Freiwild
vorgenommen, mich alleine zurecht zu finden, und dann war ich sofort für den leisesten Hauch Erotik empfänglich. „Du bist doch bescheuert“, murmelte ich zu mir selbst und schüttelte den Kopf.
Als die Maschine dann endlich fertig beladen war, abhob und ich mich in meiner Rettungsweste gemütlich in die Ecke gekuschelt hatte, blickte ich kurz noch einmal quer durch die Maschine den dunklen Soldaten an. Ein stattlicher Kerl, Mitte zwanzig so wie ich selbst. Er wirkte sehr zufrieden mit sich und seiner Umwelt. Ein Fels in der Brandung, und ich fühlte mich sehr zu ihm hingezogen. Da konnte man als Frau so taff sein wie man wollte, aber so ein starker Arm zum Beschützen konnte man immer gut brauchen. Zumal ich noch nicht wusste, wo ich im Endeffekt landen würde. Ich wusste nur, dass mich jemand am Flughafen in Butmir abholen würde. Die Agentur würde mir meine Instruktionen später per Mail senden.
„Du wolltest es doch gar nicht anders, Anne“, dachte ich. Das gleichmäßige Brummen der Motoren lullte mich in einen leichten Dämmerzustand und ich schloss die Augen.
Mein inneres Ich hatte recht. Ich wollte taff sein, ich wollte allein sein und ich wollte weit weg sein. Ich wollte mir selbst beweisen, dass ich fähig war, selbst auf mich aufzupassen und dafür niemanden brauchte. Unsicherheiten hin oder her. Man konnte sich ja doch nicht auf diejenigen verlassen von denen man glaubte, dass man sie liebte. Nur deshalb saß ich nun hier. Ich war schließlich erwachsen und würde das alles schon irgendwie hinkriegen. Mein Mut würde schon auftauchen, wenn ich ihn brauchen würde.
Ich war eingenickt gewesen. Nun wachte ich völlig verfroren auf und brauchte eine Weile, bis ich mich orientieren konnte. Durch die kleine Luke auf meiner rechten Seite konnte ich noch immer nur Wolken unter uns erkennen. Ich hatte nicht die geringste Ahnung wie lange wir nun schon in der Luft waren. Meinem schmerzenden Hinterteil nach zu urteilen schon ziemlich lange. Schlotternd kauerte ich mich auf dem kleinen Notsitz zusammen und schlang meine Arme um die Knie und versuchte so, mich ein wenig aufzuwärmen. Es war verdammt kalt hier.
Zögernd wagte ich einen Blick zu meinem Gegenüber, der tief zu schlafen schien. Das Buch, das er vorhin gelesen hatte, lag auf seiner Brust, die sich regelmäßig hob und senkte. Die Arme hatte er verschränkt, so dass sich die Uniform über seinen Schultern spannte und man erahnen konnte, dass sich unter dieser Jacke eine sportliche Statur befand. Die Ärmel waren bis über die Ellbogen hochgekrempelt und entblößten starke, muskulöse Unterarme. Die langen Beine hatte er ausgestreckt und die Füße in den schwarzen Stiefeln übereinandergelegt. Hätte ich nicht gerade erst die Erfahrungen mit Peter hinter mir gehabt, wäre er sicher in mein Beuteschema gefallen. So aber genoss ich nur den Anblick eines schlafenden, schönen Mannes in Uniform und stellte mir einfach nur vor, was man mit so einem Kerl alles anfangen könnte, ohne jedoch ernsthafte Ziele zu verfolgen.
Schließlich wendete ich mich der Luke zu und beobachtete, wie die Wolken unter uns vorbeiflogen.
„ Hier, die werden Sie bestimmt gebrauchen können.“ Erschrocken drehte ich mich um, weil ich nicht im Geringsten damit gerechnet hatte, dass mich jemand ansprechen könnte. Ich war so in Gedanken versunken gewesen, dass ich nicht bemerkt hatte, wie der schlafende Soldat aufgewacht, aufgestanden und mit einer Wolldecke in der Hand zu mir herüber gekommen war.
Lächelnd stand er vor mir und entblößte dabei strahlend weiße, regelmäßige Zähne. Es erschienen hübsche Grübchen auf seinen Wangen, die sein Gesicht sehr sympathisch aussehen ließen. Dann hielt er mir die braune, gefaltete Wolldecke vor die Nase.
„Danke!“. Ich nahm die Decke mit eiskalten und zittrigen Fingern und wickelte mich hinein. „Hier gibt es wohl keine Heizung, oder?“. „Nein“, antwortete er mit einem leichten Grinsen, „Soldaten sind da hart im Nehmen, müssen Sie wissen“. Aha. Männer frieren also im Gegensatz zu Frauen nicht. Gut zu wissen, mir welcher Einstellung hier so gedacht wurde. Haben wir noch weitere Vorurteile auf Lage, Mister? Fast hätte ich ihm die Decke wieder zurückgegeben, nur um zu beweisen, dass ich genauso hart im Nehmen sein konnte, wenn ich wollte. Dafür war mir aber viel zu kalt. Eigentlich war ich ja dankbar und zog die Wolldecke noch ein bisschen fester um mich.
Missmutig drehte ich mich zum Fenster zurück und
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