Foundation 06: Die Grösse des Imperiums
uns erledigt.« Er wandte sich ab, ein deutliches Zeichen, daß er das Thema nicht weiterverfolgen wollte.
Schweigen trat ein, doch die Frau ergriff abermals das Wort. Jetzt klang ihre dünne Stimme noch flehentlicher. »Du glaubst doch nicht, daß er ein Agent der Gesellschaft der Ahnen sein könnte? Du weißt schon, wegen Grew?«
»Weil er heute abend so dummes Zeug geredet hat? Das ist eine so abwegige Idee, daß mir dafür jedes Wort zu schade ist.«
»Das habe ich nicht gemeint, und du hast mich auch genau verstanden. Schließlich halten wir Grew nun schon seit zwei Jahren verbotenerweise hier versteckt, und du weißt so gut wie ich, daß wir damit so ziemlich gegen das strengste Sittengesetz verstoßen, das es gibt.«
»Wir schaden niemandem«, murrte Arbin. »Schließlich erfüllen wir immer unser Plansoll, obwohl es für drei Personen berechnet ist – für drei Arbeitskräfte! Und wer sollte Verdacht schöpfen, solange wir das schaffen? Wir lassen ihn ja nicht einmal aus dem Haus.«
»Der Rollstuhl könnte uns verraten. Du mußtest damals schon den Motor und die Beschläge außerhalb kaufen.«
»Nun komm mir nicht wieder damit, Loa. Ich habe dir schon hundertmal erklärt, daß ich für diesen Stuhl nichts anderes gekauft habe als ganz normales Küchenzubehör. Außerdem ist es vollkommen absurd, in unserem Gast einen Agenten der Bruderschaft zu vermuten. Glaubst du, die würde sich wegen eines armen, alten Mannes im Rollstuhl ein so kompliziertes Täuschungsmanöver ausdenken? Wenn sie am hellen Tag und mit einem richterlichen Durchsuchungsbefehl das gleiche erreichen könnte? Ich bitte dich, gebrauche doch wenigstens einmal deinen Verstand.«
»Aber dann, Arbin« – ihre Augen waren vor Eifer ganz blitzblank geworden –, »wenn du wirklich so denkst – ich hatte es ja so sehr gehofft – dann muß er ein Außenweltler sein. Dann kann er nicht von der Erde stammen.«
»Was soll das heißen, er kann nicht? Das ist doch noch absurder. Was hätte ein Bürger des Imperiums ausgerechnet hier zu suchen, hier auf der Erde?«
»Das weiß ich doch nicht! Oder vielleicht doch: er könnte da draußen ein Verbrechen begangen haben.« Sie spann die Idee sofort weiter. »Warum nicht? Es paßt alles zusammen. Die Erde wäre genau der richtige Zufluchtsort. Hier würde kein Mensch nach ihm suchen.«
»Falls er ein Außenweltler ist. Was hast du für Anhaltspunkte dafür?«
»Spricht er etwa unsere Sprache? Nein, das mußt du zugeben. Oder konntest du ein einziges Wort verstehen? Er muß also aus irgendeinem entlegenen Winkel der Galaxis stammen, wo man einen ganz eigenen Dialekt spricht. Angeblich müssen die Leute von Fomalhaut die Sprache praktisch neu lernen, um sich am Kaiserlichen Hof auf Trantor verständigen zu können… Begreifst du denn nicht, was das bedeuten kann? Wenn er hier auf der Erde fremd ist, ist er auch bei der Zensusbehörde nicht registriert, und er wird sicher nicht scharf darauf sein, sich dort zu melden. Wir könnten ihn auf der Farm arbeiten lassen, anstelle von Vater, dann sind wir in der nächsten Anbauperiode wieder zu dritt und brauchen nicht zu zweit das Plansoll für drei zu erfüllen… Er könnte gleich jetzt bei der Ernte mithelfen.«
Nervös sah sie ihren Gatten an. Der war unsicher geworden und überlegte lange. Endlich sagte er: »Komm, Loa, wir gehen jetzt schlafen. Bei Tageslicht sieht alles anders aus, dann reden wir weiter.«
Damit verstummte das Geflüster, das Licht wurde gelöscht, und nach einer Weile lagen das Zimmer und das ganze Haus in tiefem Schlaf.
Am nächsten Morgen war Grew an der Reihe, sich den Kopf zu zerbrechen. Voller Hoffnung legte ihm Arbin Loas Frage vor, denn er setzte sehr viel mehr Vertrauen in das Urteil seines Schwiegervaters als in sein eigenes.
»Eure Probleme, Arbin«, begann Grew, »sind ganz eindeutig darauf zurückzuführen, daß ich weiterhin als Arbeitskraft registriert bin und folglich das Produktionssoll für drei Personen bemessen wurde. Ich habe es satt, ein Problem zu sein. Seit zwei Jahren lebe ich nun schon über meine Zeit. Das ist wirklich genug.«
Arbin war verlegen geworden. »Aber darum geht es doch überhaupt nicht. Ich wollte dir wahrhaftig nicht vorhalten, du seist ein Problem für uns.«
»Im Grunde kommt es doch gar nicht mehr darauf an. In zwei Jahren findet der nächste Zensus statt, dann bin ich sowieso dran.«
»Zumindest kannst du dich noch zwei Jahre länger in Ruhe an deinen Büchern erfreuen. Warum
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