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Flußfahrt

Flußfahrt

Titel: Flußfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Dickey
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ihrer sogenannten Paradiese daraus machen.«
    Ich lehnte mich nach vorn, betrachtete angestrengt das von ihm unsichtbar eingegrenzte Gebiet und versuchte, mir die zukünftigen Veränderungen vorzustellen, den nächtlichen Anstieg des gestauten Wassers, das einen neuen See entstehen ließ, einen See mit all den schrecklichen Ufergrundstücken, Bootsstegen und Bierdosen, und ich versuchte auch, mir vorzustellen, wie das Land nach Lewis’ Worten im Augenblick aussah – frei und von Touristen unbehelligt. Ich atmete einmal tief ein und aus, ganz bewußt; mein Körper, besonders der Rücken und die Arme, war bereit für etwas wie das hier. Ich blickte mich in der Bar um und sah dann wieder auf die Karte und jenen Punkt des Flusses, wo wir die Fahrt antreten wollten. Etwas weiter südwestlich war die Karte weiß.
    »Bedeutet das, daß es hier höher ist?« fragte ich.
    »Ja«, sagte Lewis und warf mir einen schnellen Blick zu, als wolle er sich überzeugen, ob ich bemerkte, wie geduldig er war. Aha, dachte ich, gleich wird er wieder grundsätzlich werden. Wird eine Lektion liefern. Eine Moral. Ein Prinzip fürs Leben. Etwas Richtungweisendes.
    Doch er sagte nur: »Er muß dort durch eine Schlucht oder so was fließen. Aber wir können leicht an einem Tag durchkommen. Und das Wasser dürfte gut sein, jedenfalls in diesem Teil hier.«
    Ich konnte mir nicht recht vorstellen, was gut bedeutete, wenn es um Flußwasser ging, aber wenn es Lewis gut vorkam, mußte es schon irgendwelchen ganz bestimmten Ansprüchen genügen. Er hatte eine sehr persönliche Art, an die Dinge heranzugehen; und gerade das reizte ihn daran. Er bevorzugte nur gewisse extrem spezialisierte und schwierige Sportarten – meist solche, die er für sich allein betreiben konnte – und entwickelte dabei einen sehr persönlichen Stil, über den er sich dann verbreiten konnte. Das hatte ich schon öfter über mich ergehen lassen müssen – Auslassungen über das Angeln mit künstlichen Fliegen, das Bogenschießen, Gewichtheben und die Erforschung von Höhlen, wobei er jedesmal eine komplette, geradezu mystische Doktrin entwickelt hatte. Nun war es das Kanufahren. Ich lehnte mich zurück und verließ den Bereich der Karte. Bobby Trippe saß mir gegenüber. Er hatte weiches, dünnes Haar und eine rosige Gesichtsfarbe. Ich kannte ihn nicht so gut wie die anderen am Tisch, aber ich mochte ihn trotzdem ganz gern. Er hatte eine erfreulich zynische Art und vermittelte mir das Gefühl, zwischen uns bestünde eine Art stillschweigendes Einverständnis, Lewis nicht allzu ernst zu nehmen.
    »Man sagt, daß alle besseren Familienväter hin und wieder von so etwas träumen«, sagte Bobby. »Aber die meisten legen sich auf die Couch und warten, bis die Anwandlung vorüber ist.«
    »Und die meisten liegen auf dem Friedhof, bevor sie ans Aufstehen denken«, sagte Lewis.
    »Es ist der alte Wunsch, sich endlich wieder einmal in Form zu bringen. Du hast ihn gehabt, als du auf der High School in der B-Mannschaft warst und pausenlos Kurzstrecken laufen mußtest. Natürlich gibt es ein paar Leute, die sich ab und zu mal aufraffen. Aber wer läuft schon Kurzstrecken? Wer unternimmt schon eine Flußfahrt?«
    »Na, ihr habt jetzt jedenfalls die Chance, eine zu machen«, sagte Lewis. »Und zwar schon am nächsten Wochenende, wenn ihr euch Freitag freimachen könnt. Entweder werden Ed und ich fahren, oder wir fahren alle vier. Aber ihr müßt euch jetzt entscheiden, damit ich das andere Kanu noch besorgen kann.«
    Ich mochte Lewis; ich fühlte, wie mich seine spontane und ansteckende Begeisterung wieder einmal mitriß wie früher schon beim Bogenschießen und Schmetterlingssammeln, oder damals, als wir in eine kleine, erbärmlich kalte Berghöhle eindrangen, in der wir außer einem versteinerten Frosch nichts fanden. Lewis war der einzige Mann in meinem Bekanntenkreis, der so leben konnte, wie er wollte. Er sprach dauernd davon, sich in Neuseeland oder Südafrika oder Uruguay niederzulassen, aber er konnte den Besitz, den er geerbt und verpachtet hatte, nicht im Stich lassen, und ich glaubte nicht recht daran, daß er jemals fortgehen würde. Aber in Gedanken ging er ständig fort, reiste pausenlos umher, tat immer etwas anderes. Dieses Gebaren, dieses mystische Verhalten hatte in ihm etwas entstehen lassen, das mich jedenfalls stark beeindruckte. Er war nicht nur unabhängig, sondern handelte auch entschlossen. Er war einer unserer besten Turnier-Bogenschützen und noch mit seinen

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