Foundation 05: Das Foundation-Projekt
verstehe?«
»Ja. Ich kenne meine Fähigkeiten. Ich will die Psychohistorik.«
Seldon schüttelte den Kopf. »Auch wenn Sie sie noch so sehr wollen. Ich habe sie nicht.«
»Oh, doch, Sie haben sie. Daran gibt es nichts zu rütteln.« Joranum beugte sich vor, als wolle er seine Worte selbst in Seldons Ohr blasen, anstatt diese Aufgabe den Schallwellen zu überlassen. »Sie bezeichnen sich als Patrioten. Ich muß Demerzels Stelle einnehmen, um die Zerstörung des Imperiums zu verhindern. Die Umstände, unter denen der Austausch vonstatten geht, könnten jedoch an sich schon eine verheerende Schwächung des Imperiums bewirken. Das will ich nicht, Sie können mir raten, wie ich mein Ziel reibungslos, unauffällig und ohne größere Schäden erreiche – zum Wohle des Reiches.«
»Das kann ich nicht«, widersprach Seldon. »Sie unterstellen mir Kenntnisse, die ich nicht besitze. Ich wäre Ihnen gerne behilflich, aber ich sehe mich dazu nicht imstande.«
Joranum erhob sich abrupt. »Nun, Sie kennen jetzt meinen Standpunkt und wissen, was ich von Ihnen will. Denken Sie darüber nach. Und denken Sie, darum bitte ich Sie, auch an das Imperium. Vielleicht glauben Sie, Demerzel – diesem Ausbeuter, der Millionen von Menschen bewohnter Planeten zugrunderichtet – Ihre Freundschaft schuldig zu sein. Nehmen Sie sich in acht. Was Sie tun, könnte das Imperium in seinen Grundfesten erschüttern. Ich bitte Sie im Namen der Trillionen von Menschen in dieser Galaxis: Helfen Sie mir. Denken Sie an das Imperium.«
Er hatte seine Stimme zu einem durchdringenden, aufpeitschenden Flüstern gesenkt, das Seldon durch Mark und Bein ging. »Ich werde stets an das Imperium denken«, versprach er.
»Mehr verlange ich vorerst nicht«, antwortete Joranum. »Ich danke Ihnen, daß Sie mich empfangen haben.«
Die Türen glitten lautlos auf, Joranum und sein Begleiter verließen den Raum. Seldon sah ihnen stirnrunzelnd nach.
Etwas störte ihn – und er wußte nicht genau, was es war.
7
Namartis schwarze Augen waren unverwandt auf Joranum gerichtet. Die beiden saßen in einem sorgsam abgeschirmten Büro im Streeling-Bezirk, das sich für ein Hauptquartier eher bescheiden ausnahm. In Streeling war man noch schwach vertreten, aber das würde sich mit der Zeit schon ändern.
Es war unglaublich, wie rasch die Bewegung wuchs. Erst vor drei Jahren war sie aus dem Nichts entstanden, und nun streckte sie – natürlich nicht überall in gleicher Dichte – ihre Fühler bereits über ganz Trantor aus. Bis zu den Äußeren Welten war man noch kaum vorgedrungen. Demerzel hatte alles getan, um sie zufriedenzustellen, aber genau das war sein Fehler. Gefährlich waren Unruhen hier auf Trantor. Anderswo ließen sie sich unter Kontrolle halten. Hier dagegen konnte Demerzel gestürzt werden. Eigenartig war, daß er das nicht erkannte, aber Joranum hatte schon immer die Ansicht vertreten, Demerzel werde stark überschätzt, er werde sich als taube Nuß erweisen, sobald sich jemand gegen ihn aufzulehnen wagte, und der Kaiser werde ihn schleunigst zum Teufel jagen, wenn er das Gefühl hätte, seine eigene Sicherheit stünde auf dem Spiel.
Bisher jedenfalls hatten sich alle Prophezeiungen Joranums erfüllt. Er hatte keinen einzigen Fehlschlag zu verzeichnen von Bagatellen wie jener Kundgebung an der Universität von Streeling, die dieser Seldon gestört hatte, einmal abgesehen.
Vielleicht war das der Grund, warum Joranum unbedingt mit dem Mann hatte sprechen wollen. Auch kleine Ausrutscher durfte man nicht auf die leichte Schulter nehmen. Joranum sonnte sich in seiner Unfehlbarkeit, und Namarti mußte zugeben, daß der Eindruck einer lückenlosen Kette von Erfolgen das beste Mittel war, um die Fortsetzung des Erfolgs zu garantieren. Die Menschen ersparten sich nur allzugern die Schmach des Scheiterns, indem sie selbst gegen ihre eigene Überzeugung die Partei des klaren Siegers ergriffen.
Aber war das Gespräch mit Seldon nun ein Erfolg gewesen oder ein weiterer Ausrutscher? Namarti hatte sich nicht gerade gern mitschleppen lassen, um vor diesem Professor zu Kreuze zu kriechen, und er fand auch nicht, daß es irgend etwas eingebracht hatte.
Nun saß Joranum schweigend, sichtlich in Gedanken versunken da und kaute an seinem Daumennagel, wie um seinem Geist auf diese Weise Nahrung zuzuführen.
»Jo-Jo«, sagte Namarti leise. Nur ganz wenige Getreue durften Joranum mit dem Kosenamen ansprechen, den man ihm in der Öffentlichkeit unaufhörlich
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