Freunde müssen töten: Thriller (AKTIONSPREIS nur bis 9. Juni) (German Edition)
jähzornig werden konnte, wenn er auf der Verliererstraße war. Genauso ist es mit Pestalozzi.“
„Wie meinen Sie das?“ Braun runzelte die Stirn und fixierte die Styroporkugel auf Goldmanns Schreibtisch, die das einzige Schmuckstück in dem funktionellen Büro war. Keine Bilder an den Wänden, nicht ein persönlicher Gegenstand auf dem Bord an der rückwärtigen Wand.
„Ich habe den Abschlussbericht der Mordkommission gelesen. Laura Pestalozzi wollte das Penthouse loswerden und sich in Spanien eine Finca kaufen.“
„Richtig. Entsprechende Unterlagen hat mein Kollege Gruber in der Wohnung sichergestellt“, stimmte Braun zu, der sein Verlangen nach einer kühlen Dose Bier fast nicht mehr unterdrücken konnte. „Sie hat auch einen Platz in einem Sanatorium in Marbella für ihren Bruder reserviert“, ergänzte er und konzentrierte sich wieder auf sein Gegenüber.
„Das war der Auslöser! Menschen mit seiner Krankheit wollen überhaupt keine Veränderung. Das macht sie häufig aggressiv.“ Goldmann kratzte mit einem seiner langen Fingernägel eine imaginäre Linie über die Glasplatte seines Schreibtischs.
„Das war die dünne weiße Linie – the thin white line – die er überschritten hat.“ Goldmann fuhr sich mit der Handkante elegant über den Hals. „Dann hat er seine Schwester gekillt, damit er wieder die Kontrolle hat.“
„Klingt alles ziemlich einleuchtend.“ Nach wie vor wunderte sich Braun, dass Goldmanns Büro kein einziges Fenster hatte. Es gab zwar einen Vorhang und einen Radiator darunter, aber keine Fensteröffnung, nur eine nackte Wand.
„Das menschliche Denken ist nun einmal einfach gestrickt. Chefinspektor“, sprach Goldmann weiter. „Es dreht sich immer um Sex und Siegen. Jeder will ein Winner sein, niemand ein Loser. Wenn sie erst einmal realisieren, dass sie ihren Lebensinhalt verloren haben, dann werden die Menschen zu Psychopathen.“
Nach diesen Worten stand Goldmann abrupt auf.
„Aber so geht es uns doch allen von Zeit zu Zeit. Dann werden auch unsere Handlungen irrational, denn sind wir nicht alle ein wenig Psycho?“
9. Ein Sieg wird gefeiert
„Bringen Sie den Herrschaften die gewünschten Erfrischungen“, sagte Nora, eine gertenschlanke, groß gewachsene Blondine, zu den beiden sehr jungen Mädchen, richtete ihnen noch die Halsbänder und öffnete dann die Flügeltüren, die in den Konferenzsaal führten. Elegant, so als würde sie über einen Laufsteg schreiten, umrundete sie den riesigen Besprechungstisch, die beiden Mädchen mit den Getränken im Schlepptau. Auf dem Konferenztisch stapelten sich Papiere, Ordner und Akten. Über die Bildschirme der Laptops flimmerten die Kurse der wichtigsten Börsenplätze und die Männer an dem Tisch hatten ihre Nadelstreifsakkos abgelegt und saßen dickbäuchig mit verschwitzten, aufgedunsenen Gesichtern in ihren weißen Hemden am Tisch und starrten auf einen enormen Flatscreen an der Wand. Auf dem Bildschirm war ein ähnlicher Konferenzraum mit ähnlich hässlichen Männern zu sehen, nur befand sich dieser Konferenzraum in Hongkong. Die Videokonferenz hatte den Zweck, zu erfahren, ob eine geplante Firmenübernahme durch die Wettbewerbsbehörde in Brüssel und das Kartellamt verhindert wurde oder nicht und deshalb war man auch noch telefonisch mit Brüssel verbunden.
Die beiden sehr jungen Mädchen verteilten die Karaffen mit walisischem Quellwasser und die Flaschen Roederer-Champagner auf dem Tisch, ohne dass irgendeiner der Männer von ihnen Notiz nahm. Alle schwiegen und starrten gebannt auf einen Mann mit blonden Haaren, der ein Vertu-Handy an sein Ohr presste und anscheinend jemandem zuhörte. Als sich Nora zu ihm hinunterbeugte, um ihm etwas zu sagen, winkte er nur unwirsch ab und sofort verschwand sie nach hinten und stellte sich kerzengerade zu den beiden sehr jungen Mädchen, die verschreckt an der Wand lehnten, ohne diese jedoch eines Blickes zu würdigen.
Nach quälenden Minuten, in denen sowohl die Männer in dem Konferenzraum als auch auf dem Flatscreen angespannt schwiegen, ließ der blonde Mann endlich das Handy sinken und sah in die Runde. Jetzt war die Anspannung beinahe greifbar und der Blonde kostete diese Spannung bis zur Neige aus.
„Brüssel und das Kartellamt haben zugestimmt! Die Firmenübernahme ist bewilligt!“, schrie er dann und streckte die Faust triumphierend in die Höhe. Wie auf Kommando sprangen alle von ihren Stühlen, der blonde Mann streckte nun beide Fäuste in die Luft, die
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