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Fluch der Leidenschaft

Fluch der Leidenschaft

Titel: Fluch der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Beverley
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verschwunden, und die Platzwunde sah nicht mehr so schlimm aus, seit der Schorf abgegangen war; nur ihre Haare waren noch immer widerspenstig, und das konnte auch der Schleier nicht ganz verbergen.
    Die Atmosphäre in der Burg löste dann jedoch Bedenken bei ihr aus. Alle, Bedienstete ebenso wie Bewaffnete, blickten ernst und schweigend zu ihr auf. Sie konnte nicht erkennen, ob die Menschen ablehnend reagierten oder um sie besorgt waren, aber niemand lächelte.
    Dann spuckte ein Mann vor ihr aus. Imogen hielt ängstlich den Atem an; was er dachte, war unverkennbar.
    Ihr Herz begann zu pochen, und sie schaute sich noch einmal nach FitzRoger um. Sie hätte alles darum gegeben, bei ihm zu sein, selbst wenn er vorhatte, sie zu verprügeln. Aber er war nicht hier, und ebenso wenig seine Ritter und die des Königs, ausgenommen Sir Thomas.
    Dieser war es auch, der ihr beim Absteigen half und sie missmutig die Treppe zum Saal hinaufgeleitete. Imogen schaute nach oben; sie hatte das Gefühl, dass etwas Schreckliches sie erwartete, aber sie hatte keine Wahl, und so schritt sie hoch erhobenen Hauptes ihrem Schicksal entgegen.
    Am Ende der Treppe befand sich ein kurzer Flur zur großen Flügeltür des Saals. Sie war geschlossen und bewacht. Als Imogen sich näherte, öffnete der Wächter sie, und sie sah sich einem Saal voller Männer mit ernsten Mienen gegenüber.
    Imogen schluckte, insofern ihr trockener Mund das überhaupt zuließ, und trat ein.
    Der König saß zentral an der Hohen Tafel, doch sie hielt Ausschau nach FitzRoger. Er hatte an einer Seite der Tafel Platz genommen.
    Sie nahm jedes Detail in sich auf. Er trug Schwarz – Trauerkleidung? , fragte sie sich sofort – und außer seinem Ring keinen Schmuck. Ihr gemeinsames Erlebnis schien bei ihm nichts hinterlassen zu haben; sein Blick war unergründbar, wenngleich sie meinte, er wirke ein wenig besorgt.
    »Lady Imogen!« Die schneidende Stimme des Königs lenkte ihre Aufmerksamkeit von FitzRoger ab. »Tretet näher!«
    Imogen versuchte, sich mit einem tiefen Atemzug zu beruhigen, trat vor die Tafel und machte vor Henry einen tiefen Knicks.
    »Ha! Ihr wisst also doch, Euch zu benehmen«, stellte er fest. »Imogen von Carrisford, Ihr habt nur wegen Eures besonderen Status als oberste Herrin von Carrisford eine Anhörung vor dieser Versammlung bewilligt bekommen, und dieser Status kann sehr wohl aufgehoben werden.«
    Es hätte wohl wenig Sinn, oberste Herrin von Carrisford zu sein, wenn sie in einem Kloster wäre; das leuchtete Imogen ein.
    »Ihr seid hier«, fuhr Henry fort, »um Euch zu zwei Anklagen bezüglich Angriffen auf zwei meiner Vasallen zu äußern. Die eine betrifft Euren Lord und Gemahl, den Ihr zudem gefangen genommen habt; die andere Lord Warbrick, den Ihr kurzerhand getötet habt. Was sagt Ihr dazu?«
    Imogen musste sich bemühen, nicht in Panik zu geraten. Sie hatte nie daran gedacht, dass ihr Tun als Angriff auf Vasallen des Königs – und damit auf diesen selbst – betrachtet werden könnte.
    Ihre Knie wurden weich, doch sie nahm sich zusammen. »Ich gestehe beides, mein Lehnsherr, aber keine dieser Taten war gegen Eure Majestät gerichtet.«
    Ihr unumwundenes Geständnis löste ein Murren im Raum aus. Zu spät kam ihr der Gedanke, dass es klüger gewesen wäre, ohnmächtig zu Boden zu sinken, am besten in Tränen aufgelöst und um Gnade flehend. Auch Wahnsinn aufgrund ihres übergroßen Leides hätte sie anführen können …
    Stattdessen warf sie einen Blick auf FitzRoger, doch dessen Miene war nach wie vor unergründlich. Allerdings drehte er an seinem Ring.
    »Habt Ihr irgendeine Rechtfertigung für Euer Tun, Weib?«, forderte sie der König in zornigem Ton heraus. Sie fragte sich, ob auch er eine Haltung tränenreicher Bußfertigkeit vorgezogen hätte. Nun, falls das der Fall war, hätte man sie vorwarnen sollen.
    Imogen bedachte ihre Worte sorgfältig, denn sie fürchtete, dass sie hier für FitzRogers Leben ebenso kämpfte wie für ihr eigenes. Trotz seiner scheinbaren Ungerührtheit wusste sie in ihrem Herzen, in ihrer Seele, dass ihr Gemahl niemals tatenlos ihrer brutalen Bestrafung zusehen würde.
    »Mylord König«, begann sie schließlich. »Als oberste Herrin von Carrisford hatte ich das Recht und die Pflicht, an Lord Warbrick Rache zu üben. Er hat meine Burg überfallen, meine Verwandten und Untergebenen ermordet, meinen Besitz und mein Land geplündert und versucht, mich zu vergewaltigen und zu töten. Als schwache Frau konnte ich

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