FreeBook Dr Westerwelle - Die erste offizielle Guidografie
Jurisprudenz an der Universität in Bonn ein. Allerdings interessiert sich der aufstrebende Abiturient auch für Politik und gesellschaftliche Fragen. Er liest Bücher des großen Philosophen Karl Raimund Popper und ist tief beeindruckt. Guido beschließt, selbst auch Popper zu werden. Von nun an hat er die Haare schön, trägt bunte Hosen und Kaschmirpullunder. Aus seinem Kassettenspieler umspülen ihn die sanften Klänge von Roxy Music und sorgen für ein kleines bisschen Geborgenheit in den endlosen Stunden vor dem Spiegel im heimischen Badezimmer, wo er sich der Verbesserung seiner Oberflächlichkeit widmet. In seiner Freizeit trinkt der junge Mann gerne mal keinen Alkohol oder wenigstens nicht so viel. Stattdessen lieber eine Cola. Er findet alles abschreckend, was die heile Welt seiner persönlichen Nabelschau stört. Rocker und Punker genauso wie Linke und Konservative. Was er gut findet und wozu er steht, lässt sich wesentlich schwieriger einschätzen. Schon damals legt sich Westerwelle auf nichts gerne fest, außer auf sich selbst.
Der Spätsommer des Jahres 1980 ist von der anstehenden Bundestagswahl geprägt. Der bayerische Ministerpräsident Franz Josef Strauß will Kanzler werden, Helmut Schmidt will Kanzler bleiben. Dazwischen steht wie immer die FDP. Und mittendrin in der damaligen Bundeshauptstadt auch der junge Guido. Was genau zu jener Zeit mit Westerwelle geschehen ist, lässt sich heute nur noch erahnen. Vermutlich hat es den orientierungslosen 19-Jährigen auf dem Weg in einen Krawattenladen in der Bonner Innenstadt zu einer Wahlkampfkundgebung verschlagen. Er hört Außenminister Genscher reden. Genscher erzählt von den Mächtigen der Welt und von sich. Genscher trägt Pullunder wie Guido auch. Genscher ist beliebt bei den Menschen. Guido will auch beliebt sein. Genscher ist ein Großer und Guido will auch so ein Großer sein. Der Auftritt des wendigen Staatsmannes lässt Guido im Überschwang der Gefühle zurück. Die fünf Coca-Cola, die er nebenbei getrunken hat, machen ihn zusätzlich fiebrig. Er setzt sich in sein weißes Golf Cabriolet und fährt ziellos im rheinischen Siebengebirge umher.
Ein lauer Sommerabendwind umschmeichelt seine rund geföhnte Stirnlocke. Und immer wieder klingt der aufbrandende Applaus in seinem Ohr nach, während er sich vor seinem geistigen Auge selbst auf der großen Bühne stehen sieht. »Ich spreche alle Sprachen dieser Welt«, schmettert Lena Valaitis dem jungen Gernegroß aus dem Autoradio entgegen. Westerwelle fantasiert, sieht sich um die Welt jetten, Paris, Washington, Moskau sind seine Stationen. Es ist die ganz große Bühne, die Bühne der Weltpolitik, die ihn anzieht. Nicht Schauspieler oder Künstler, auch Jurist will er nicht ernsthaft werden. Guido beschließt: Ich werde Politiker. Im Herbst 1980 tritt der junge Mann ohne Überzeugungen in die Partei ein, in der man am besten auf Überzeugungen verzichten kann.
Der junge Liberale – Guidos Aufstieg
DerFDP kommen junge Leute vom Schlage eines Westerwelle zu jener Zeit mehr als recht. Sie hat gerade ein Problem mit ihrer Jugendorganisation, den Jungdemokraten. Während die Alten zusammen mit der SPD regierten, hatte nämlich niemand so richtig auf die Jungen aufgepasst. Die waren, vom linken Zeitgeist erfasst, im Laufe der Jahre frech geworden und hatten immer öfter eine andere Meinung als die FDP selbst. Insbesondere standen die Jungdemokraten der wirtschaftsfreundlichen Politik der FDP kritisch gegenüber und lehnten die Aufrüstung mit amerikanischen Atomraketen in Deutschland ab. Da traf es sich bestens, dass im Jahr 1980 ein paar ordentliche junge Menschen wiederum eine andere Meinung als die Jungdemokraten hatten und die »Jungen Liberalen« gründeten. Der günstige Zufall wollte es so, dass sich diese Meinung doch sehr mit derjenigen der FDP deckte, weshalb der eine oder andere Bundestagsabgeordnete gerne ein paar Mark für die zukunftsorientierte Regierungsjugend lockermachte. Als sich die Jungdemokraten 1982 schließlich von sich aus von der FDP verabschiedeten, stand mit den Jungen Liberalen (Julis) eine neue Jugendorganisation bereit. Und mittendrin Guido Westerwelle. Er ist bereits 1980 Gründungsmitglied und profitiert dabei mit seinem Wohn- und Studienort in der Bundeshauptstadt Bonn von einem Standortvorteil. Schon 1981 ist Guido Kreisvorsitzender, im selben Jahr wird er zum stellvertretenden Bundesvorsitzenden der anständigen jungen Leute gewählt.
Bei den Julis macht Guido
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