Foundation 06: Die Grösse des Imperiums
sich auf die Unterlippe.
»Biron Malaine?« fragte der rhodianische Soldat, und Biron erhob sich und folgte ihm.
Ein kleiner, glänzender Einschienenwagen schwebte, von diamagnetischen Kräften gehalten, über einem einzigen, rötlichen Metallstab. Biron hatte so ein Gefährt noch nie gesehen und blieb zögernd davor stehen.
Der kleine Wagen – er bot höchstens fünf bis sechs Personen Platz – schwankte im Wind hin und her. Rhodias prachtvolle Sonne ließ ihn aufblinken wie eine kleine Träne. Die schmale Schiene, kaum dicker als ein Kabel, führte an seiner Unterseite entlang, ohne sie jedoch zu berühren. Als Biron sich bückte, konnte er überall den blauen Himmel durchscheinen sehen. In diesem Augenblick wurde der Wagen von einer Bö erfaßt und stieg einen ganzen Zoll höher, fast als zerre er ungeduldig an dem unsichtbaren Kraftfeld, das ihn fesselte. Dann sank er langsam wieder auf die Schiene hinab, kam ihr zusehends näher, hielt dicht darüber an.
»Einsteigen«, drängte der Soldat. Biron erklomm die beiden Stufen und betrat den Wagen.
Die Treppe blieb nur so lange ausgefahren, bis auch sein Bewacher nachgekommen war, dann klappte sie geräuschlos ein und verschmolz nahtlos mit der blanken Karosserie.
Jetzt erkannte Biron, daß er einer Täuschung erlegen war. Der Wagen wirkte nur von außen undurchsichtig. Innen saß man wie in einer transparenten Blase. Der Soldat betätigte einen kleinen Hebel, das Gefährt setzte sich in Bewegung. Mühelos stieg es steil nach oben, der Fahrtwind pfiff um die Seiten. Vom Scheitel des Bogens aus sah Biron für einen Moment den gesamten Palastbezirk unter sich liegen.
Die Gebäude bildeten eine wundervoll harmonische Einheit. (Waren sie vielleicht ursprünglich aus dieser Perspektive geplant worden?) Wie blanke Kupferfäden durchzogen die Schienen das Panorama, hier und dort schwebte in würdevoller Eleganz ein Kuppelwagen dahin.
Dann wurde Biron nach vorne gedrückt. Der Wagen kam tänzelnd zum Stehen. Die ganze Fahrt hatte keine zwei Minuten gedauert.
Eine Tür stand einladend offen. Sobald er eingetreten war, fiel sie hinter ihm ins Schloß. Er stand allein in einem kleinen, leeren Raum. Im Moment gab es niemanden, der ihn zu irgend etwas gedrängt hätte, aber das war ihm kein Trost. Er gab sich keinen Illusionen hin. Seit jener verdammten Nacht bestimmten andere über jeden seiner Schritte.
Jonti hatte ihn auf das Schiff verfrachtet. Der tyrannische Hochkommissar hatte ihn hierher geschickt. Und mit jeder Station war seine Lage verzweifelter geworden.
Biron bildete sich nicht ein, daß es ihm etwa gelungen wäre, den Tyrannier zu täuschen. Der Mann hatte es ihm zu einfach gemacht. Er hätte den Terrestrischen Konsul herzitieren können. Er hätte über Hyperfunk Kontakt mit der Erde aufnehmen oder zumindest eine Aufzeichnung seines Retinamusters veranlassen können, alles Routinemaßnahmen, die man gewiß nicht aus Versehen unterließ.
Jontis Analyse seiner Situation kam ihm in den Sinn. In Teilen mochte sie immer noch Gültigkeit haben. Die Tyranni vermieden es, ihn sofort zu töten, um nicht noch einen Märtyrer zu schaffen. Aber Hinrik war ein gefügiges Werkzeug, und auch er war befugt, die Todesstrafe zu verhängen. Damit würde er, Biron, von seinesgleichen getötet, und die Tyranni könnten sich auf die Rolle des unbeteiligten Zuschauers beschränken.
Biron ballte die Fäuste. Er war groß und stark, aber er war unbewaffnet. Die Männer, die ihn holen würden, hatten sicher Blaster und Neuronenpeitschen. Er stellte sich mit dem Rucken zur Wand.
Als er zu seiner Linken eine Tür gehen hörte, fuhr er erschrocken herum. Ein Mann trat ein, bewaffnet und in Uniform, aber er hatte eine junge Frau bei sich. Biron atmete ein wenig auf. Nur eine Frau. Normalerweise hätte es sich durchaus gelohnt, sie sich genauer anzusehen, doch im Moment war sie ein x-beliebiges, weibliches Wesen und nicht mehr.
Die beiden traten näher und blieben etwa zwei Schritte vor ihm stehen. Biron ließ den Blaster des Soldaten nicht aus den Augen.
»Ich mochte zuerst mit ihm sprechen, Leutnant«, sagte die junge Frau.
Als sie sich Biron zuwandte, stand eine kleine, senkrechte Falte über ihrer Nasenwurzel. »Sind Sie der Mann«, fragte sie, »der angeblich Informationen über ein Attentat auf den Administrator hat?«
»Es hieß, der Administrator würde mich persönlich empfangen«, antwortete Biron.
»Das ist ausgeschlossen. Sie müssen schon mit mir
Weitere Kostenlose Bücher