Foundation 01: Meine Freunde, die Roboter
deren Hilfe man kompliziertere Gehirne herstellen kann, aber sie haben keine Phantasie. Die damit ausgestatteten Roboter tun lediglich das, was ihre Aufgabe ist, aber nie etwas Eigenständiges. Sie gefallen mir besser.«
»Vielen Dank, Sir.«
»Und Sie sind der Anlaß, Andrew, vergessen Sie das nie. Ich bin sicher, daß Mansky alles unternommen hat, um den annähernden Ergebnissen, wie er sich ausgedrückt hat, den Garaus zu machen. Unvorhersehbare Eigenschaften, das mögen sie nicht, die Robotiker… Wissen Sie, wie oft man mich gebeten hat, Sie zu Beobachtungszwecken freizugeben? Neunmal! Jetzt ist er pensioniert, dieser Mansky, und wir haben endlich unsere Ruhe.«
Und allmählich war Sirs Haar grau und schütter geworden, und seine Backen waren nach unten gerutscht, während Andrew immer besser ausgesehen hatte.
Madame hatte sich in eine Kunstkolonie irgendwo in Europa abgesetzt, und Miß lebte als Dichterin in New York. Sie hatte manchmal geschrieben, aber nicht oft. Little Miß war inzwischen verheiratet und hatte in der Nachbarschaft gewohnt. Sie hatte Andrew in der Nähe haben wollen, und als Little Sir, ihr erstes Kind, zur Welt gekommen war, hatte Andrew die Flasche halten und den Säugling füttern dürfen.
Andrew hatte gefunden, daß Sir durch die Geburt des Enkels nicht mehr ganz so allein war, und hatte es deshalb gewagt, mit der Bitte an ihn heranzutreten.
»Sir«, hatte er das Gespräch begonnen, »es war immer sehr nett von Ihnen, mich mein Geld nach Wunsch ausgeben zu lassen.«
»Es war Ihr Geld, Andrew.«
»Nur weil… Sie so großzügig gewesen sind, Sir. Das Gesetz hätte bestimmt nichts gegen Sie unternommen, wenn Sie alles für sich behalten hätten.«
»Das wäre mehr als ungerecht gewesen.«
»Trotz all der Ausgaben und Steuern, Sir, sind mir knapp sechshunderttausend Dollar geblieben.«
»Ich weiß, Andrew.«
»Ich möchte das Geld Ihnen geben, Sir.«
»Ich würde es nie nehmen, Andrew.«
»Im Austausch gegen etwas, was Sie mir geben können, Sir.«
»Ach so. Und was wäre das, Andrew?«
»Meine Freiheit, Sir.«
»Ihre…«
»Ich möchte mich freikaufen, Sir.«
6
So einfach war das nicht gewesen.
Sir lief dunkelrot an. »Ach was!« sagte er, machte auf dem Absatz kehrt und ließ Andrew stehen.
Und wieder war es Little Miß, die ihn dazu überredete – sogar in Andrews Beisein, denn dreißig Jahre lang war alles vor Andrew besprochen worden, selbst Dinge, die ihn persönlich betrafen. Er war schließlich bloß ein Robot.
»Dad«, sagte sie, »warum faßt du das als persönliche Beleidigung auf? Er bleibt ja trotzdem hier. Er wird so treu wie eh und je bleiben. Er will sich lediglich frei nennen können. Ist das so schlimm? Hat er es denn nicht verdient? Du meine Güte, wir sprechen seit Jahren darüber.«
»So, seit Jahren sprecht ihr darüber?«
»Ja, und Andrew hat es immer wieder hinausgeschoben, weil er Angst hatte, er würde dich verletzen, ich habe ihn gezwungen, endlich mit der Sprache herauszurücken.«
»Er weiß nicht, was Freiheit und Freisein bedeutet. Er ist ein Robot.«
»Dad, du kennst ihn nicht. Er hat die gesamte Bibliothek durchgeschmökert. Ich weiß nicht, welche Gefühle in ihm schlummern, aber welche Gefühle in dir schlummern, weiß ich auch nicht. Wenn man mit ihm redet, reagiert er auf die verschiedensten Abstraktionen wie du und ich, und was zählt denn sonst? Wenn die Reaktionen eines anderen so sind, wie deine eigenen, was willst du denn dann noch mehr?«
»Das Gesetz wird anderer Meinung sein«, sagte Sir verärgert und wandte sich mit absichtlich verletzender Stimme an Andrew. »Jetzt hören Sie mir einmal zu, Sie! Ich kann Sie nur auf legalem Weg frei machen, und wenn die Sache offiziell eingereicht wird, dann wird man Ihnen die Freiheit, das heißt genaugenommen die Bürgerrechte, nicht nur verweigern, man wird auch von Ihrem Vermögen Kenntnis bekommen. Es heißt, daß ein Robot kein Recht hat, Geld zu verdienen. Ist dieses Hirngespinst es wert, daß Sie ihr Vermögen verlieren?«
»Die Freiheit ist mehr wert als alles Geld dieser Erde, Sir«, hatte Andrew damals zu ihm gesagt. »Selbst die Chance, eventuell frei zu werden, ist mehr wert.«
7
Der Staatsanwalt, der den Fall verhandelte, hatte sich auf den bequemen Standpunkt gestellt, daß das Wort ›Freiheit‹ keine Bedeutung habe, wenn es auf einen Robot angewandt wurde.
Er wiederholte diese Behauptung mehrmals an passender Stelle und unterstrich sie
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