Akt der Liebe - Lansdale, J: Akt der Liebe - Act of Love
VORWORT
von ANDREW VACHSS
S ollten Sie auf der Suche nach etwas Nettem sein, suchen Sie weiter - für mich jedenfalls ist dieser Anlass eine besondere Ehre, und ich werde ihn nicht mit aufgeblasenen Übertreibungen vergeuden.
Es gibt nur eine Regel für das Verfassen eines Vorworts zu einem besonderen Werk: Bleib bei der Wahrheit. Kein Job für Schreiber von Klappentexten. Sollten Sie auf Adjektive stehen, dann drehen Sie weiter am Taschenbuchständer in Ihrem Flughafen. Hätte Joe einen Schwall der Anerkennung gewollt, einen Thesaurus sprengenden Lobgesang, er hätte jemand anderen gefragt.
Doch Joe spielt nicht … nicht auf diese Art.
Genreschreiberei ist eine bedrohte Spezies … die Gründe dafür sind dieselben, weswegen jedwede Spezies aus der Bahn gerät: Überbevölkerung, Inzucht, Mangel an natürlichen Feinden, Nahrungsmittelknappheit. Worte funktionieren nicht isoliert, sie beziehen ihre Kraft aus dem Nebeneinander … aus dem Kontext, aus präziser Positionierung. Aber in unserem Spiel sind Worte zu einer abgewerteten Währung verkommen - man kann nicht länger auf sie zählen. Auf unserem Spielfeld hat sich über alle Maßen Unkraut breitgemacht. Man nehme ein wenig
überflüssige, tumbe Gewalt, werfe etwas aufgesetzten Sex dazu, klatsche ein paar Gedärme und Haare an die nächste Wand, träufle einen Hauch von Mystik darüber … und schon spaziert man auf der dunklen Seite. Klar. Die Genres … Horror, Krimi, Fantasy, was auch immer … alle besitzen sie ihre typischen Zufluchtsmöglichkeiten: Schreibt man etwas Dummes, ist es eine Metapher. Schreibt man etwas Kleingeistiges, ist es Satire. Verschonen Sie mich damit. Gerippe, die aus dem Kleiderschrank stürmen, haben für mich mit schriftstellerischer Freiheit nichts zu tun. Die echten Monster hocken nicht in Kellern. Sie befinden sich in den Familien und brüten vor sich hin. In Gemeinden und Gefängnissen, Drive-ins und Kindertagesstätten … lauern auf ihre Stunde. Denn sie sind keine Fiktion .
Heutzutage veröffentlicht zu werden ist ziemlich einfach. Und das ist auch gut so. Ich bin in jedem Falle für freie Auswahlkriterien. Doch das trennende Auswahlverfahren, jener natürliche, organische Prozess, in dem nur die Stärksten überleben … das gibt es nicht mehr. Womit wir es stattdessen zu tun haben, sind Gefälligkeitsdienste, Zweckbündnisse und andere erbärmliche Formen der Abschirmung gegen die ausmerzende Klinge des evolutionären Rasierers. Übersteigt die Anzahl der Auszeichnungen die der Nominierungen, fahren wir gegen die Wand. Ohne Bremsen und mit blockiertem Lenkrad.
Aber … in dieser Ecke, Joe R. Lansdale. Sohn eines Kirmesboxers, dessen einziges Vermächtnis seine Steh-auf-Qualitäten waren. Verheiratet mit einer waschechten, blonden Texas-Schönheit, die er sicherlich nicht verdient hat, betrachtet man nur sein Äußeres. Gesegnet mit zwei herrlichen Kindern, um sein eigenes Vermächtnis weiterzugeben. Ein hochrangiger Karateka, dessen Körper Spuren
der Lehrzeit aufweist. Ein Mann, der mit seinen Händen gearbeitet hat, alles gemacht hat, vom Schweineschlachten bis hin zur Selbstverteidigung - und der bereit wäre, beides wieder zu tun, wenn er müsste. Hier kommt also Joe R. Lansdale. Mit dem Gang eines Samurai. Wenn Sie sich nicht ducken können, gehen Sie besser aus dem Weg. Das hier ist der einzig wahre Deal. Der echte, blaue Haiku.
Nichts erinnert mich mehr an einen stolzen Pitbull als eine Arbeit von Joe. Kein Posieren. Keine Drohgebärden. Bereit, den Preis zu zahlen. Nicht der Größte … aber mit Sicherheit der Beste. Bis zum bitteren Ende. Und von Liebe getrieben.
Bei echten Fights spielt Stil keine Rolle. Alle Champions haben diese klare Linie, die Fähigkeit, in den Rhythmus des anderen Kerls zu kommen. Fokussieren. Lasergenaue Konzentration. Hingabe.
Lesen Sie Joe Lansdale, und sehen Sie selbst. Fühlen Sie es. Man spürt, wenn eine Jungfrau eine Sexszene beschreibt. Man erkennt die kinetische Unmöglichkeit der Gewalt, wenn ein Autor noch nie in einen Fight verwickelt war. So etwas werden Sie in Joes Arbeit nicht finden - es existiert nicht. Er weiß, dass hart nicht dasselbe ist wie herzlos. Lesen Sie Joe Lansdale, und erkennen Sie die Begabung eines echten Autors … Er hat gefühlt, und er wird Sie mitfühlen lassen.
Er hat die Autos gefahren, ist dem Geld nachgejagt, hat richtige Mädels gekannt, den Psychopathen gelauscht. Er hat Ängste … gefühlt … und
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