Flucht nach Lytaxin: Ein LIADEN-Roman (German Edition)
Mentalschleife störte ihn, errechnete eine 27-prozentige Wahrscheinlichkeit eines unmittelbaren Angriffes, und projizierte eine völlige Weigerung, die Chancen seines Überlebens oder die Chancen seines Erfolges auszurechnen.
Licht schimmerte auf der Klinge, die Nelirikk schärfte – eine feine Waffe, wie die größere Klinge ein Schraubenzieher war im Vergleich zum Clutchmesser, das er in seinem Ärmel trug.
Er wühlte in der Tasche umher und warf dem Yxtrang eine Lebensmittelration zu, die dieser ebenso wie die folgende leicht aus der Luft holte und sich mit den beiden in der Hand hinsetzte.
»Nahrung?«
»Nahrung«, stimmte Val Con zu. »Commander Carmody ist der Ansicht, dass man einem Soldaten Nahrung zubilligen sollte.«
Vorsichtig beugte sich Nelirikk und steckte das Messer wieder in seinen Stiefel, sein Gesichtsausdruck hinter den Tattoos war nicht zu deuten.
»Iss ruhig«, bekräftigte Val Con. »Ich vermute, sie sind besser als die Rationen, die man dir gegeben hat.«
Nelirikk sah die terranisch beschrifteten Packungen stirnrunzelnd an.
»Würdest du dies hier essen?«
Val Con lachte.
»Es ist nicht so schmackhaft wie der Hase, den man selbst fängt, das gebe ich zu. Aber die Söldner kaufen ihre Verpflegung selbst – sie werden sich kaum selbst vergiften. Vor allem nicht Commander Carmody, der dies aus seinen eigenen Vorräten gab.«
Er benutzte sein Dienstmesser, um eine Packung zu öffnen, während der Yxtrang zusah.
»Sollen wir tauschen?«, murmelte Val Con, als er das winzige Heizelement aktivierte. »Hast du Zweifel an der Qualität der Nahrung?«
Es schien fast so, als wolle Nelirikk lachen. Er zeigte auf Val Cons Essen.
»Der Erkunder«, sagte er dann zurückhaltend, »ist mit den hiesigen Gewohnheiten nicht vertraut.«
»Die Gewohnheit lautet, dass man isst, wenn man hungrig ist. Wenn du nicht magst, was du da hast, kannst du meines essen. Hier gibt es auch Wasser, wenn du mit mir die Flasche teilen willst. Oder benutze deine eigene, wenn du den Filtern traust.«
»Iss«, wiederholte der Yxtrang leise. Er öffnete die silberne Packung, entdeckte den Teller und den Mechanismus und starrte wieder auf die Beschriftung.
»Was für Nahrung ist das?«
Val Con schaute auf die hellen Buchstaben. »Lachs. Exzellent – obgleich ich hoffe, dass du es nicht für notwendig hältst, ihn mit mir zu teilen.«
Nelirikk sah ihn scharf an, Zweifel diesmal gut durch seine Gesichtsdekorationen erkennbar.
»Nein?«
Val Con lachte. »Das Essen ist in Ordnung. Aber auf meiner letzten Mission hat es der Gott der Quartiermeister für richtig gefunden, meinen Captain und mich mit einer Jahresration an Lachs und Crackern auszustatten – und sonst nichts!«
Der Yxtrang versuchte den Fisch mit Vorsicht. Dann begann er, mit Hingabe zu essen.
»Erzähl mir, wie ich sterbe, Scout Commander.«
Sie hatten das Essen beendet und der kleine Mann hatte ihm die Wasserflasche gereicht. Zusammen hatten sie die Reste in eine Recyclingbox gesteckt und schauten sich jetzt an.
»Wie soll ich sterben?«, wiederholte Nelirikk, die Yxtrang-Worte lagen bittersüß in seinem Mund.
»Ich weiß es nicht«, sagte der Scout leise und auch auf Yxtrang. »Die Befehle, die ich habe, sagen einfach nur, dass ich tun soll, was getan werden muss, entsprechend der Notwendigkeiten und der Ehre.«
»Ehre?« Das Wort schien lange zwischen ihnen zu schweben – er hatte es nicht als Herausforderung gemeint, aber was konnte ein in Gefangenschaft gehaltener Soldat von Ehre wissen?
Der Liaden schüttelte seinen Kopf, bewegte sich leicht.
»Meine Neugierde und meine Arroganz haben dir großen Schmerz bereitet. Ich wollte nie, dass ein Explorerkamerad leiden sollte – erst recht nicht, wie du gelitten hast. Also suche ich nach einem Ausgleich für das Böse, das du durch mich erlitten hast.«
Nelirikk starrte ihn an, versuchte, das Konzept zu begreifen. Der Scout sprach von einer persönlichen Verantwortung – persönliche Wiedergutmachung, persönliche Aktion. Diese seltsamen Worte verstärkten seine Kopfschmerzen.
»Ausgleich.« Er schmeckte das Wort ab auf seine Bedeutung, auf die Konsequenz.
Er sah den Liaden an, der ruhig auf seiner Kiste saß, erkannte keinen Anflug von Humor oder Übelwollen oder Betrug oder Angriffslust. Keine Verteidigungshaltung.
Dennoch – Fragen der Ehre mit Liaden? Diese wertlosen Feinde, die keinen Respekt kannten, die … einen Mann wie einen Soldaten behandelten, während die Truppe ihn
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