Follower - Die Geschichte einer Stalkerin
Sofakissen umarmt vor Glück.
Seitdem blieb Alexander Garbach Single und lehnte alle Flirtversuche von Komparsinnen, Nebenfiguren und sogar der attraktiven Hauptrolle Tamara ab. In den Fanforen kamen inzwischen Stimmen auf, dass Tamara und Alex doch ein tolles Paar abgeben würden. Daniela war absolut nicht dieser Ansicht. Sie war nicht bescheuert und natürlich wusste sie, dass eine Beziehung in einer Serie nicht bedeutete, dass die beiden auch im echten Leben zusammenkamen. Aber es konnte passieren. Die Schauspieler gaben sich nur Filmküsse, aber sie berührten sich wirklich und vielleicht entstanden Gefühle dabei. Außerdem sahen sie sich jeden Tag am Set und kamen sich näher. Ja, das Risiko war da und Daniela konnte weiterhin gut damit leben, dass Alex keine Frau an sich heran ließ.
Sie seufzte und verfolgte die Sendung weiter. Aktuell gab es eine wenig attraktive Szene in der Hotelbar zu sehen, in der Herr Garbach, Alex’ Vater, mit einem Großindustriellen einen Deal aushandelte. Alex kam nicht vor in dieser Szene und allein deshalb war sie für Daniela halbwegs uninteressant. In solchen Momenten beobachtete sie das Geschehen im Hintergrund. Dort saßen Komparsen, die so taten, als ob sie aßen und tranken. Dabei machten sie übertriebene Gesten mit den Händen oder hielten den Kopf in einer unnatürlichen Position. Daniela registrierte jede einzelne falsche Bewegung und merkte sie sich. Sie trainierte in ihrem Kopf und manchmal auch heimlich allein in ihrem Zimmer. Dann saß sie an einem Tisch oder lässig auf ihrem Sofa und tat so, als ob sie mit jemandem sprach, wobei sie sich in einem großen Spiegel beobachtete, den sie an einer entsprechenden Position aufstellte. Inzwischen war sie richtig gut. So gut, dass sie zwischen all den dilettantischen Komparsen positiv auffallen würde. Aber dazu musste sie es erst einmal bis dorthin schaffen.
Daniela merkte auf, denn Alex betrat die Hotelbar. Daniela sah seine aufrechte Gestalt nur von hinten. Die Kamera folgte ihm durch die Sitzgruppen mit teuren Sesseln, die vor gediegenen Tischen standen. Eine Kellnerin, die ihm entgegen kam, lächelte ihn an und stieß dabei an eine Tischkante, wobei das Glas auf ihrem Tablett kippte und sich über den rostroten Samt eines Sessels ergoss. Sie stieß einen leisen Schrei aus und sofort war Alex neben ihr und fing sie auf, als sie vor Schreck zurücktaumelte. Eine Gänsehaut breitete sich über Danielas Rücken aus. Alex hielt die Kellnerin kurz an den Armen fest und sie sah verstört, aber dankbar, zu ihm auf.
„Ist Ihnen etwas passiert?“, fragte er und seine sanfte Stimme ließ Daniela wieder erschauern.
„Nein“, flüsterte die Kellnerin. Und dann brach sie in Tränen aus. Alex sah sie besorgt an.
„Was haben Sie denn? Das kann man doch wieder reinigen. Das ist nicht schlimm“, sagte er und nahm einfach eine Serviette vom Nachbartisch, um den Sessel notdürftig abzutrocknen.
„Sie haben leicht reden“, schluchzte die Kellnerin. „Das ist mein erster Tag hier. Herr Garbach wird mich rauswerfen! Aber ich brauche den Job! Unbedingt!“
„Er wird Sie nicht rauswerfen. Das kann jedem passieren. Und außerdem bin ich schuld. Wahrscheinlich dachten Sie, ich bin ein Gast und haben auf mich geachtet. Deshalb sind Sie angestoßen.“
Die Frau lachte gequält auf. „Ja, sicher. Und eine Kellnerin, die kann auch nicht gleichzeitig nach den Gästen sehen und ein Tablett tragen. Das ist weiß Gott zu viel verlangt.“
„Seien Sie nicht zu streng mit sich. Ich rede mit Herrn Garbach“, sagte Alex und stellte ihr das leere Glas auf das Tablett zurück.
„Sie?“ Die Kellnerin wischte sich die Augen. „Was können Sie da schon ausrichten?“
„Eine ganze Menge. Warten Sie’s ab.“
Alex lächelte noch mal in ihre Richtung und ging weiter. Sein Vater warf ihm bereits missbilligende Blicke zu. Er hatte das Ganze von Weitem beobachtet.
Daniela stöhnte leise auf und sank tiefer in ihren Sessel. Was für eine Rolle! Was hätte sie darum gegeben, an der Stelle dieser neuen Kellnerin spielen zu dürfen! Auch wenn es sich eigentlich schon um eine Kleindarstellerrolle handelte, denn die Kellnerin hatte im Gegensatz zu den Komparsen eine Menge Text.
Auf dem Bildschirm steuerte Alex auf den Tisch zu, an dem sein Vater saß.
„Du wirst es nie lernen, mein Sohn“, empfing ihn Herr Garbach. „Dein Gutmenschentum treibt das Unternehmen eines Tages noch in den Ruin.“
„Mein Vater übertreibt mal wieder. Ich
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