Freunde und andere Feinde: Endzeit-Thriller (German Edition)
Metzger und sagte im ruhigen Ton: „Wenn du uns zu wenig Fleisch lieferst, nehmen wir uns etwas anderes. Vielleicht deinen Sessel oder deinen Tisch. Das machen wir so lange, bis du uns wieder die vereinbarte Menge Fleisch bereitstellst oder deine Stube leer steht. Das ist der Preis um in der letzten Zivilisation der Welt, Sodom, zu leben. Oder willst du nach Gomorrha gehen? Was glaubst du, wie dort verhandelt wird?“
„Ich werde es mir merken“, erwiderte der Metzger entmutigt.
Siamak beförderte noch eine weitere Wurstscheibe in seinen Rachen und ging zur Tür.
„Übrigens“, erwähnte Siamak lachend. „Wenn du denkst, du hättest dir den falschen Beruf ausgesucht, dann überlege dir, wie die Nutten ihre Steuerschulden abstottern.“
Gut gelaunt zog er mit einem Bein die Tür hinter sich zu.
6
Zwischen dem Dorfbrunnen und der „Villa“ des Königs lagen nur wenige Häuser, die von der Zerstörung verschont blieben. Um das königliche Grundstück herum verlief ein Bach in Form einer Schleife, der passenderweise die Festung des Königs als eine Burg mit Burggraben aussehen ließ. Das riesige, weiße Landhaus besaß einen Vorhof der von halb abgestorbenen Ahornbäumen und Rosenbüschen gesäumt wurde. Die Pflanzen die mehr tot als lebendig wirkten, aber rein von der Definition noch am Leben waren, wurden an zwei Wochentagen von dem Blumenmädchen Julia gepflegt. Julia erledigte in Sodom alle Floristenarbeiten, außer das Unkraut zwischen Ginas und Vanessa Beinen zu jäten. Der König bezahlte Julia für die Gartenarbeiten mit Essen und ab und an einem Gläschen Wein. Mehr verlangte sie auch nicht für ihre Arbeit.
Im Kontrast zu ihren pechschwarzen, dreckigen Fingernägeln, die sie in die Erde bohrte und grausam nach den Unkrautwurzeln ausstreckte, strahlten ihre hellblauen Augen pure Unschuld aus. Aufgrund ihrer langen, blonden Haaren und ihrer zierlichen Figur versuchte jeder Mann ihr den Hof zu machen. Doch nur einer vermag das Herz der jungen Blumendame zu erwärmen.
Beo marschierte neben dem Geländewagen her, der mit den Fundstücken aus dem Ödland vollgeladen war.
Als Julia den Konvoi anrücken sah, winkte sie ihnen zu. „Da seid ihr ja wieder! Ich dachte schon ihr hättet euch verlaufen.“
„Ich dachte schon ihr hättet euch verlaufen, mimimimi , pass auf, dass du dich nicht in die falsche Ecke verläufst, Goldlöckchen“, murmelte Nada.
Vidal und Beo winkten ihr freudig zu, während Zehvier von dem herzlichen Empfang wenig mitbekam, da er auf dem Rücksitz des Geländewagens eingeschlafen war. Kaum hatte Nada den Wagen geparkt, schwang Beo sich hinüber zu Julia.
„Du siehst ja ganz schön mitgenommen aus“, sagte Julia mit einem Blick auf Beos mit schwarzen Sand befleckter Kleidung. „Hat sich euer Wochentrip wenigstens gelohnt?“
Beo grinste und sah zu Vidal rüber, der stolz mit seinem neuen Maschinengewehr winkte.
„Für Vidal gab es neues Spielzeug. Zwei Rehe konnte er damit erlegen und außerdem fanden wir Früchte und Kartoffeln.“
„Freut mich. Schön, dass du es wieder heil nach Hause geschafft hast.“
„Danke, Julia. Schön dich wieder zu sehen.“
Nach diesem Teil der Konversation standen sie, wie sonst auch, nur sich schweigend gegenüber.
„Ich sollte...“ Sie blickte auf die Rosenbüsche. „Ich sollte weitermachen. Nicht, dass dein Vater denkt, ich würde nichts arbeiten.“
Er nickte. „Er hat wieder eine cholerische Phase. Wir sollten ihn nicht reizen.“ Er blieb noch ein paar Sekunden länger stehen und lächelte ihr hinterher, ehe er seinen Geschwistern beim Ausladen half.
Da der kleine Hof des Königs nicht gerade an ein majestätisches Imperium erinnerte, versuchte der König wenigstens seine Hierarchieplanung perfekt zu planen. Während seine rechte Hand Siamak die Steuern eintrieb, gingen seine Kinder Vidal, Zehvier, Nada und Beo außerhalb des Dorfes auf Beutejagd. Seit dem Beginn der neuen Welt vor zehn Jahren, hatte der König Sodom in seinem eisernen Griff und das nur, weil er jeden Prozess von der Steuereintreibung, bis hin zu den ordentlich geschnittenen Rosenbüschen makellos kalkulierte.
„Die lässt dich niemals im Leben ran!“, rief Nada Beo zu, als dieser zum Geländewagen schlenderte.
„Wir sind nur Freunde“, beteuerte Beo.
Zum ersten Mal für diesen Tag ließ Vidal sein Maschinengewehr los und legte brüderlich seinen Arm um Beo. „Sie mag dich, Bruder. Wenn ich du wäre, hätte ich schon längst...“
Kaum
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