Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Foundation 06: Die Grösse des Imperiums

Foundation 06: Die Grösse des Imperiums

Titel: Foundation 06: Die Grösse des Imperiums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Asimov Isaac
Vom Netzwerk:
so weit verkümmern ließ, daß die aggressiven Raumflotten des Eroberers Moray sie mühelos überrennen konnten. Die orthodoxe Archäologie war felsenfest davon überzeugt, daß sich die einzelnen Menschentypen unabhängig voneinander auf verschiedenen Planeten entwickelt hätten, und zog so atypische Zivilisation wie die rigellanische gern als Beispiel für die Eigenständigkeit einer Spezies heran, die sich eben noch nicht mit anderen vermischt habe. Diese Vorstellung zerstörte Arvardan gründlich, indem er nachwies, daß die rigellanische Robotkultur nur eine natürliche Auswirkung der wirtschaftlichen und sozialen Zwänge der betreffenden Zeit und der betreffenden Region darstellte.
    Als nächstes nahm er sich die Barbarenwelten von Ophiuchus vor. Sie waren von den Orthodoxen lange Zeit als Musterfall einer primitiven Entwicklungsstufe der Menschheit vor der interstellaren Raumfahrt betrachtet worden. In jedem Lehrbuch wurden diese Welten als der beste Beweis für die Vermischungstheorie bezeichnet, die den Menschen auf allen Welten mit einer auf Wasser und Sauerstoff basierenden Chemie und den richtigen Temperatur- und Schwerkraftverhältnissen als den natürlichen Gipfel der Evolution betrachtete. Weiterhin behauptete diese Theorie, alle so entstandenen, menschlichen Rassen seien untereinander paarungsfähig, und mit der Entdeckung der interstellaren Raumfahrt seien solche Paarungen auch möglich geworden.
    Arvardan förderte jedoch Spuren einer älteren Zivilisation zutage, die der damals zehntausend Jahre alten Barbarei Ophiuchus’ vorausgegangen war, und dokumentierte, daß in den frühesten Aufzeichnungen des Planeten auf interstellare Handelsbeziehungen Bezug genommen wurde. Als Tüpfelchen auf dem i gelang ihm der Nachweis, daß der Mensch bereits als zivilisiertes Wesen in diese Region ausgewandert war.
    Im Anschluß daran beschloß die Zeitschr. d. Gal. Ges. Arch. (um dem Leser auch die professionelle Abkürzung nicht vorzuenthalten) Arvardans Doktorarbeit zehn Jahre nach deren Erstvorlage doch noch zu drucken.
    Und nun führte die Beschäftigung mit seiner Lieblingstheorie eben diesen Arvardan auf den wahrscheinlich unbedeutendsten Planeten des gesamten Imperiums – die Erde.
     
    Arvardan war auf dem einzigen Flecken Imperium auf der ganzen Erde gelandet, einer Fläche auf den kahlen Hochplateaus im Norden des Himalaya. Dort, wo es keine radioaktive Strahlung gab und auch nie gegeben hatte, stand ein prächtiger Palast, dessen Architektur nicht terrestrisch war, sondern im Grunde eine Kopie der Vizekönigspaläste auf glücklicheren Welten darstellte. Das üppige Grün im Park war reiner Luxus. Man hatte das öde Felsland mit Humus aufgeschüttet und gründlich bewässert und eine künstliche Atmosphäre sowie ein künstliches Klima erzeugt. Das Ergebnis waren fünf Quadratmeilen Rasenflächen und Blumenbeete.
    Der Energieaufwand für dieses Meisterwerk war für irdische Verhältnisse geradezu sagenhaft, aber schließlich konnte man auf die unerschöpfliche Wirtschaftskraft von etlichen Millionen Planeten zurückgreifen, deren Zahl obendrein beständig wuchs. (Schätzungen zufolge wurden im Jahr 827 der Galaktischen Ära jeden Tag fünfzig neue Planeten in den Stand einer Provinz erhoben, eine Ehre, für die eine Bevölkerung von fünfhundert Millionen Voraussetzung war.)
    Auf diesem Flecken Nicht-Erde lebte der Statthalter der Erde, und manchmal ließ ihn seine künstlich geschaffene Luxuswelt sogar vergessen, daß er Statthalter eines Drecklochs war. In solchen Momenten kam ihm auch wieder zu Bewußtsein, daß er einer uralten und hochangesehenen Aristokratenfamilie entstammte.
    Seine Frau neigte allgemein etwas weniger zur Selbsttäuschung, und wenn sie auf einen grasbewachsenen Hügel stieg und in der Ferne deutlich die scharfe Linie erkannte, die den Park von der lebensfeindlichen Wildnis der Erde trennte, wurden auch die letzten Illusionen zerstört. Dann konnten nicht einmal die farbigen Springbrunnen (die bei Nacht erstrahlten wie kaltes, flüssiges Feuer), die blumengesäumten Spazierwege und die idyllischen Grotten sie mehr dafür entschädigen, daß sie im Exil leben mußte.
    So wurde Arvardan vielleicht ein herzlicherer Empfang zuteil, als es das Protokoll allein erfordert hätte. Immerhin war er für den Statthalter wie ein frischer Wind aus dem Imperium, eine Erinnerung an dessen grenzenlose Weite.
    Arvardan war seinerseits des Lobes voll.
    »Eine herrliche Anlage«, schwärmte er.

Weitere Kostenlose Bücher