Foundation 05: Das Foundation-Projekt
wenigstens imaginär ein paar Zentimeter hinzufügen sollte.
»Guten Morgen, junger Mann«, sagte Joranum.
»Guten Morgen«, antwortete Raych.
»Bitte nehmen Sie Platz, meine Herren«, forderte Seldon die Besucher auf. »Darf ich Ihnen eine kleine Erfrischung anbieten?«
Joranum hob in gesitteter Ablehnung beide Hände. »Oh, nein, vielen Dank. Es handelt sich schließlich nicht um einen Höflichkeitsbesuch.« Er setzte sich auf den Stuhl, den Hari ihm zugewiesen hatte. »Wobei ich allerdings hoffe, daß wir in Zukunft auch reichlich Gelegenheit zu gesellschaftlichen Kontakten haben werden.«
»Wenn es um geschäftliche Dinge geht, so lassen Sie uns zur Sache kommen.«
»Professor Seldon, als ich von dem kleinen Zwischenfall erfuhr, den Sie gütigerweise auf sich beruhen lassen wollen, da fragte ich mich, warum Sie wohl ein solches Risiko eingegangen sind. Denn daß es ein Risiko war, müssen Sie zugeben.«
»Eigentlich empfand ich das damals gar nicht so.«
»Aber ich. Und daraufhin habe ich mir erlaubt, mich eingehend über Sie zu erkundigen, Professor Seldon. Sie sind ein interessanter Mensch. Gebürtiger Heliconier, wie ich feststellen konnte.«
»Ja, ich wurde auf Helicon geboren. Das ist aktenkundig.«
»Und seit acht Jahren sind Sie hier auf Trantor.«
»Auch das ist allgemein bekannt.«
»Und Sie haben sich gleich zu Anfang eine gewisse Berühmtheit erworben mit einer mathematischen Abhandlung über die – wie nannten Sie es noch? – Psychohistorik?«
Seldon schüttelte kaum merklich den Kopf. Wie oft hatte er diese Indiskretion schon bereut. Aber wie hätte er damals ahnen sollen, daß es eine solche war? »Jugendlicher Überschwang«, sagte er. »Es ist nichts daraus geworden.«
»Tatsächlich?« Scheinbar angenehm überrascht sah sich Joranum um. »Und doch sitzen Sie inzwischen als Leiter der Mathematischen Fakultät an einer der bedeutendsten Universitäten auf Trantor, dabei sind Sie, soviel ich weiß, erst vierzig. – Ich bin übrigens zweiundvierzig, halte Sie daher keineswegs für einen alten Mann. Sie müssen ein sehr fähiger Mathematiker sein, sonst wären Sie nicht in dieser Position.«
Seldon zuckte die Achseln. »Darüber möchte ich nicht urteilen.«
»Oder Sie haben mächtige Freunde.«
»Wer hätte nicht gern mächtige Freunde, Mr. Joranum, aber ich fürchte, in meinem Fall werden Sie vergeblich danach suchen. Universitätsprofessoren sind, wie mir scheint, nur selten mit mächtigen Freunden oder ganz allgemein mit Freunden gesegnet«, erwiderte Seldon lächelnd.
Und auch Joranum lächelte. »Würden Sie den Kaiser nicht als mächtigen Freund bezeichnen, Professor Seldon?«
»Ganz gewiß, aber was hat das mit mir zu tun?«
»Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, daß der Kaiser ein Freund von Ihnen sein muß.«
»Es ist gewiß belegt, Mr. Joranum, daß ich vor acht Jahren eine Audienz bei Seiner Kaiserlichen Majestät hatte. Sie dauerte etwa eine Stunde, und wenn sich der Kaiser damals besonders freundschaftlich verhalten hätte, wäre es mir sicher aufgefallen. Und seither habe ich nicht mehr mit ihm gesprochen – ich habe ihn nicht einmal mehr gesehen – außer in Holovision natürlich.«
»Aber Professor, man kann sich doch der mächtigen Freundschaft des Kaisers erfreuen, ohne ihn zu sehen oder persönlich mit ihm zu sprechen. Es genügt, wenn man Eto Demerzel, den Kanzler des Reiches sieht oder mit ihm spricht. Demerzel hält seine schützende Hand über Sie, und das ist nicht anders, als wenn der Kaiser selbst es täte.«
»Läßt sich diese schützende Hand des Kanzlers Demerzel irgendwie nachweisen? Finden sich in den Akten Belege irgendwelcher Art, aus denen Sie einen derartigen Schutz ableiten könnten?«
»Wozu Akten wälzen, wenn doch bekannt ist, daß zwischen Ihnen eine Verbindung besteht? Sie wissen es, und ich weiß es. Also lassen Sie es uns als gegeben annehmen und fahren wir fort. Und bitte« – er hob flehentlich beide Hände – »verschonen Sie mich mit empörten Dementis. Sie würden nur Ihre Zeit verschwenden.«
»Eigentlich«, sagte Seldon, »wollte ich Sie fragen, warum Sie überhaupt glauben, daß er mich schützen will. Und zu welchem Zweck?«
»Professor! Warum kränken Sie mich, indem Sie vorgeben, mich für die Einfalt in Person zu halten? Ich habe Ihre Psychohistorik doch bereits erwähnt – auf sie hat Demerzel es abgesehen.«
»Und ich habe Ihnen gesagt, dabei handle es sich um eine Jugendsünde, aus der nie etwas
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