Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Formbar. Begabt

Formbar. Begabt

Titel: Formbar. Begabt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juna Benett
Vom Netzwerk:
herum. »Scheint so, als könne ich mich selbst nicht beeinflussen.«
    »Mal sehen, ob wir die Einschränkung der direkten Beeinflussung umgehen können. Kannst du das Bett anheben, während du darauf sitzt oder liegst?«
    Ich überlege. Das müsste möglich sein. Kurze Zeit später throne ich im Schneidersitz auf dem Bett, das in der Mitte des Raumes schwebt, und kann es selbst kaum fassen.
    Nachdem ich wenige Sekunden später samt Bett wieder sicher auf den Boden zurückgekehrt bin, wage ich mich mit Jans Unterstützung an einen ähnlichen Versuchsaufbau. Dieses Mal wähle ich als Flugobjekt meine Schuhe, die kein unmittelbarer Teil des Körpers sind. Wieder richte ich die volle Gedankenkraft auf meinen Willen und verliere fast das Gleichgewicht, als ich langsam emporschwebe. Fassungslos starre ich auf meine Füße, die sich ca. dreißig Zentimeter über dem Boden befinden. Dann tausche ich einen Blick mit Jan, dessen Gesichtsausdruck ein Spiegelbild meiner eigenen Emotionen darstellt.
    Ich kann fliegen.
    Na gut, ich kann in knapp einem halben Meter Höhe in der Luft herumrudern und mich nur mit einem beherzten Griff nach dem Nachttisch vor dem Umkippen retten. Wenn ich allerdings meine Balancefähigkeit trainiere, könnte ich sicher auch länger und höher schweben.
    Unbeholfen schwankend lasse ich mich wieder auf den Boden sinken. Jans Mimik zeigt immer noch überwältigtes Staunen. Seine Stimme klingt spröde. »Das solltest du auf keinen Fall in der Öffentlichkeit tun. Wenn das jemand sieht, ist die Sensation perfekt.«
    Da kann ich nur zustimmen. Aber cool ist es trotzdem.
    Mit einem Mal verändert sich der Ausdruck auf Jans Gesicht, als sei ihm ein neuer Gedanke gekommen.
    »Ich frage mich... Nein, lassen wir das.«
    »Was meinst du?«, hake ich unsicher nach.
    »Denkst du, es wäre möglich... Hattest du schon die Idee, die Gabe einzusetzen, um jemanden zu heilen?« Er verstummt abrupt, als er sieht, wie meine Züge versteinern. Mit schmalen Augen blitze ich ihn an. »Ja, ich bin auf diese Idee gekommen. Und ich werde es nicht wieder tun.«
    Auf Jans Miene zeichnet sich deutliches Erstaunen ab. »Du hast es bereits ausprobiert?«
    Ich nicke. »Es tut mir leid, dass ich für die Schmerzen, die du aushalten musst, verantwortlich bin. Aber ich werde dich mit Sicherheit nicht heilen.«
    Jan dreht fragend die Handflächen nach oben. »Das akzeptiere ich natürlich. Aber... warum?«
    »Bei der letzten Heilung habe ich so viel von meiner eigenen Energie dafür gegeben, dass ich anschließend in Ohnmacht gefallen bin. Es ist gefährlich!«, fauche ich mit verschränkten Armen.
    »Wann hast du –»
    »Kannst du dir das nicht denken?«, falle ich ihm ins Wort. »Der Grund, aus dem du im Krankenhaus und nicht auf dem Friedhof bist! Du hattest nicht nur eine Gehirnerschütterung und gebrochene Rippen davongetragen. Dein Schulterknochen war zersplittert und hatte sich durch die Haut gebohrt. Du hattest eine Menge Blut verloren, und ich war nicht sicher, ob du den Verlust überleben würdest. Also habe ich dich geheilt. Und bin danach umgekippt. Das gesamte Wochenende war nötig zur Regeneration. Ich habe mich gefühlt wie erschlagen.«
    Verstört starrt mich Jan an.
    »Du warst bereits kalkweiß, und die Wunde hörte einfach nicht auf zu bluten.«
    Er schluckt. »Du hast mir das Leben gerettet?«
    »Kann sein. Aber zuvor habe ich dein Leben in Gefahr gebracht. Außerdem bin ich mir im Nachhinein keineswegs sicher, dass du wirklich verblutet wärst. Wahrscheinlich war meine Panik ungerechtfertigt.«
    »Ich weiß nicht, was ich sagen soll.« Er runzelt die Stirn. »Ich wäre fast verblutet?«
    »Ja.«
    »Wieso war dann im ganzen Zimmer kein Tropfen Blut zu finden?«
    »Weil ich nach der Heilung alles mithilfe der Kraft von deinem hellgrauen Kapuzenpulli aufsaugen ließ. Der ist hinüber. Tut mir leid.«
    »Das hast du auch noch getan? Und anschließend hast du gewartet, bis die Sanitäter eingetroffen sind?«
    »Ja. Und das war auch gut so. Fast hätten sie das Haus ohne dich verlassen. Ich musste ihnen einen Schubs in die passende Richtung geben.« Jans Ausdruck wandelt sich von Verwunderung zu Bestürzung. Schnell spreche ich weiter. »Allerdings war ich dabei schon kurz vor der Besinnungslosigkeit. Diese hat mich dann ereilt, nachdem sie dich gefunden hatten.«
    Ungläubig beugt er sich nach vorne. »Du hast also nach diesem Brunnenexperiment im Einkaufszentrum deine Gabe nicht nur dazu genutzt, mich an die Wand zu

Weitere Kostenlose Bücher