Frauen rächen besser: Roman (German Edition)
geschah es dann irgendwie.«
Und das sagte sie mit einer Unschuld im Blick, als hätte sie mir gerade erzählt, dass der Papst katholisch ist.
Also, das waren ja Neuigkeiten. Die unschuldige Isa, dieses vermeintliche Mauerblümchen mit dem Gemüt einer Volksschullehrerin, war in Wirklichkeit eine hemmungslose Nymphomanin. Roxie, ja, der hätte ich so etwas zugetraut, die umgab sich mit einer emanzipierten Luderhaftigkeit, da hätte das gepasst. Aber Isa? Das war, als hätte Mutter Teresa ein Bordell in Kalkutta betrieben.
Dabei hatte Isa vor nicht allzu langer Zeit noch erklärt, wie problematisch es sei, wenn ein Mann groß gebaut ist, und dass es einer Menge Einfühlsamkeit bedurfte, sollte das einer Frau Spaß machen. Aber bei zwei offensichtlich starken Lümmeln war das anscheinend etwas ganz anderes, da galten ihre Lebensweisheiten plötzlich nicht mehr. Denn zweimal minus ist ja auch plus, nicht wahr?
Isa merkte, dass mir ihr Geständnis zu denken gab.
»Was hältst du jetzt von mir?«, fragte sie.
Gute Frage. Ich war mir selbst nicht ganz sicher.
»Ich weiß nicht. Auf jeden Fall ist es eine ziemliche Überraschung für mich, wie du dir denken kannst. Ich habe dich bisher eigentlich immer für eher …« Mir fielen keine passenden Worte ein.
»Konservativ gehalten?«, half sie mir weiter.
»Ja, genau. Soviel ich weiß, hattest du doch keine Affären, während du mit Rüdiger verheiratet warst.«
»Das stimmt.«
»Und hast du nicht einmal erwähnt, dass Rüdiger überhaupt dein erster Mann war? Sexuell, meine ich.«
Isa nickte.
»Ja, das ist richtig. Und jetzt kannst du dir vielleicht auch vorstellen, dass ich Nachholbedarf hatte. Ich habe noch nicht so viel erlebt wie du oder wie Roxie. Und irgendwann wird man dann neugierig und … experimentierfreudig.«
»Hm, das kann natürlich sein. Hast du so etwas schon früher gemacht, ich meine vor diesem Urlaub?«
»Was meinst du? Mit zwei Männern?«
Ich nickte.
»Nein, noch nie«, sagte sie. »Ich glaube, so etwas kann einem auch nur im Urlaub passieren, da ist die Stimmung ganz anders.«
Hm, also ich könnte mir keine Stimmung vorstellen, in der ich dazu bereit wäre. Aber andererseits machte es mich auch neugierig.
»Und hast du nur mit den beiden … oder auch mit anderen?«
Jetzt musste sie lachen.
»Nein, nein, die beiden reichen vollkommen, das kannst du mir glauben. Und mach dir keine Sorgen, wir passen auch auf. Alles nur mit Schutz.«
Ach so, nur mit Schutz. Dann war das ja bloß ein harmloses Sandkastenspiel, oder wie?
Nun, das musste ich jetzt erst einmal verdauen. Überhaupt bekam ich langsam den Eindruck, dass nichts in meiner Welt so war, wie es anfangs zu sein schien.
Mein Robert war nicht treu gewesen, wie ich es immer für selbstverständlich gehalten hatte.
Ich war keine Lebensretterin, sondern bloß ein hysterisches Weib, das zwei unterbezahlte Getränkelieferanten daran gehindert hatte, ihren Job zu erledigen.
Exzessiver Alkoholkonsum macht gar nicht schlank, wenn man gleichzeitig einen guten Appetit hat.
Die zarte Irina war gar nicht zart.
Und Isa war kein tugendhaftes Pflänzchen, sondern ein erotischer Vulkan, der soeben ausgebrochen war.
Was würde als Nächstes kommen? Gab es noch etwas, was ich nicht bemerkt hatte? Was ich falsch eingeschätzt hatte?
Ich hatte das seltsame Gefühl, dass noch irgendwas im Busche war, etwas, das plötzlich und ohne Vorwarnung über mich kommen würde. Etwas, das mein ganzes Leben verändern würde.
Aber was war es?
Was nur?
19
Die nächsten Tage machte ich das, was jede vernünftige Frau in ihrem Urlaub tun sollte: gar nichts.
Ich stand spät auf, aß, lag am Strand herum, aß, lag am Strand herum, aß, machte mich für den Abend schön, aß wieder. Zwischendurch genoss ich kühle Drinks und rauchte Roxies Zigaretten – wobei ich sagen muss, dass die echt ein Problem hat mit ihrer Raucherei. Unter zwei Packungen pro Tag kam die garantiert nicht aus, und es war schon richtig auffällig, dass sie alle paar Stunden Nachschub holen musste.
Und ich intensivierte meine Bräune. Das kam meinen körperlichen Voraussetzungen entgegen, denn es war nicht anstrengend. Außerdem macht Braun schlank. Das war mir bei Halle Berry aufgefallen, und auch vorher schon bei Mahatma Gandhi.
So wurde ich mit jedem Tag attraktiver und war eigentlich ganz zufrieden. Am Abend schauten wir uns die Shows an, dann tanzten wir noch ein bisschen und frönten unserer gemeinsamen Leidenschaft,
Weitere Kostenlose Bücher