Flucht in die Arme des Maharadschas
einfach helfen!“
2. KAPITEL
Ash hatte ein Déjà-vu-Erlebnis. Es waren die gleiche Stimme und die gleichen Worte, die ihm noch nach Jahren in den Ohren hallten. Sie untergruben seine mühsam aufrechterhaltene Selbstkontrolle und öffneten die Türen zur Vergangenheit.
Kurz nach ihrem sechzehnten Geburtstag hatte er Sophia das letzte Mal gesehen. Er konnte sich noch gut an den Schock erinnern, statt der plappernden kleinen Schwester seines Schulfreunds plötzlich ein voll erblühtes Geschöpf auf der Schwelle zum Erwachsenwerden vor sich zu haben. Und das von einer Minute auf die andere! Zumindest war es ihm damals so vorgekommen.
Physisch über Nacht zur Frau geworden, aber mental immer noch so unschuldig und verletzlich wie zuvor, hatte sich die kleine Schwester seines besten Freunds zu einer gefährlichen Verlockung und Herausforderung für jeden Mann aus Fleisch und Blut gemausert.
Nicht weil sie mit vordergründigen Reizen gespielt oder aktiv versucht hätte, sich in Szene zu setzen, sondern weil sie eine Frische und Unschuld ausstrahlte, von der man unwiderstehlich angezogen wurde. Ihr liebenswertes, offenes Wesen, ihre übersprudelnde Fröhlichkeit und unersättliche Neugier aufs Leben waren so ansteckend und mitreißend gewesen, dass Ash sich in Sophias Gesellschaft immer gleich viel jünger und unbelasteter gefühlt hatte. Allein durch ihre Anwesenheit verleitete sie ihn zum Träumen und dazu, sich Dinge zu wünschen, die einem zukünftigen Maharadscha von Nailpur, der seit Kindertagen einer indischen Prinzessin versprochen war, nicht zustanden.
Sich dann auch noch gegen die Bezeugungen ihrer glühenden Teenager-Schwärmerei wehren zu müssen, hätte sicher auch einen Heiligen auf die Probe gestellt!
Was war dem übersensiblen Mädchen von früher in den Jahren dazwischen geschehen, um sie zu dem männermordenden Vamp von heute mutieren zu lassen? Und vor allen Dingen, was ging ihn das überhaupt an? Die Sechzehnjährige, die er hatte beschützen wollen, gehörte in ein anderes Leben und zu einem anderen Mann, der er längst nicht mehr war.
Ohne es zu wollen, fühlte Ash sich in eine Zeit zurückversetzt, die er vergeblich aus seinem Bewusstsein zu löschen versucht hatte.
Schon früh versprach Sophia Santina eine herausragende Schönheit zu werden. Damals haftete ihr noch die süße Anmut eines fast reifen Pfirsichs an, und darauf hatten seine angeborene Ritterlichkeit und das in frühster Jugend anerzogene Verantwortungsbewusstsein reagiert. Deshalb sah er es geradezu als seine Pflicht an, die unerfahrene junge Prinzessin zu beschützen.
Und das nicht nur vor sich selbst, sondern in erster Linie vor ihm und der unerwarteten Erkenntnis, dass Sophia sich zunehmend in eine äußerst begehrenswerte Frau verwandelt hatte!
Ash verspürte plötzlich einen sauren Geschmack im Mund. Bis heute konnte er sich nicht verzeihen, dass er die Wandlung viel zu spät registriert hatte. Wäre er aufmerksamer gewesen, hätte sich eingedenk seines strengen Ehrenkodexes nie so etwas wie Lust oder Begehren im Zusammenhang mit Sophia entwickeln können. Ganz abgesehen davon, dass er damals kurz vor seiner Heirat stand.
„Ash … bitte!“
Die unüberhörbare Panik in ihrer Stimme zog sein Herz zusammen und ließ ihn eine noch finstere Miene aufsetzen. „Sophia …“
„Bitte, Ash, ich brauche dich! Es gibt sonst niemanden, an den ich mich wenden kann!“
„Nein?“, fragte er hart und versuchte, sich innerlich zu stählen. „Was ist denn mit den smarten Typen, die dein Bett mit dir teilen?“
Wieder bewegte sich ihre Konversation in einem gefährlichen Minenfeld, das Sophia unbedingt meiden wollte. „Das ist nur Sex“, erwiderte sie flapsig. „Was ich von dir brauche, ist Hilfe!“
Nur Sex? Nach all den Jahren, in denen sie getrennt gewesen waren, sah er plötzlich wieder das sechzehnjährige Mädchen vor sich, das ihn eindringlich und flehentlich um etwas bat, das er ihr unmöglich geben konnte.
Er glaubte sogar wieder den warmen Hauch des Sommers auf seiner Haut zu spüren und das weiche Gras zu fühlen, auf dem sie gesessen hatten. Vor seinem inneren Auge sah er das dünne weiße Baumwollkleid, unter dem sich Sophias runde Brüste abzeichneten, mit den steil aufgerichteten Knospen, die sich so herausfordernd gegen den dünnen Stoff drängten. Wie sie mit ihren festen, kleinen Fäusten wütend auf seinen Brustkorb gehämmert hatte, weil er sich weigerte, ihr zu zeigen, wie man als richtige Frau liebte
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