Fluch der Leidenschaft
sie einen solchen Eid nicht leisten konnte?
Sie sank auf die Knie und drückte das Kreuz an die Brust. »Beim Heiligen Kreuz erkläre ich, dass ich wahrhaft bedaure, all diese Probleme verursacht zu haben, und bitte inbrünstig meinen Gemahl, meinen König und alle hier Anwesenden um Vergebung.«
So leicht sollte sie allerdings nicht davonkommen.
»Lady Imogen«, sagte der König, »dass es Euch leidtut, heute hier sein zu müssen, dessen bin ich sicher. Aber etwas genauer müsst Ihr schon werden.«
Imogen versuchte es noch einmal, allerdings ohne große Hoffnung auf Erfolg. »Ich erkläre beim Heiligen Kreuz aus tiefstem Herzen mein Bedauern, dass ich solche Schritte gegen meinen Gemahl unternehmen musste, und bitte ihn um Vergebung.«
Wieder entstand ein allgemeines Murren; diesmal wurde es beträchtlich lauter. Der König schüttelte den Kopf. »Ihr weigert Euch, diesen Schwur zu leisten, nicht wahr, Lady Imogen?«
Sie blickte mit tränenverschleierten Augen zu ihm auf. »Ich habe in meinem Leben einen falschen Eid geleistet, Sire, und das hat mir so sehr in der Seele wehgetan, dass ich nicht ertrage, es noch einmal zu tun. Ich liebe meinen Gemahl, Eure Majestät, und ich kann nicht glauben, dass es falsch war, sein Leben zu bewahren, selbst wenn ich dafür schwer zu leiden habe. Ich bitte ihn und Euch und alle hier Anwesenden jedoch aus tiefstem Herzen um Vergebung dafür, dass mein Tun so große Probleme bereitet hat und dass meine Weigerung nun zweifellos alles noch schlimmer machen wird.«
Auf Henrys Miene zeigte sich nun offen sein Zorn. Ungehalten trommelte er mit den Fingern auf die Tischplatte.
FitzRoger unterbrach das Schweigen; er stand auf und streckte eine Hand aus. »Die Peitsche«, forderte er.
Imogen zuckte zusammen; jetzt erst bemerkte sie, dass die ganze Zeit über eine Peitsche auf dem Tisch gelegen hatte. Sie starrte auf ihren Gemahl, der nun damit auf sie zukam. Und sie sah, dass er noch immer leicht hinkte.
»Legt Euren Umhang ab«, befahl er ihr.
Mit trockenem Mund kam sie der Aufforderung nach und schaute dann zu ihrem sie überragenden finsteren Lord auf. Als sie ihn das erste Mal sah, hatte er einen Übeltäter ausgepeitscht.
»Akzeptiert Ihr, dass es mein Recht ist, Euch zu bestrafen?«, fragte er. Sie nickte und fand endlich ihre Stimme wieder. »Jawohl, Mylord.«
»Ich nehme an, als Ihr mich mit dem Stein niederschlugt, habt Ihr erwartet, dafür bestraft zu werden.«
»Jawohl, Mylord.«
»Ich möchte Euch nicht enttäuschen.« Die Peitsche zischte durch die Luft, und Imogen stockte der Atem, als sie das Brennen auf ihrem Rücken spürte. Sie starrte vor sich hin, noch immer das Kreuz festhaltend, und betete um Kraft.
FitzRoger aber trat zurück und legte die Peitsche wieder auf den Tisch. Imogen beobachtete fassungslos, wie er sich an die im Saal Versammelten und an sie wandte. »Jede weitere Diskussion dieser Angelegenheit zwischen mir und meiner Gemahlin wird im Privaten stattfinden. Falls die Ereignisse hier zu Euren Gemahlinnen dringen sollten, Mylords, könnt Ihr ihnen zumindest sagen, dass Lady Imogen für ihre Sünden öffentlich ausgepeitscht wurde.«
Erneut kam ein Murren auf, und schließlich erhob sich ein Mann voller Zorn. »Ich sage, dies reicht nicht aus. Das hieße, ihre Handlungsweise zu billigen! Wenn Lord FitzRoger zu schwach ist, seine Gemahlin hier und jetzt auszupeitschen – ich übernehme es gern für ihn!«
»Jeder, der meiner Gemahlin auch nur ein Haar krümmt, wird sich mir gegenüber zu verantworten haben.«
Ein Schweigen entstand, und der Mann, der aufgestanden war, sank auf seinen Platz zurück.
FitzRoger blickte in die Runde. »Spricht sich jemand hier gegen meine Entscheidung in dieser Sache aus? Ich werde die Angelegenheit gern durch das Schwert entscheiden.«
Niemand ergriff das Wort. Doch das war nicht verwunderlich. Imogen konnte den tödlichen Zorn in seiner Stimme erkennen. Er brachte sie fast einer Ohnmacht nahe, denn sie befürchtete noch immer, dass er in erster Linie gegen sie gerichtet war.
FitzRoger half ihr mit einem groben Griff auf die Füße. »Damit ist die Ehre meiner Gemahlin vor der Welt wiederhergestellt, und ihr steht die dementsprechende Behandlung zu.« Er verneigte sich vor dem König. »Es geschehe gemäß Eurem Willen, mein Lehnsherr.«
Henry runzelte die Stirn, doch dann sagte er: »Nun denn, so sei es, aber nachdem ich selbst ein Ehemann bin, halte ich es für das Beste, wenn kein Wort über das hier
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