eingeladen hast. Selbst den Alten – sehr lustig! Ich glaube, der hat schon einen Kleinen genommen. Ist auf einmal total locker, wo er doch sonst immer ’nen Stock im Arsch hat.«
    »Pfui, Albert!« Ich muss kichern.
    »So gefällst du mir schon besser.« Albert drückt seine Zigarette aus und nimmt die Bierflasche vom Boden. Wir prosten uns zu.
    »Darf ich dich mal was fragen?«
    »Klar.«
    »Ist der Typ, den du heiraten wolltest, eigentlich auch da?«
    Ich muss schlucken. »Nein. Ist er nicht.«
    »Das war ja schon eine … äh … wilde Geschichte. Hätte ich dir gar nicht zugetraut. Also, nicht böse sein – ich meine das positiv. Irgendwie ganz schön coole Aktion.«
    Super. Wenn es auch für sonst nix gut war: Immerhin hält mich Albert jetzt für eine coole Socke. Das tröstet mich ein bisschen. Schließlich haben die letzten Wochen sonst wenig Erfreuliches gebracht – wenn man von der neuen Wohnung mal absieht.
    Immerhin: Mein endgültiger Auszug bei Alexander ist friedlich verlaufen. Es gab auch nicht vieles, um das man sich hätte streiten können – fast alles in der Wohnung gehört ihm, einschließlich der Wohnung selbst. Er hat mir geholfen, meine Kartons in den VW -Bus zu laden, den ich mir von Sveas Eltern geliehen hatte, dann ein kurzer Kuss auf die Wange, und damit war das Kapitel »Alexander Weltenstein« beendet. Das war der Abschied von dem Mann, den ich noch vor drei Monaten unbedingt heiraten wollte.
    Von dem Mann, mit dem der ganze Schlamassel zusammenhängt, habe ich nichts mehr gehört. Als mir Oma Jans Adresse gegeben hatte, habe ich ihm gleich geschrieben. Auf diesen Brief hat er sich aber leider nicht gemeldet. Heißt wohl, dass er die Geschichte so sieht, wie man sie vielleicht auch sehen muss: als Ferienflirt. Wobei es natürlich eigentlich gar keine Ferien waren – aber so was in der Art.
    Manchmal ertappe ich mich bei dem Gedanken, wie es wäre, einfach ins Auto zu steigen und nach Kolberg zu fahren. Aber wenn ich dort ohne Jan aufkreuze, werden

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