Freundin für Allie
Schüler unserer Klasse, die – wie Rosemarie – Wettkämpfe mögen, konnten es nicht abwarten, so aufgeregt waren sie. (Ich mag keine Wettkämpfe. Es ist nicht lustig, wenn einer verliert und am Ende in Tränen ausbricht … das ist eine Regel.)
Meine Mitschüler flüsterten die ganze Zeit: »Wir machen die Danielson-Klasse platt« und »Caroline gewinnt, wart’s nur ab«.
Caroline hatte letztes Jahr den Buchstabier-Wettbewerb der Drittklässler gewonnen. Ich war froh darüber, dass ich mit dem Mädchen befreundet war, das gewinnen würde. Das verringerte den Druck. Aber obwohl ich Wettkämpfe nicht mochte, wollte ich natürlich auch nicht, dass meine Klasse verlor. Noch weniger wollte ich diejenige sein, wegen der die Klasse verlor.
Doch kaum hatte ich mich versehen, sagte Mrs Hunter auch schon: »Gut, Kinder, dann stellt euch auf. Ich hoffe, ihr seid bereit«, was ich mit Sicherheit nicht war.
Wenn Mom und Dad mir doch nur ein Handy erlauben
würden, dann hätte ich sie anrufen und mich nach Lady Serena Archibald erkundigen können. Dann wüsste ich Bescheid und müsste nicht mehr so nervös sein. Es ist so was von unfair, dass ich kein Handy bekomme!
Wir stellten uns auf und Mrs Hunter führte uns die Treppe zur Turnhalle hinunter. Auf dem Weg trafen wir auf Mrs Danielsons Klasse, die ebenfalls Richtung Turnhalle marschierte. Obwohl wir nicht reden dürfen, wenn wir in Zweierreihen durchs Schulhaus gehen, hörte ich Rosemarie zu Mrs Danielsons Klasse sagen: »Wir machen euch fertig! Seht ihr die da?« Rosemarie zeigte auf Caroline. »Die lässt nichts von euch übrig!«
Ob Mrs Danielsons Klasse wohl genauso große Angst bekam wie ich, als Rosemarie mir gedroht hatte, mich zu verhauen? Sie hatte es eine Weile nicht mehr erwähnt, aber das lag sicher nur daran, dass sie mich zeitweise vergessen hatte. Wahrscheinlich würde ich bald irgendwas tun, was Rosemarie wieder daran erinnerte, dass sie mich fertigmachen und nichts von mir übrig lassen wollte. Es war nur eine Frage der Zeit.
Mrs Danielsons Schüler sahen nicht besonders verängstigt aus. Sie strömten zu den Stühlen auf der einen Seite der Halle, die unser Hausmeister Mr Elkhart für die Veranstaltung hergerichtet hatte. Wir setzten uns auf die Stühle auf der anderen Seite der Halle. Alle redeten nervös durcheinander und kicherten, erst recht, als wir die in einer Reihe aufgestellten zehn Stühle auf der Bühne entdeckten. Ich fragte Erica, wer dort Platz nehmen sollte.
»Die zehn Besten werden da sitzen«, antwortete sie.
»Oh«, sagte ich nur. Ich hoffte, ich würde es nicht verhauen, wenn ich unter die zehn Besten käme und da vorne sitzen würde. Vor allem wegen Rosemarie.
In dem Augenblick flüsterte Caroline mir zu: »Allie, ich weiß nicht, ob ich diesmal wieder gewinne. Mir geht es echt nicht gut.«
Ich flüsterte zurück: »Wegen der Plätzchen?«
Caroline, die wirklich elend aussah, nickte.
Ich konnte es nicht fassen! Wenn Caroline den BuchstabierWettbewerb nicht für unsere Klasse gewann, würde jemand fertiggemacht werden, bis nichts mehr von ihm übrig blieb. Außerdem hatte ich das Gefühl, dass dieser Jemand nicht zu Mrs Danielsons Klasse gehörte. Es würde das Kind aus unserer Klasse sein, das als letztes drankam und ein Wort nicht korrekt buchstabieren konnte. Auf gar keinen Fall wollte ich das sein.
Nun begann der Buchstabier-Wettbewerb. Mrs Hunter und Mrs Danielson gingen abwechselnd durch die Reihen und baten Kinder, verschiedene Wörter zu buchstabieren. Aus Gründen der Gerechtigkeit fragte Mrs Danielson die Kinder aus Mrs Hunters Klasse und umgekehrt. Kein Kind sollte bevorzugt werden, indem die eigene Lehrerin Wörter abfragte, die das Kind buchstabieren konnte. Hatte ein Kind korrekt buchstabiert, musste es aufstehen. Wenn es einen Fehler gemacht hatte, musste es sitzen bleiben und schied aus. So sollte
es weitergehen, bis die zehn Besten feststanden, die dann vorne auf der Bühne weiterbuchstabieren mussten.
In Mrs Danielsons Klasse waren schon vier ausgeschieden und in Mrs Hunters Klasse fünf, als ich drankam. Als Mrs Danielson auf mich zukam, schlug mein Herz so schnell, dass mir übel wurde.
Bitte, ein einfaches Wort , betete ich. Ein einfaches Wort, ein einfaches Wort . Ich hatte echt größere Sorgen, als meine Klasse zu enttäuschen. Möglicherweise war ich bereits die Adoptivmutter eines zu früh geborenen Kätzchens! Beim BuchstabierWettbewerb zu verlieren, hatte mir bei meinem schrecklich
Weitere Kostenlose Bücher