Freunde müssen töten: Thriller (AKTIONSPREIS nur bis 9. Juni) (German Edition)
verlieren. Doch dann hatte sein Kunde einen Mann engagiert, der Betriebsunfälle auf seine Weise entsorgte und alles war wieder gut.
5. Wien macht Druck
„Alle Indizien sprechen dafür, dass Gregor Pestalozzi seine Schwester Laura ermordet hat. Sind Sie nicht auch dieser Meinung?“
Robert Wagner, der Polizeipräsident von Linz, intern von allen Mitarbeitern Big Boss Wagner genannt, verschränkte die Arme vor seiner Brust und sah aus dem Fenster seines Büros im sechsten Stock des Polizeipräsidiums in den grauen Nebel, der die Stadt schon seit Tagen in ein diffuses und deprimierendes Zwielicht hüllte. Als er keine Antwort von Tony Braun erhielt, der vor seinem Schreibtisch saß, drehte er sich wieder um und versuchte ein aufmunterndes Lächeln in sein Gesicht zu zaubern.
Braun runzelte die Stirn und strich sich seine schwarzen Haare mit beiden Händen zurück. Gedankenverloren betrachtete er einen Ordner, der vor ihm auf Wagners Schreibtisch lag.
„Es stimmt, die Indizien sprechen für Gregor Pestalozzi als Täter. Nur mein Bauchgefühl sagt mir etwas anderes“, sagte er nach einer Weile zögernd.
„Sie und Ihr viel gerühmtes Bauchgefühl, Chefinspektor! Was verrät es uns denn heute?“ Ein ironischer Ausdruck schlich sich auf Wagners Gesicht und verstärkte seine fuchsähnlichen Züge.
„Warum sollte Pestalozzi seine Schwester umbringen und die Wohnung verwüsten? Auf mich machte er einen verzweifelten Eindruck. Er hat seine tote Schwester gefunden und ist durchgedreht. Sie dürfen dabei nicht vergessen – der Mann ist krank“, ließ sich Braun nicht aus der Ruhe bringen.
„Zu diesem Schluss kommt auch das Gutachten von unserem Psychiater Goldmann.“ Wagner hielt den Schnellhefter zur Bestätigung in die Höhe und ließ ihn dann wieder auf seinen mit Papieren angehäuften Schreibtisch segeln. Langsam ging er um den Schreibtisch herum, blieb erst ganz knapp vor Braun stehen und beugte sich zu ihm hinunter.
„In Wien möchte man, dass die Sache vom Tisch ist“, flüsterte er vertraulich und schob sein spitzes Gesicht noch näher an Braun heran, so dass dieser die geplatzten Adern in dem kalkweißen Gesicht von Wagner überdeutlich sehen konnte. „Laura Pestalozzi war eine ehemalige Miss World und weit über die Grenzen hinaus bekannt!“
Braun hob überrascht die Augenbrauen. Wagner hatte seine Hausaufgaben gemacht und sich anscheinend intensiv mit dem Modelbusiness beschäftigt.
„Der Fall hat international für Schlagzeilen gesorgt. Eine schöne Frau mit einem verrückten Bruder, von dem niemand etwas wusste. Diese Geheimnisse lieben nun einmal die Leser.“ Mit seinen grauen Augen starrte Wagner durchdringend in Brauns Gesicht. „Der Auftrag aus Wien lautete unmissverständlich: den Fall unter allen Umständen so schnell wie möglich aufklären!“
Wagner richtete sich langsam wieder auf, umrundete seinen Schreibtisch und setzte sich Braun gegenüber. „Das haben wir auch erreicht! Auftrag ausgeführt!“, sagte er im Brustton der Überzeugung und klopfte zur Bekräftigung noch mit der flachen Hand auf den Tisch.
„Wir lassen uns also von Wien vorschreiben, wie wir zu ermitteln haben?“, fragte Braun und wetzte genervt auf seinem Stuhl hin und her. Es war immer wieder das Gleiche. Big Boss Wagner hasste Schwierigkeiten und suchte wie üblich den bequemsten Weg. Vor allem aber wollte er es jedem recht machen. Das war vielleicht auch das Geheimnis seines Erfolgs: Seilschaften bilden, niemandem zu nahe treten, wegschauen, wenn es darauf ankam.
Wagner verdrehte die Augen und schnaufte hörbar.
„Braun, als Leiter der Mordkommission müssen Sie doch wissen, dass es manchmal übergeordnete Interessen gibt! Laura Pestalozzi war internationale Eventmanagerin der Krell Holding. Ihr gewaltsamer Tod schadet dem Unternehmen, dass hauptsächlich im Ausland tätig ist. Um das internationale Rating des Unternehmens nicht zu gefährden, hatte der Fall deshalb auch höchste Priorität.“
„Der Tod einer Eventmanagerin gefährdet ein börsennotiertes Unternehmen?“, fragte Braun ungläubig. „Da steckt doch noch mehr dahinter!“ Herausfordernd sah er Wagner an, der sich jetzt sichtlich unwohl fühlte und hektische rote Flecken in seinem weißen Gesicht bekam.
„Laura Pestalozzi hat rauschende Feste für die wichtigsten Kunden und Investoren organisiert. Ende der Diskussion, Braun!“, sagte Wagner knapp und klappte gedankenverloren den silbernen Bilderrahmen mit dem Porträt seiner Frau
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