Frauenheld: Frauenheld
ein großes IKEA -Bild von New York runden es ab. Ich brauche keinen Schnickschnack, keine Staubfänger.
Und jetzt gehört meine schöne Altbauwohnung wieder mir. Also, nicht wirklich. Sie ist nur gemietet, aber ich teile sie mit keiner Frau mehr – außer mit meiner Putzfrau. Na, wer weiß, wo ich so gut in Fahrt bin, trenne ich mich vielleicht auch noch von ihr.
Esra, eine 40-jährige Türkin, kommt einmal die Woche, und das jetzt schon seit über einem Jahr. Trotzdem versteht sie mich nur, wenn es darum geht, dass sie wieder einmal länger gebraucht hat, weil ich »so viele Hemden zum Bügeln« hatte, und sie mehr Geld haben will. Nicht verstehen will Esra, dass sie nicht jedes Mal den Kühlschrank ausstecken soll, wenn sie bügeln muss. Letzte Woche habe ich ein großes Schild an die Steckdose gemacht: Nicht rausziehen!, mit einem Totenkopf daneben. Doch nicht einmal das hat sie abgeschreckt. Wenn ich nicht will, dass mein Kühlschrank demnächst den Geist aufgibt, weil wöchentliches Abtauen nicht gesund ist, muss ich wohl einen Doppelstecker anschließen. Ist doch eine bessere Lösung, als Esra zu kündigen. Ich gehe ihn gleich morgen besorgen, und dann kaufe ich Farbe und streiche den Flur wieder weiß.
Oder wäre das übertrieben? Ist auch erst mal alles egal. Hauptsache, Julia ist weg. Ich zünde mir genüsslich eine Zigarette an, als die Badezimmertür aufgeht und Julia mich flotten Schrittes aus meiner Besinnlichkeit reißt.
»Bastian, du bist wirklich ein Arschloch. Seit wann hast du ein Problem mit mir? Hast du schon die nächste Schnecke am Start? Du hast mich doch nur ausgenutzt!«
Was ist denn jetzt los, war die Dusche zu heiß? Ausgenutzt? Sie wohnt quasi bei mir, zahlt keine Miete, lässt sich von mir täglich bekochen, und mit Zeus ist sie auch nie richtig warm geworden. Und was das Sexuelle angeht, da hatte ich gar keine Gelegenheit, sie auszunutzen.
»Ich habe keine andere, Jule. Mir ist einfach klar geworden, dass du es nicht bist, dass ich bei dir nicht glücklich bin. Anscheinend habe ich dich ja auch nicht glücklich gemacht. Jetzt lass es gut sein! Wir müssen doch kein Drama draus machen. Es waren sieben Monate und keine sieben Jahre. Ich bitte dich! Wir haben es versucht, und es hat nicht geklappt. Wo ist da das Problem?«
Ich versuche die Situation zu entspannen. Soll sie doch denken, was sie will. Lange Diskussionen bringen eh nichts mehr. Beschwichtigend lächele ich sie an. Das hätte ich besser nicht getan. Julia greift nach dem nächstbesten Gegenstand vom Wohnzimmertisch, der TV -Fernbedienung, und schleudert sie in meine Richtung. Ich versuche, sie aufzufangen. Dummerweise lasse ich dabei meine Zigarette auf die Couch fallen. Brandfleck! So ganz ohne Zerstörungen geht es wohl doch nicht.
»Sag mal, tickst du noch richtig? Weißt du, was diese Couch gekostet hat?«, schreie ich empört und versuche mit der Hand die Asche wegzuwischen. Leider entsteht dadurch nur ein großer, grauer Fleck.
»Geschieht dir ganz recht!«
Julia dreht sich um, schnappt sich ihre Tasche und reißt die Haustür auf. Mit einem lauten Rumms fällt sie hinter ihr ins Schloss. Frauen werden wohl schon im Kindergarten auf einen richtigen Abgang hin trainiert. Blöde Kuh!
Doch bevor ich mich weiter aufregen kann, überkommt mich die Freude: Sie ist weg! Endgültig weg! Freiheit! Ich kann wieder ins Bett gehen, wenn ich Lust dazu habe. Ich habe meine Decke wieder für mich alleine. Über das Fernsehprogramm entscheide ich. Und vor allem kann ich die Lautstärke nach meinen Wünschen wählen. Ich bin nicht schwerhörig, aber ist lautes Fernsehen so unnormal? Genau das ist es, was Julia mir immer gesagt hat: »Basti, du bist nicht normal. Du bist krank!« Ich bin kein 08/15-Typ, ja, aber ich bin doch nicht krank, weil ich lautes Fernsehen mag. Außerdem gehe ich gerne spät ins Bett.
Mein Job fängt nicht morgens um acht an, sondern erst um zehn. Also passt das auch. Ich bin halt ein Kreativer, arbeite in einer Werbeagentur und bin kein stinknormaler Bürohengst. Julia fand es immer fürchterlich, dass ich nicht mit ihr zusammen schlafen gegangen bin. Nach einer Woche Heulgeräusche aus dem Schlafzimmer habe ich mich breitschlagen lassen und bin ebenfalls um 22 Uhr ins Bett. Mit dem Ergebnis, dass ich stundenlang wach neben ihr lag. Für Sex war es ihr zu spät. Fernsehen durfte ich im Bett auch nicht. Nicht mal lautlos. Das Licht war ihr zu hell. Also lag ich wach und konnte über mein Leben
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