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Frankie Machine - Winslow, D: Frankie Machine

Frankie Machine - Winslow, D: Frankie Machine

Titel: Frankie Machine - Winslow, D: Frankie Machine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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einen Politiker erst mal am Haken, hat man ihn für immer.
    Die Ganoven wissen das. Sie wissen, dass man einen Politiker nur einmal schmiert. Danach erpresst man ihn.
    »Ab geht’s!«, brüllt Frank.
    Da kommt eine nette Serie von Wellen.
    Dave geht in die Spur. Er ist ein kräftiger Typ, mit leichtem, athletischem Angang. Frank sieht ihm zu, wie er die Welle erwischt, aufsteigt, sich fallen lässt und dann auf dem rechtsseitigen Break reitet, die ganze Strecke, bis er im knöcheltiefen Wasser abspringt.
    Frank nimmt sich die nächste.
    Er legt sich flach aufs Brett und paddelt mit voller Kraft, spürt, wie ihn die Welle hochnimmt, und geht in die Hocke. Er richtet sich auf, als die Welle überkippt, und dreht die Spitze direkt aufs Land. Das ist der klassische, geradlinige Longboard-Stil, und obwohl Frank den schon Tausende Male geritten ist, bringt der ihm immer noch den größten Kick.
    Nichts gegen Donna oder Patty oder irgendeine von den Frauen, die er im Leben hatte, aber dieser Kick ist ohne Konkurrenz. War es und wird es immer bleiben. Wie heißt es in dem alten Song? Catch a wave and you’re sitting on top of theworld . Genau das ist es. Man sitzt – na gut, steht – on top of the world . Und die Welt rast im Tausendmeilentempo dahin, kalt schäumend, berauschend.
    Er reitet die Welle und springt ab.
    Zusammen mit Dave paddelt er wieder raus.
    »Für ein paar alte Herren sehen wir ganz gut aus«, sagt Frank.
    »Stimmt«, sagt Dave. Und als sie wieder auf der Sandbank stehen: »Hey, hab ich dir erzählt, dass ich die Marke abgebe?«
    Frank will es nicht glauben. Dave Hansen in Rente? Er ist so alt wie ich, verdammt noch mal. Nein, stimmt nicht. Er ist sogar ein paar Jahre jünger .
    »Das FBI bietet mir die Frühpensionierung an«, sagte Dave behutsam, als er Franks Blick sieht. »All die jungen Leute rücken auf. Der ganze Terrorismus-Quatsch. Ich hab mit Barbara gesprochen, und wir sind uns einig.«
    »Mann, Dave. Und was machst du dann?«
    »Das hier«, sagt Dave und zeigt aufs Wasser. »Und reisen. Mich um die Enkel kümmern.«
    Enkel. Frank hat vergessen, dass Daves Tochter Melissa vor Jahren ein Baby bekommen hat und schon das nächste erwartet. Wo wohnt sie gleich? Seattle? Portland? Irgendwo, wo es viel regnet.
    »Wow.«
    »Hey, zur Herrenrunde komme ich trotzdem. Meistens jedenfalls. Und muss nicht gleich wieder weg.«
    »Meinen Glückwunsch, ehrlich«, sagt Frank. » Cent’anni . Viel Erfolg. Äh, und wann …?«
    »In neun Monaten«, sagt Dave. »Im September.«
    September, denkt Frank. Der beste Monat am Strand. Das Wetter ist gut, und die Touristen sind weg.
    Eine neue Serie Wellen kommt rein.
    Beide machen ihren Ritt und hören dann auf. Zwei guteWellen an einem Tag wie diesem reichen aus. Und ein Zimtbrötchen mit heißem Kaffee, das klingt jetzt sehr verlockend. Sie gehen hoch und waschen sich unter der Außendusche hinter dem Angelladen, ziehen sich an und belegen einen Tisch im OBP Café.
    Da sitzen sie, trinken Kaffee, verzehren Fett und Zucker und sehen dem Wintergewitter dabei zu, wie es sich über dem Meer aufbaut.
    Dunkelgrauer Himmel, quellende Wolken, zunehmender Wind aus Westen.
    Das wird ein echter Kracher.

04
    Nach der Herrenrunde fängt Franks Arbeitstag erst richtig an. Und jeder Tag ist für Frank ein Arbeitstag – wie auch anders bei vier Jobs, einer Ex und einer Freundin, die alle unter einen Hut gebracht werden müssen. Sein Trick: Er hält sich an einen festen Ablauf oder versucht es zumindest.
    Ohne sichtbaren Erfolg hat er versucht, Kid Abe diese simple Management-Weisheit nahezubringen. »Wenn du einen festen Ablauf hast«, hat er ihm erklärt, »kannst du immer davon abweichen, falls dir was in die Quere kommt. Wenn du keinen festen Ablauf hast, kommt dir alles in die Quere. Kapiert?«
    »Kapiert.«
    Aber er hat es nicht kapiert, denkt Frank, weil er sich nicht dran hält. Frank hält sich dran, mit religiöser Inbrunst. Doch »religiös« ist nicht das richtige Wort, wie ihm Patty bei seinem letzten Besuch, als er das Leck unter der Spüle stopfen musste, begreiflich gemacht hat. »Du gehst nie zur Kirche«, sagte sie zu ihm.
    »Warum soll ich zur Kirche gehen?«, fragte er zurück. »Um mir von einem Priester, der kleine Jungs schtuppt , Moralpredigten anzuhören?«
    Das Wort hat er von Herbie Goldstein, und er zieht es all den anderen vor, denn er hasst vulgäre Ausdrücke, und irgendwie klingt die Sache auf jiddisch weniger vulgär.
    »Du bist grässlich«,

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