Foundation 05: Das Foundation-Projekt
Augenblick der Erregung mit dieser Information herausplatzt. Die Veränderung ist so minimal, daß die Nebenwirkungen nicht von Belang sind. Demerzel ist bestrebt, das ganze Imperium auf diese Weise zu führen.«
»Und der Fall Joranum?«
»Ist offensichtlich völlig anders gelagert. Joranum ist, aus welchen Motiven auch immer, ein erbitterter Gegner von Demerzel. Natürlich könnte Demerzel das ändern, aber der Preis wäre ein so starker Eingriff in Joranums Psyche, daß er die Folgen nicht absehen könnte. Wenn er also nicht riskieren will, daß Joranum Schaden nimmt und daß durch die dabei entstehenden Nebenwirkungen andere Menschen, womöglich die ganze Menschheit zu Schaden kommt, muß er Joranum so lange in Ruhe lassen, bis er eine kleine – eine wirklich minimale – Veränderung findet, mit der sich das Problem ohne Nachteile beheben läßt. Deshalb hat Yugo recht, und deshalb ist Demerzel durchaus angreifbar.«
Seldon hatte zugehört, antwortete aber nicht, sondern schien tief in Gedanken versunken. Minuten vergingen. Schließlich sagte er: »Wenn Demerzel in dieser Angelegenheit die Hände gebunden sind, muß ich handeln.«
»Wenn ihm die Hände gebunden sind, was kannst du dann tun?«
»Für mich sieht die Sache anders aus. Ich bin nicht an die Gesetze der Robotik gebunden. Ich brauche mich nicht sklavisch an das Prinzip des Minimalismus zu halten. -Aber als erstes muß ich mit Demerzel sprechen.«
Das schien Dors ein wenig zu beunruhigen. »Muß das sein? Es wäre doch sicher klüger, eure Beziehung nicht an die große Glocke zu hängen.«
»Die Dinge sind so weit gediehen, daß wir nicht mehr um jeden Preis so tun können, als gebe es keine Beziehung zwischen uns. Natürlich werde ich meinen Besuch nicht mit Fanfarenstößen über Holovision ankündigen lassen, aber sprechen muß ich ihn.«
5
Immer wieder haderte Seldon mit der Flüchtigkeit der Zeit. Als er vor acht Jahren zum ersten Mal nach Trantor kam, war er sofort einsatzbereit gewesen. Das einzige, was er aufzugeben hatte, war ein Hotelzimmer samt Inhalt, danach hatte er frei wie ein Vogel durch Trantors Bezirke streifen können.
Nun hatte er Fakultätssitzungen abzuhalten und Entscheidungen zu treffen, die Arbeit häufte sich. Wie sollte er da einfach alles stehen- und liegenlassen, um Demerzel aufzusuchen – und selbst wenn er es irgendwie ermöglichte, auch der Kanzler hatte einen randvollen Terminkalender. Einen Zeitpunkt zu finden, zu dem sie sich beide freimachen konnten, würde nicht leicht sein.
Nicht minder schwer fiel es ihm, Dors’ Kopfschütteln zu ertragen. »Ich weiß nicht, was du vorhast, Hari.«
Gereizt gab er zurück: »Das weiß ich doch selbst noch nicht, Dors. Aber ich hoffe, es im Gespräch mit Demerzel herauszufinden.«
»Für dich hat die Psychohistorik Vorrang vor allem anderen. Das wird auch er dir sagen.«
»Vielleicht. Wir werden sehen.«
Und gerade als er endlich, für acht Tage später, ein Treffen mit dem Kanzler vereinbart hatte, erschien auf dem Wandschirm seines Fakultätsbüros eine in etwas antiquierter Schrift und noch sehr viel antiquierterem Stil gehaltene Nachricht: UM EINE AUDIENZ BEI PROFESSOR HARI SELDON WIRD DEMÜTIGST NACHGESUCHT.
Seldon starrte fassungslos auf den Bildschirm. Mit dieser vorsintflutlichen Wendung wurde nicht einmal mehr der Kaiser selbst angesprochen.
Auch bestand die Unterschrift nicht wie üblich aus gut zu entziffernden Druckbuchstaben, sondern war in Schreibschrift ausgeführt, ein schwungvoller, durchaus leserlicher Namenszug, der aber dennoch wie ein Kunstwerk anmutete, von einem Meister seines Fachs achtlos aufs Papier geworfen. Die Unterschrift lautete: LASKIN JORANUM. - Jo-Jo höchstpersönlich war es also, der demütigst um eine Audienz nachsuchte.
Seldon mußte unwillkürlich lachen. Der Grund für die Wortwahl – und die Schreibschrift – war klar. Beides machte die schlichte Bitte zu einem rhetorischen Kunstgriff, der die Neugier reizte. Seldon war nicht besonders erpicht darauf, den Mann kennenzulernen – oder wäre es normalerweise nicht gewesen. Aber was steckte hinter dem raffinierten Archaismus? Das interessierte ihn nun doch.
Er beauftragte seine Sekretärin, eine Verabredung zu treffen. Die Zusammenkunft sollte in seinem Büro stattfinden, keinesfalls in seiner Wohnung. Ein rein berufliches Gespräch ohne privaten Hintergrund.
Und es würde vor der geplanten Unterredung mit Demerzel liegen.
»Mich überrascht das gar nicht,
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